Ohne Gewürze schmecken Rohnudeln nach nichts
8.2.2018, 10:00 Uhr
Die Rohnudeln bestehen aus der Konjak-Wurzel, der Knolle der Teufelszunge. In Japan, West- und Zentralchina wächst sie auf einer Höhe von 600 bis 2500 Metern bei einer Durchschnittstemperatur von 16° C.
Die Abnehmindustrie feiert die Pflanze als Wundermittel. Der Grund: Aus der Wurzel wird Glucomannan gewonnen, eine sehr zähe, Stärke-ähnliche Substanz, die bis zu 50 Mal so viel Wasser bindet, wie sie Eigenvolumen hat. Glucomannan ist frei von Kohlenhydraten und hält trotzdem lange satt, was die Konjak-Wurzel besonders attraktiv für Diäten oder Lowcarb-Ernährung macht. Der (dauerhafte) Verzehr begünstigt den Blutdruck, Blutfettwert und Cholesterinspiegel. Da die Nudeln geschmacksneutral sind, nehmen sie über Soßen oder Gemüsesorten die gewünschte Würz-Note auf.
"Raw Pasta", also rohe Nudeln - was soll denn das Besondere dran sein? Jede Nudel ist doch vor dem Kochen erst mal roh. Trotzdem: Heute Abend gibt es die glutenfreie und total gesunde Pasta, die aus einer Wurzel hergestellt wird (siehe Kasten rechts).
Der erste Eindruck beim Anblick der drei weißen Plastikbeutel: Skepsis. Sie fühlen sich irgendwie labbrig an. Aber der Hunger ist groß, auch wenn sich der Appetit angesichts dessen noch in Grenzen hält. Nach dem vorsichtigen Aufschneiden der Packung passiert erst einmal – nichts. Die "Nudeln" sind nämlich doppelt eingeschweißt. Wenn das Plastik besiegt ist, erklärt sich schnell von selbst, warum: Der Geruch ist beißend. Der erste Gedanke: Ab in den Müll damit. Doch die Neugier siegt. Was steht denn auf der Rückseite der Verpackung?
Siehe da, die Rohnudeln sind nicht vergammelt. Der Geruch ist angeblich ganz normal. Vor dem Verarbeiten soll man die – in einer leicht milchigen Flüssigkeit schwimmenden – Spaghetti abtropfen lassen und danach gründlich abwaschen.
Muss gutes Essen gut riechen? Hilfreich ist das schon – aber das hier tut es jedenfalls nicht. Der Geruch ist immer noch sehr präsent, vielleicht sogar noch schlimmer geworden. Nur nicht aufgeben, das Experiment hat ja gerade erst begonnen...
Also zuerst die Nudeln als glibberigen Haufen in der Spüle liegen lassen und ran an die Soße. Die "Raw Pasta" muss laut Beschreibung nur zwei Minuten erhitzt und kann dann sofort verzehrt werden. Schon wieder ist sie da, die Skepsis. Zwei Minuten erhitzen bedeutet auch: nur zwei Minuten, um den Gestank rauszubekommen. Die Hersteller müssen es ja wissen.
Muss gutes Essen immer gut aussehen? Das hier tut es jedenfalls nicht . . . Da die Pflanzen, aus der die Rohnudeln gewonnen werden, aus Asien kommen, ist die Suche nach der Soße schnell beendet und orientiert sich an der Herkunft.
Mit Salz, Curry und Chili
Jetzt beginnt der spannende Teil: Der weiße Rohnudel-Konjac-Haufen wird in die köchelnde Soße gekippt. Die Pfanne sah vorher schon etwas unappetitlich aus, aber nun wird das Mahl durchs Verrühren zu einer undefinierbaren Masse. Doch siehe da: Der Gestank ist weg. Nach zweiminütigem Erhitzen wird die erste Kostprobe gewagt. Die vorher durch ordentlich Chilipulver sehr scharf gewordene Soße ist jetzt eher mild. Fast könnte man sagen: Sie schmeckt nach nichts mehr. Also noch mal Salz, Curry und Chili hinein.
Nachdem die Nudeln akkurat auf große weiße Teller drapiert wurden, sehen sie sogar recht lecker aus. Immer noch argwöhnisch, landet die erste volle Gabel im Mund. Wer hätte das gedacht? Es schmeckt richtig gut! Die Konsistenz ist etwas weicher als bei herkömmlichen Nudeln, aber ansonsten gibt es keinen Unterschied.
Eine einzige Portion genügt schon – der Bauch ist völlig voll. Lag’s an der äußerst nahrhaften Soße oder an den Nudeln? Aber egal, lecker war es auf jeden Fall. Jemand, der ernsthaft Diät macht, sollte allerdings auf Erdnusscreme und Cashewmus als Beilage verzichten... Fazit: Die Rohnudeln können für Diättreibende und GlutenAllergiker ein echter Gewinn sein — vorausgesetzt, man kocht sich eine sehr würzige Soße dazu. Die Nudeln schmecken nämlich unfassbar penetrant nach absolut nichts. Klingt unlogisch, ist aber so.
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