Zur Fürther Kärwa: 125.000 feierten den Erntedankfestzug

12.10.2015, 06:10 Uhr
Rappelvolle Straßen: Der Erntedankfestzug durch Fürth ist eines der Highlights der Michaelis-Kirchweih.

© Winckler Rappelvolle Straßen: Der Erntedankfestzug durch Fürth ist eines der Highlights der Michaelis-Kirchweih.

Pünktlich um zwölf Uhr konnte die Kamera des Bayerischen Rundfunks, der den Zug einmal mehr live übertrug, die ersten Gruppen am Rathaus einfangen, sie wurden von der Menschenmenge mit Applaus empfangen. In der Sonne funkelten die Instrumente der Spielmannszüge um die Wette, das Fell der Kutschpferde glänzte, und die Trachten dürften nie farbenfroher gewirkt haben.

Den 90 teilnehmenden Vereinen und Gruppen - insgesamt liefen wieder mehr als 3000 Menschen mit, vom Kleinkind bis zum Rentner - gelang es im Handumdrehen, das Publikum für sich einzunehmen.

Und auch zwei besondere Gäste, die heuer auf der Tribüne am Rathaus neben Vertretern aus Politik und Gesellschaft Platz genommen haben, waren angetan: Dagnija Baltina und Rut Carek, Generalsekretärinnen der Unesco-Kommission in ihren Heimatländern Lettland und Kroatien, schwärmten hinterher von der Vielfalt der Teilnehmer, die so viele Facetten des Alltagslebens abbildeten: von den Helfern der Freiwilligen Feuerwehr, des THW und des BRK über die Sportvereine und die griechischen sowie türkischen Kulturvereine bis zu den Kleingärtnern, den Malern und Fleischern, den Trachtenvereinen und den Landwirten, die für die Ernte danken.

Wird die Michaelis-Kirchweih bald Weltkulturerbe?

Hier werden Menschen gefeiert, stellten die beiden fest, die alle zum Funktionieren einer Stadt beitragen. Ganz deutlich, so die beiden Gutachterinnen, spüre man, wie sehr dieser Umzug in Fürth verwurzelt sei und wie sehr er von der Bevölkerung geschätzt werde. Darauf komme es der Unesco an. Wie berichtet, bemüht sich die Stadt Fürth darum, dass die Kirchweih samt Festzug auf die Liste des "immateriellen Kulturerbes" aufgenommen wird.

Mit besonders lautem Applaus wurden zwei weitere Gruppen "Alltagshelden" gefeiert: die Profis der Spielvereinigung Greuther Fürth, denen der Nachwuchs hopsend und fröhlich singend ("Derbysieger, Derbysieger, hey, hey, hey!") folgte, sowie Fürths prominente Spaßvögel Volker Heißmann und Martin Rassau. Gegenwärtig war beim Festzug aber auch der Streit um die Gustavstraße: "Lautlos wird der Einsatz Pflicht, sonst sehen wir uns vor Gericht", war etwa auf dem Wagen der Freiwilligen Feuerwehr Fürth zu lesen.

"Die Leute haben gleich applaudiert"

Der OB bekam traditionell einen Laib Brot überreicht - was für ihn ein gewohntes Ritual war, war für Corinna und Cornelia Bachmann eine Premiere: Die beiden fünfjährigen Zwillinge liefen zum ersten Mal im Festzug mit, im Team der Bühne Erholung. Die Aufregung sei am Morgen sehr groß gewesen, erzählten die Eltern, doch kaum setzte sich der Zug um 11 Uhr in der Südstadt in Bewegung, sei die Anspannung von den beiden Mädchen abgefallen: Mit ihren Blumen winkten sie ins Publikum. "Die Leute haben gleich applaudiert", erzählt die Mutter, "und wir waren natürlich stolz".

„So schön wie noch nie“ sei dieser Festzug gewesen, waren hinterher Martha Krempels (70) und ihre Freundin Erna Konnerth (72) überzeugt, die seit 25 Jahren in Fürth bzw. Hersbruck zuhause sind und jedes Jahr hierherkommen. Die beiden Frauen stammen aus Siebenbürgen – der Verband der Siebenbürger Sachsen, der beim Zug mitlief, wärmte ihr Herz besonders. Für sie besteht kein Zweifel, dass der Festzug auf die Unesco-Liste gehört: "Da steckt so viel Arbeit in diesem Fest, es bringen sich so viele Leute ein, das muss man denen hoch anrechnen."

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