Erlangen: „Motive, die etwas Beruhigendes haben“

25.2.2015, 16:14 Uhr
Erlangen: „Motive, die etwas Beruhigendes haben“

© Foto: Löffler

Bilder, die den Maler und Betrachter zur Ruhe kommen lassen: Der international tätige IT-Manager und passionierte Radfahrer David Nicholls sucht gerne nach Herausforderungen. In der Kunst hat er einen Gegenpol zu seinem sonst oft stressigen Leben gefunden: „Ich wähle Motive, die etwas Beruhigendes haben“, erklärte der gebürtige Brite bei einem Atelierbesuch der EN. „Das bringt mich auch runter.“

Zwei Treppenabsätze führen in David Nicholls künstlerisches Reich unter dem Dach eines einladenden Reihenhauses in Alterlangen. Kiefernholzverkleidete Wände, große Tische, ein paar Lampen und Staffeleien schaffen eine funktionale, bescheidene Atmosphäre. „An diese Wand projiziere ich meine Fotos“, erklärt Nicholls und zeigt auf die einzige weiße Fläche im Raum. Das Dachgeschoss hat er klar strukturiert: Es gibt ein Zimmer zum Arbeiten mit Pastellkreiden, eines zum Aquarellmalen und ein kleines Lager mit einem Waschbecken.

2004 hat sich der lange weltweit tätige IT-Manager seine erste höherwertige Kamera gekauft, mit der er seither tausende Aufnahmen gemacht hat – unter anderem in China, den USA und Tunesien. „An meine Geschäftsreisen hänge ich oft noch ein paar Tage privaten Urlaub dran“, sagt Nicholls. Beim Malen beschränkt er sich lieber auf ihm besser vertraute Gefilde – seine Heimat Nordengland, das nahe Schottland und Wales sowie sein Zuhause seit 36 Jahren: Franken. „Es gibt so viele Sachen, die ich hier noch malen will“, sagt Nicholls.

Einzig und allein auf Sylt habe er schon fast alle für ihn interessanten Motive dargestellt. „Ich kann diese Vorstellung von Sylt im Kopf hervorrufen. Diese Stimmung ist einfach da“, sagt Nicholls und berichtet von unzähligen Reisen mit seiner Frau auf die größte nordfriesische Insel.

Umgekehrt könne er sich beim Betrachten seiner Werke wieder an die Situationen erinnern, die ihnen zugrunde liegen: „Wenn ich die Bilder anschaue, kann ich mich dorthin vor Ort beamen.“

Seine genaue Beobachtungsgabe, seine sichere Malweise und seine Fähigkeit zur Abstraktion hat sich David Nicholls im Selbststudium sowie in ein paar Kursen an der Kunstakademie Bad Reichenhall und im Internet angeeignet. „Manchmal schaue ich mir im Zug ein Video an, wie ein erfahrener Künstler arbeitet“, sagt der 58-Jährige. Was seine eigenen Arbeiten anbelangt, übt er sich in Zurückhaltung: „Ich halte meine Bilder für relativ einfach. Sie haben zwar etwas, sind aber keine Kunstwerke.“ Dass bei „Kunst auf der Couch“ im Sommer so vielen Besuchern seine stimmigen Aquarell- und Pastellbilder gefallen haben, habe ihn überrascht, resümiert Nicholls, der sich schon auf den nahen Ruhestand freut. „Ich möchte mehr Licht in meine Bilder bringen und mehr draußen malen“, berichtet Nicholls. Bislang fertigt er vor Ort lediglich Skizzen mit Buntstiften oder Aquarellfarben an. Seine eigentlichen Werke entstehen dann in seinem Atelier oder in einem für den Urlaub gemieteten Ferienhaus.

Nicholls besonderes Interesse gilt der Natur. So zeigen viele seiner Arbeiten weitgehend menschenleere Landschaften zu unterschiedlichen Jahreszeiten, Tiere und Stillleben mit Blumen, Früchten oder Gemüse. Jedes Jahr verbringt der IT-Manager aus Alterlangen etliche Wochenenden in den Bergen zum Wandern oder Radfahren.

Dabei und bei seinen Reisen entdeckt er immer wieder reizvolle Motive, die er zunächst fotografiert. Beim späteren Malen gehe es ihm nicht um eine detailgetreue Abbildung der Fotos, sondern um einen Ausdruck, für den er auch das Motiv verändere und mit Farben experimentiere.

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