Herrlich unaufgeregt: Zu Besuch bei alten Bekannten

Nürnberg - Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Auch in kulinarischer Hinsicht. Denn, mal ehrlich: Er probiert zwar gerne Neues - hier ein Stäbchen Asia-Kost und dort ein Löffelchen Vegan-Soufflé. Aber zum Wohlfühlen zieht es ihn wieder in altvertraute Gefilde. Das Ristorante "Peppino" scheint definitiv so ein Refugium zu sein.

„Wohnzimmer“ betitelte einst der damals maßgebliche Kneipenführer „Sekt und Selters“ Nürnbergs ältestes italienisches Lokal am Maffeiplatz. Und da ist was dran. Wohnzimmer kommen ja auch nie so richtig aus der Mode.

Beim „Peppino“ an der eher unattraktiven Straßenecke hat sich so gut wie nichts verändert. Klar, ein frischer Polsterbezug, ein neuer Anstrich, mal eine neue Ausleuchtung sind Pflicht, wenn der Laden täglich brummt. Aber die Karte? Ist beruhigend gleich geblieben. Wo andere große, mit Kreide beschriebene Tafeln daherschleppen, auf denen man mühevoll die Schnörkelschrift mit den Tagesangeboten entziffern muss, findet sich bei „Peppino“ seit jeher eine Tageskarte im kleinen Menübüchlein, auf der mit ordentlichen Druckbuchstaben stets einige Gerichte dazwischengeschrieben sind, die dem Koch spontan nach Sichtung des Marktangebots eingefallen sind. Sardelle fritte (9,50 Euro) etwa oder Tagliatelline tartufo nero (15 Euro).

Fragt man Carlo Spiridigliozzi, der vor einem Jahr das Lokal von seinem Bruder übernommen hat, nach seinen Plänen, dann blickt er freundlich-fragend über den Brillenrand. „Unser Essen kennen alle. Die Leute mögen es so und nicht anders.“ Das Publikum, durchaus eher der gehobenen Schlemmerszene zuzuordnen, gibt dem 53-Jährigen sicher recht.

Mehr zum Thema

Peppino

Gastro-Guide

Essen und Trinken

Omas Teller (9 Euro), ach, diese Vorspeisenleckerei mit diversem eingelegten Gemüse und ein wenig Käse, war zwar vor Jahrzehnten günstiger, aber sicher nicht besser. Man sollte den Spiridigliozzis dankbar sein, dass sie ihren Gästen das geben, was sie in hektischen Zeiten suchen: Nämlich die Gewissheit, dass sich manche Dinge nicht ändern müssen. Nicht mal die Einrichtung.

Manches ist einfach immer gut. Und so muss natürlich auch die Pasta all arrabiata (7,90 Euro) bestellt werden, die man schon als Student gerne nahm, weil sie den Geldbeutel nicht überstrapazierte. Augen zu — Mund auf: Ahhh, gleich wiedererkannt — diese sanfte Schärfe, die perfekte Tomatensoße. Danke, Peppino. Bleib, wie du bist.

Mehr Informationen über das Peppino in unserer Rubrik Essen und Trinken!