Kon Tiki wird 40: Polynesien direkt an der Pegnitz

13.9.2018, 05:54 Uhr
Das Südsee-Flair hat sich bis heute gehalten. "Wir haben nur sanft renoviert", sagt Luca Fratoni, der das "Kon Tiki" seit 26 Jahren führt.

© Ralf Rödel Das Südsee-Flair hat sich bis heute gehalten. "Wir haben nur sanft renoviert", sagt Luca Fratoni, der das "Kon Tiki" seit 26 Jahren führt.

Eine Woche vor der Eröffnung holte Klaus Kobjoll, "Vater" des "Kon Tiki" und heute Herr des "Schindlerhof", seinen neuen Koch aus Honolulu am Nürnberger Flughafen ab. Der junge Mann hatte neben seinem Koffer noch ein Surfbrett unter dem Arm. "Er hätte gehört, in Spanien könne er an seinem freien Tag zum Surfen gehen!", erzählt Klaus Kobjoll lachend. Der Koch fing dennoch an, in dem polynesischen Restaurant an zu arbeiten, von denen es damals nur zwei in Europa gab. Auch, wenn er in Franken nicht surfen gehen konnte. Und das "Kon Tiki" entwickelte sich schnell zum Hotspot der Schönen, Reichen und Berühmten.

Seit nunmehr 40 Jahren gibt es die polynesisch angehauchte Bar samt Restaurant in den denkmalgeschützten Fischerhäusern am Pegnitzufer. Das Südsee-Flair hat sich bis heute gehalten. "Wir haben nur sanft renoviert", sagt Luca Fratoni, der das "Kon Tiki" seit 26 Jahren führt. Einige Jahre später stieg sein Schwager Alessandro Selce ein. Der Name "Kon Tiki" stammt übrigens von dem Balsa-Floßboot, mit dem Thor Heyerdahl im Jahr 1947 von Peru aus die Tuamotu-Inseln erreichte.

Urlaubserinnerungen an der Pegnitz

Während einer Südseereise in den 70er Jahren kamen Klaus Kobjoll, der Architekt Detlef Schneider und die Innenarchitektin Karin Schenk auf die Idee, den Nürnbergern mit einem Restaurant Urlaubserinnerungen an die Pegnitz zu bringen. Die erste "Erlebnisgastronomie" war geboren.

Also kauften die drei noch während ihrer Reise das passende Interieur und Dekoration für rund eine halbe Million Mark und schickten sie mit dem Schiff nach Deutschland. Darunter 10 000 Muschelketten, die den Gästen am Eröffnungsabend um den Hals gehängt werden sollten. "Da bleibt dem Besucher angesichts der kostbaren Batikarbeiten und originellen Sitzgelegenheiten vor Bewunderung die Spucke weg", schrieben die Nürnberger Nachrichten 1978.

Vor allem die Sportler strömten von Anfang an in das verwinkelte Haus mit kleiner Terrasse zur Pegnitz: Klaus Augenthaler oder Lothar Matthäus, später Andreas Köpke und auch der Ex-Club-Torhüter Raphael Schäfer und seine Mannschaft. Etliche berühmte Musiker, wie Joe Cocker, Eros Ramazotti, Tina Turner und sogar Robbie Williams wurden direkt aus dem Konzertsaal hierher kutschiert und zwischen Palmenwedeln, Bambus und polynesischen Masken, den Tikis, gesichtet. "Die Prominenten kommen aber auch zu uns, weil wir ihnen Privatsphäre schaffen", sagt Luca Fratoni 40 Jahre später. Sprich: Schnell mal ein Handyfoto machen ist nicht drin.

Berühmt berüchtigte Cocktails

"Das Lokal war einfach der Brüller. Es gab ja damals nicht 100 Bars wie heute", sagt Ulla, die in den 70er Jahren dort gearbeitet hat. Und so wollten alle rein ins "Kon Tiki", "die einen repräsentativen Autoschlüssel hatten, den man schön auf dem Tresen platzieren konnte", sagt sie lachend. Die entsprechenden Damen – auf der Suche nach dem möglichst reichen Mann fürs Leben – inbegriffen. Hinter der Bar hatte Ulla zuerst gelernt, was überhaupt ein Cocktail ist. Und wie man "Mai Tai", "Pina Colada" oder den berüchtigten "Zombie" mixt. "In jeden Drink kam eine Orchideenblüte", erinnert sie sich. Ganze Sträuße wurden deshalb täglich geliefert.

Der "Zombie" ist legendär. Als "Fruchtig, hochprozentig" wird er in der Karte beschrieben. Man bekomme immer höchstens zwei, heißt es. Und Alessandro Selce bestätigt: "Das ist richtig. Dann reicht es nämlich auch." Rauskrabbeln soll niemand aus dem Restaurant. Eine gewisse Etikette ist den Besitzern nämlich sehr wichtig.

Brand sorgte für Schließung

"Sea Bar" oder "Tiki Tresen": Treppauf treppab geht es durch das alte Fischerhäuschen, von Bar zu Bar. Aber nicht nur das – Essen kann man hier natürlich auch: Von Steaks über Fisch bis Känguru. Für die nachwachsende Generation werden jetzt auch Burger angeboten. So mancher Heiratsantrag wurde bei Champagner ausgesprochen. "Das merken wir immer, wenn der Mann besonders nervös ist", sagt Alessandro Selce.

Einen Tiefpunkt gab es aber auch im "Kon Tiki": In der Nacht vom 25. zum 26. Januar 2002 brannte ein Teil des Gebäudes aus, und das Lokal musste geschlossen werden. Ein halbes Jahr danach erstand es wie Phönix aus der Asche neu, mit ausgeklügelter Haustechnik und Klimaanlage sowie schwer entflammbaren Materialien. "So etwas wollen wir nicht nochmal erleben", sagt Selce, der zugibt, damals den Tränen nicht nur nahe gewesen zu sein. Luca Fratoni kam übrigens das erste Mal durch den Hintereingang ins "Kon Tiki" – als 14-Jähriger.

Mehr Informationen über das "Kon Tiki" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

Verwandte Themen


1 Kommentar