Experimentieren sehr erwünscht

31.3.2014, 20:37 Uhr
Experimentieren sehr erwünscht

© privat

Kunst und Kochen finden sich bei Charlotte von Elm selbstverständlich zusammen.

Wenn sie Pinsel und Leinwand zur Seite stellt, dann lädt sie ein zu Kochkursen der besonderen Art. Beispielsweise bei dem Kurs „Voodoo-Küche“, drei Stunden lang eintauchen in die Düfte und Geschmacksvariationen der afrikanischen Kochkunst. „Bei Voodoo denken viele an schwarze Magie“, weiß die Künstlerin, die in Essen studiert hat. „Aber zunächst ist es nur Magie, was Lebensmittel, Gewürze und Aromen uns an positiven Energien zur Verfügung stellen.“

Für den abendlichen Kochkurs hat sie sechs verschiedene Gerichte ausgesucht, Schwierigkeitsgrad von sehr einfach bis etwas anspruchsvoller. Die Kursteilnehmer können ausprobieren, was ihnen liegt.

Liebevoll gestaltete Rezeptblätter liegen an jedem Arbeitsplatz aus, nachdem es zur Stärkung und Lockerung einen Aperitif gab. „Ich habe kein Küchengerät, bei dem sich die Frage stellt, ob es auch fliegen kann“, beruhigt sie mit Blick auf die perfekt ausgestattete Profiküche.

Zum Einstieg wird Couscous-Salat mit frischer Minze, Petersilienblättern, Kurkuma und Safran zubereitet. Ganz nebenbei erzählt Charlotte von Elm ein wenig zu den Zutaten. So besteht der Couscous aus Hartweizengrieß, im Gegensatz zum ähnlich schmeckenden Bulgur aus Weizengrütze. „Meine Rezepte bekomme ich oft über Gespräche mit Einheimischen, daher sind sie authentisch“, verrät Charlotte von Elm, während ihr Auge stets jeden Topf und jede Schüssel auf den blanken Edelstahlflächen im Blick hat.

Fünf Jahre lang hat sie dazu noch hauptberuflich gekocht, war Chefin des RIZ im Zumikon und weiß aus dem Effeff, wie Profiküche funktioniert. Diesen Anspruch hat allerdings kaum einer der Kochschüler, hier geht es um die Lust am Essen und darum, spielerisch etwas dazuzulernen. Die Süßkartoffelsuppe ist anfängersicher, gefährlich ist nur die Endabstimmung mit Kardamom, Muskatnuss, Cayennepfeffer, Nelken und Ingwer, da muss die Meisterin selbst den Probierlöffel ansetzen.

„Man braucht bei mir in den Kursen keine Vorkenntnisse, aus der Praxis als Köchin und Künstlerin weiß ich, dass in Küche und Atelier viel schiefgehen kann“, plaudert sie aus dem Nähkästchen, während das Öl für den nächsten Gang – frittierte Kochbananen – langsam heiß wird. Der Dip dazu besteht aus Tomatenmark, das mit Öl, Zwiebeln, Knoblauch und Salz püriert wird.

„Seit der Ölmalerei weiß man, dass es kaum etwas gibt, das man nicht retuschieren könnte“, meint sie und ermuntert ihre Schüler zum Experimentieren. „Beim Kochen heißt es: Ist der Koch noch so besch . . ., er muss sich nur zu helfen wissen! Ich weiß auch, dass viele Rezepte durch Fehlgriff entstanden sind, und dann hat man es probiert und gesagt, mein Gott, schmeckt das gut! Ein Unfall, den man dann kultiviert.“

Für das Kichererbsenpüree gilt: Wer abschmeckt, bestimmt die Schärfe. Die abgetropften Kichererbsen wandern mit Kapern, gehacktem Knoblauch, Zitronensaft und Olivenöl in eine Schale zum Pürieren, und dann kommt eine teuflisch scharfe rote Curry-Mischung dazu.

„Man muss Aromen Zeit zum Entwickeln geben“, warnt sie vor zu viel des Puders. „Wenn man zu schnell nachwürzt, dann verwürzt man es, weil es im ersten Moment nicht schmeckt und nicht scharf genug ist.“

Vorsicht auch beim Hauptgang, der Hähnchenbrust mit Erdnuss-Soße und Reis, denn Ingwer und Curry wirken nachhaltig. Bei der Nachspeise, gebratene Ananas mit Kokosflocken, darf vorher reichlich mit Rum mariniert werden, die saftig frische Frucht verträgt einiges.

Für Charlotte von Elm sind die Küchenevents nur eine Hommage an ihre zweitliebste Leidenschaft. Die große Liebe bleibt die Kunst, deren profunde Kenntnis sie mit leichter Hand immer wieder einfließen lässt. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind in erster Linie Malerei und Konzeptkunst, außerdem setzt sie Speisen bei „Food-Fotografie“ in Szene.

Ästhetisch zauberhaft eingedeckt mit Weidenzweigen und Rosen zu weißen Stoffservietten dürfen die Kochkursteilnehmer schließlich an der Tafel genießen, was sie am Herd kreiert haben – im Atelier, das zum „Essperimentierraum“ wird.

Mehr Informationen über Charlotte von Elms Hinterhaus in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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