Hier reift der Pizzateig 48 Stunden lang

5.6.2017, 08:00 Uhr
Hier reift der Pizzateig 48 Stunden lang

© Horst Linke

Cineasten bestellen hier, gar keine Frage, "Pizza Gourmet". Der neue Laden heißt schließlich "Lammbock" - nach der gleichnamigen Kult-Komödie mit Moritz Bleibtreu aus dem Jahr 2001. Im Film liegt unter einer bestimmten Salamischeibe auf dem Teiggrund immer ein Alupäckchen mit Haschisch. Auch in der Wiesentalstraße gibt es dieses Überraschungspaket unter der Wurst. Doch darin steckt eine edle Gourmet-Droge: gehobelte schwarze Trüffel, garantiert ohne eine Spur von Cannabis.

Das ehemalige "Sabberlodd" in St. Johannis hat bekanntlich einen Traumgarten unter hohen Bäumen. Unter den Füßen knirscht jetzt frisch aufgeschütteter Kies. Das Lokal wurde fünf Monate lang gründlich renoviert, es ist heller geworden und nüchtern möbliert. Drinnen hat es 50 Plätze, auf der Terrasse 20 und im Selbstbedienungsgarten (die Pizza wird gebracht) noch mal 100.

Hier also knetet Pizzabäcker Samuele Monaco aus Neapel voll im Trend. Denn der endlose Burger-Bedarf scheint endlich gestillt, "Vera Pizza Napoletana" ist bundesweit der neue Hype. Und sie ist alles andere als nur eine weitere x-beliebige Pizza, sondern eine besonders gut gereifte. Volle 48 Stunden lang gärt ihr Teig mit ganz wenig Hefe, um dann für nicht mehr als 60 Sekunden im 480 Grad heißen Profi-Ofen zu verschwinden. Normale Pizza-Öfen schaffen allenfalls 250 Grad.

Die "Lammbock"-Betreiber Derya Kutzer und Serkan Özis versprechen hoch und heilig Bekömmlichkeit - und bekommen recht. Das elastisch-lockere Gebäck mit dem leicht rußfleckigen Leopardenmuster am Rand und den ganz und gar nicht verkochten Zutaten schmeckt super - und liegt einem nicht wie andere Feld-, Wald- und Wiesen-Pizzen wie ein Stein im Magen. Dafür macht man gerne geschmolzenen Betonkäse verantwortlich. Doch es sei der nicht lange genug gereifte Teig, heißt es im "Lammbock".

Satt, aber nicht pappsatt, kann man zumindest über den angebotenen Nachtisch nachdenken, der "Pizza Schoki" heißt. Doch, ein bisschen geht noch. Erdbeeren, Nutella, Banane, diese infantile Kombination ist nicht nur für Kinder gut. Man fragt sich am Ende, warum die echt neapolitanische Variante dieses deutschen Lieblingsgerichts so lange gebraucht hat, bis sie hier angekommen ist. Schon wegen der Bekömmlichkeit.

Ob leicht geräucherter Provolone, Pistaziencreme, Salsiccia, San-Marzano-Tomate oder Mozzarella, alle Zutaten sind bio und stammen aus der Heimat des fröhlichen Pizzaiolos, dessen dampfende Kunstwerke zwischen sieben und 20 Euro kosten. Krampfhaft auf Italienisch machen will man hier nicht, heißt es. Buona Sera Signorina singsangt hier keiner, die Pizzen tragen Fantasienamen wie "Mohammad Ali", "Superwahnsinn" oder "Teufelszeug". Wie schön, das quälende Gesetz, dass es zu guter Pizza immer schlechten Wein gibt, ist hier außer Kraft. Allein der Sauvignon von Winzer Emil Bauer aus der Pfalz erlöst vom Leiden am Billig-Binogritscho. Claudine Stauber

Das "Ciao" feiert Geburtstag

Wenn ein Restaurant 50-jähriges Bestehen feiert, dann scheint sein Konzept aufzugehen. 1967 eröffneten Piero und Franca Fratoni in einer ehemaligen Bäckerei in der Schweiggerstraße 28 ihr Eiscafé "Gondola", in dem man nicht nur "Banana Split", sondern auch Pizza und Spaghetti essen konnte. Zu einer Zeit, als die italienische Küche noch ziemlich unbekannt in Deutschland war.

1974 wurde das Lokal in "Piccola Gondola" umbenannt, 1986 saniert, vergrößert und abermals mit einem neuen Namen bedacht. Das "Ciao", das an diesem Wochenende sein Jubiläum feiert, war geboren.

Auch heute ist noch die ganze Familie in der Gastronomie tätig. Sohn Luca übernahm 1994 das "Kontiki" in der Altstadt, mittlerweile ist sein Schwager Alessandro Selce sein Partner. Nicht zu vergessen Sonja Fratoni, Lucas Schwester, die ebenfalls seit 1994 die Eltern im "Ciao" unterstützte. Seit 2003 sind Franca und Piero Fratoni sozusagen in Rente und die neue Generation - "La nuova Generazione" - am Ruder.

50 Jahre, das soll im gesamten Juni im "Ciao" gefeiert werden - mit viel italienischer Live-Musik und allerlei kleinen Vergünstigungen bei Pizza, Pasta und Getränken. Nach den Pfingstferien, am Freitag, 30. Juni, und Samstag, 1. Juli, unterhalten Franco und Antonio Moreno die Gäste musikalisch. Darüber hinaus hat Luca Fratoni noch eine besondere Karte mit Gerichten aus der "Gondola" zusammengestellt. Sicherheitshalber reservieren!

Das "Lavash" schließt zum 1. Juli

Die einen feiern, die anderen schließen. Nach fünf erfolgreichen Jahren gibt Cenk Aksu sein türkisches Restaurant "Lavash" an der Regensburger Straße ab. Noch bis mindestens 1. Juli verwöhnt einen der Koch mit ägäischen Spezialitäten und hat eine Abschiedsaktion geplant: "Wünscht euch von mir Speisen und ich koche sie für euch", sagt Cenk Aksu und bittet um zwei Tage Vorlaufzeit, damit er auch die nötigen Zutaten in der Küche hat.

Es sei ein bisschen viel gewesen in letzter Zeit, sagt Aksu, der außer dem "Lavash" auch noch zusammen mit Thomas Hoffmann das Restaurant in der Deutschherrnstraße 31 bewirtschaftet. Künftig wolle er sich mehr dem "Pegnitztal" widmen. Auch die Speisekarte solle dort um neue Gerichte erweitert werden - "aber es wird kein zweites Lavash!".

Pläne hat der Koch und Musiker, den man auch für ein Dinner zu Hause buchen kann, dennoch: Er will den Nürnbergern auch künftig zeigen, wie gut die ägäische Küche schmeckt. Wo und wie, das stehe aber noch in den Sternen. Also werden wir uns noch einmal von Cenk bekochen lassen und anschließend ein paar Tränen verdrücken. Weil es immer so schön war, im "Lavash".

Neue "L'Osteria" in Erlangen

Und noch einmal Italien: Die "L'Osteria"-Kette, deren Siegeszug in Nürnberg in der Pirckheimerstraße begann, erobert nicht nur Wien, Bristol oder Berlin. Auch Erlangen hat nun seine "L'Osteria". Ein ehemaliges Schuhgeschäft zwischen Hugenottenplatz und Uni-Bibliothek ist für das Unternehmen aufwendig umgebaut worden. An dem 72. Standort stehen, wie in allen anderen Filialen auch, riesige Pizzen aus dem Holzofen und Pasta im Mittelpunkt. Katja Jäkel

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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