Ein Museum zum Anfassen und Ausprobieren

5.4.2015, 13:00 Uhr
Ein Museum zum Anfassen und Ausprobieren

© Foto: privat

Die Gemeinde will die Planung eines Heimatmuseums angreifen. Schlägt Ihr Herz höher, Herr Strunz?

Alfred Strunz: Selbstverständlich. Die Idee gibt es schon länger. Sie ist sozusagen mit dem Heimatraum gewachsen. Bei Sonderausstellungen wie zuletzt zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, vhs-Kursen oder dem Tag der offenen Tür haben ihn bisher etwa 1000 Menschen besucht. Wir machen auch Gruppen- oder Einzelführungen.

Ob Roßtal, Langenzenn oder Stein – Heimatmuseen haben einige im Landkreis. Ist Veitsbronn nicht ein bisschen spät dran?

Strunz: Man ist nie zu spät dran, denn Museen können immer gegründet werden, denken Sie an das Ludwig-Erhard-Haus in Fürth oder das Neue Museum in Cadolzburg. Und mit unserem Konzept, das wir zugrundelegen, un-
terscheiden wir uns klar von ähnlichen Einrichtungen.

Inwiefern?

Strunz: Wir wollen nichts präsentieren, was es im Landkreis bereits gibt. Also beispielsweise keine landwirtschaftlichen Großgeräte wie sie die Oldtimerfreunde in Unterulsenbach zeigen. Wir werden uns nicht mit Vereinen überschneiden. Außerdem wird es in unserem Museum das Schild „Berühren verboten“ nicht geben. Bei uns darf man die Dinge anfassen und benutzen. Im Heimatraum hat beispielsweise die vhs einen Kochkurs angeboten, bei dem der Herd mit Holz gefeuert wurde. Wir haben eine Maschine, um Seile zu drehen. Gäbe es bessere räumliche Möglichkeiten, könnte man einen Drechsler oder Klöppler einladen und Workshops veranstalten, eben ein Museum zum Mitmachen. Das hebt uns hervor.

Ist der knappe Platz, der einzige Grund, warum es ein Museum bräuchte, oder ist es auch die Lage des Heimatraums? Neben dem Veitsbad sind Sie etwas ab vom Schuss.

Strunz: Nein, die Lage ist gut. Wir haben im Sommer rund 1000 Badbesucher, da schauen viele bei uns vorbei. Wir haben genügend Freiflächen und Parkplätze. Schlecht ist aber, dass der Heimatraum zu klein ist und wir die Infrastruktur des Bades, also Wasseranschluss und Sanitäranlagen, nur während der viermonatigen Öffnungszeit nutzen können.

Nun hat die SPD das alte Schulhaus bzw. Rathaus in der Siegelsdorfer Straße 2 als Standort ins Gespräch gebracht. Eine Immobilie, in der auch Sie sich das Heimatmuseum gut vorstellen könnten. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür?

Strunz: Das Haus, Ende der 1850er Jahre gebaut, ist ein tolles Objekt, das vom Keller bis unters Dach nutzbar wäre und über genügend Ausbaureserven verfügt. Wir könnten also viele Dinge aus diversen Lagerräumen holen und präsentieren, sie sozusagen von Deponaten zu Exponaten machen. Auch eine kleine Freifläche ist vorhanden. Derzeit wird das alte Rathaus aber von Hausfrauenbund und Zenngrundorchester genutzt, den Vereinen müsste man natürlich eine andere Bleibe anbieten.

Das Anwesen soll jetzt vorrangig auf die Eignung als Heimatmuseum geprüft werden, es gibt aber Bedenken im Gemeinderat, das Haus könne bald wieder zu klein werden.

Strunz: Ein Museum ist weder lage- noch größenabhängig. Es verändert sich und wird nie fertig sein. Im Moment ist die Siegelsdorfer Straße 2 aus meiner Sicht die erste Wahl, aber ich versteife mich nicht darauf. Die Entscheidung trifft die Gemeinde, denn sie muss letztlich auch die Kosten für die Einrichtung tragen. Schließlich ist ein Museum immer ein Zuschussbetrieb.

Zirndorf hat im Zuge der Sparbemühungen die Öffnungszeiten im mit hauptamtlichen Kräften bestückten Museum beschnitten. Wer würde sich in Veitsbronn um das neue Haus kümmern?

Strunz: Die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins sind sehr engagiert und würden ihren Beitrag leisten. Allerdings leiden auch wir unter Nachwuchsproblemen, das heißt, die Kapazitäten sind nicht unendlich. Man müsste dann sicher bezahlte Mitarbeiter einstellen.

Jetzt wird es einen Runden Tisch geben, an dem die Veitsbronner Vereine mit Politik und Verwaltung ein Nutzungskonzept für gemeindliche Immobilien, etwa die spätestens 2017 frei werdende Mittelschule, entwickeln. Was halten Sie davon?

Strunz: Das ist absolut sinnvoll, ich freue mich darauf. Vielleicht entstehen dabei neue Ideen und eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten.

Wird heuer wieder eine Sonderschau im Heimatraum stattfinden?

Strunz: Im Sommer dreht sich bei uns alles um das Thema 150 Jahre Bahnstrecke und Bahnhof Siegelsdorf. Außerdem wird eines unserer Mitglieder bis dahin eine Chronik zum Thema fertigstellen.

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