Kultgerichte im Vergleich:"Drei im Weggla" gegen Currywurst

16.8.2018, 09:40 Uhr
Kultgerichte im Vergleich:

© Günter Distler

Wer in Nürnberg durch die Altstadt zieht, begegnet ihr an jeder Ecke: der Nürnberger Rostbratwurst. Ob im Weggla oder mit Sauerkraut, Kartoffelsalat oder Creme-Meerrettich – alle Varianten sind beliebt. "Die Nürnberger Bratwurst ist hier die älteste Kulturspeise", verrät Werner Behringer, Inhaber vom Nürnberger "Bratwursthäusle". Bei uns in Westfalen dagegen setzt man auf die Currywurst. Imbissbuden florieren und gerade zur Mittagszeit bilden sich dort lange Schlangen. Grund genug, sich die Kult-Wurstgerichte mal näher anzuschauen. Ein Vergleich.

Die Zubereitung

Gemeinsam haben die Kultgerichte ja schon mal eines: Sie bestehen aus Fleisch. Aber worin unterscheiden sich die Speisen am meisten? Das Offensichtlichste ist wohl die Verarbeitung. Für die Currywurst werden Brüh- oder Bratwürstchen gegrillt oder gekocht und dann klein geschnitten. Es gibt sie mit oder ohne Darm, wobei die Variante ohne Darm besonders als Berliner Original gilt. Mal ist die Soße fruchtiger, mal schärfer, die Zubereitung variiert. Wer eine Currywurst bestellt, muss mit regionalen Unterschieden rechnen.

"Die" Currywurst gibt es nicht. Das weiß auch Andrea Schrade, sie ist Inhaberin der Imbissbude "Schlemmerstübchen" in Meschede. Die Kreisstadt im Sauerland zieht besonders Wandertouristen und Winterurlauber an — und die haben oft einen anderen Currywurst-Geschmack als der Sauerländer: "Wir hatten schon Gäste aus Berlin, die über unsere Currywurst ganz verwundert waren, weil bei ihnen zu Hause Brühwurst verwendet wird, übergossen mit kaltem Ketchup", so die Meschederin. Für den Sauerländer dagegen müsse die Soße warm, gut gewürzt und die Wurst fein und gegrillt sein.

In Nürnberg ist, wo Nürnberger Rostbratwurst draufsteht, auch Nürnberger Rostbratwurst drin, denn der Begriff ist seit dem Jahr 2003 geschützt.

Die Traditionswurst darf nur den echten Namen tragen, wenn sie auch im Nürnberger Stadtgebiet hergestellt wurde. Auch mit der Größe nimmt der Nürnberger es bei seiner Lieblingswurst ganz genau, weiß Werner Behringer vom "Bratwursthäusle": "Sieben bis neun Zentimeter darf die Wurst lang sein, sie hat einen Durchmesser bis von zu 15 Millimetern und ist 20 bis 25 Gramm schwer." Wichtig sei außerdem, dass die Wurst nicht mehr als 30 Prozent Fett habe. "Die Fleischqualität ist natürlich hoch", so Behringer.

Serviert werde die Bratwurst in verschiedenen Varianten, zum Beispiel als "Blaue Zipfel" im Essigsud, als Naggerte, also Nackte, aus der Haut geschält auf dem sogenannten "Keckbrot" oder als "Bauernseufzer", wobei die geräucherte Bratwurst kalt verzehrt oder in einem Heißwasserbad erhitzt wird.

Bei der Currywurst hält man es da einfacher: Pommes dazu, Mayonnaise drauf – fertig. Im Sauerland und Ruhrpott nennt man das dann übrigens "Mantaplatte".

Kultgerichte im Vergleich:

© privat

Die hat es, wenn auch vielleicht nicht unter diesem Namen, über die Grenze nach Bayern geschafft. Neben der fränkischen Bratwurst steht zum Beispiel beim Nürnberger Imbiss "Der Kerscher" auch die Currywurst auf der Speisenkarte. Aber kann sie sich auch gegen die traditionelle Nürnberger Rostbratwurst durchsetzen?

"Ja, kann sie", sagt Tim Kerscher. In seinem Imbiss steht anstatt Nürnberger Rostbratwurst allerdings die fränkische Bratwurst auf der Karte: "Die Nürnberger Rostbratwurst ist zu klein, da muss man ja 20 Stück essen, um satt zu werden, und dann wird es zu teuer", sagt er.

Ob sich jetzt die Currywurst oder die Bratwurst in seinem Laden besser verkauft, könne man aber gar nicht so genau sagen: "Das kommt immer darauf an. Wenn der Kunde etwas zum Unterwegsessen mitnehmen will, entscheidet er sich für die Bratwurst im Brötchen, einfach weil es praktischer ist." Die Leute, die im Imbiss essen, würden aber stärker auf die Currywurst setzen. Als Beilage gibt es Pommes oder ein Weggla.

"Ich persönlich esse zur Currywurst am liebsten ein Brötchen, schließlich ist ja die Soße das Beste und in die kann man ein Brötchen viel besser tunken." Aber: "Wir Franken haben ja keine Ahnung von der Currywurst", sagt Tim Kerscher und lacht. Ein bisschen Ahnung scheint er aber zu haben, er bietet die Currywurst in zwei Varianten an: Westfälisch und nach Berliner Art. Am Ende gibt es beim Vergleich Currywurst gegen Nürnberger Bratwurst keinen Verlierer – lecker sind sie beide.

Mehr Informationen in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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