Fallen in Oberasbach Bäume für einen Parkplatz?

15.1.2016, 13:00 Uhr
Fallen in Oberasbach Bäume für einen Parkplatz?

© Foto: Thomas Scherer

Dort, wo die Kinder und Jugendlichen der Grund- und Mittelschule in der Pause herumtoben, regiert das Grau der Pflastersteine. Einzige Ausnahme: Zwischen der Grundschule und dem Jugendhaus Oasis erstreckt sich eine Wiese mit Büschen, Bäumen und einem sogenannten Außenklassenzimmer. Ausgerechnet hier, das hatte der Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, sollte ein Parkplatz realisiert werden.

Schriftlich teilte Bürgermeisterin Birgit Huber der Grundschul-Konrektorin Elke Wilhelm mit, dass geplant sei, auf der besagten Fläche „mindestens 51 Stellplätze“ zu errichten. Damit wolle man – Stichpunkt angespannte Parkplatzsituation und gestalterische Aufwertung des Schulgeländes — die Situation verbessern. Zwar müssten der Pavillon und ein Großteil der Grünfläche „leider weichen“, durch die Erhöhung der Stellplätze ergebe sich jedoch „ein Mehrwert für das gesamte Schulzentrum“.

Das sieht man in den betroffenen Einrichtungen, auch die Kinder des neuen städtischen Hortes nutzen am Nachmittag das Areal gerne, ganz anders. Als gewichtigstes Argument führen die Konrektorin, aber auch der Elternbeirat, an, dass sich die Verkehrssituation speziell morgens und mittags eher noch verschärfen dürfte. Dann werden Kinder zur Schule gebracht oder abgeholt, Gleiches gilt für die gegenüber dem Jugendhaus liegende Kindertagesstätte Mutter Teresa.

Bei Wendemanövern auf dem bereits bestehenden Parkplatz, so Elke Wilhelm, gebe es unübersichtliche, gefährliche Situationen. Käme nun eine weitere Parkfläche dazu, entstünde vor dem Schultor eine Kreuzung, die die Schüler überqueren müssten. „Rücksichtsloses Verkehrsverhalten“ hat die Konrektorin ohnehin festgestellt: „Die Autofahrer nehmen auf die Schüler leider keine Rücksicht.“

Das grüne Areal spielt zudem für den Heimat- und Sachkunde-Unterricht eine wichtige Rolle. Wenn etwa die Themen „Wald“ oder „Hecke“ behandelt werden, haben die Kinder die Anschauungsobjekte gleich vor Ort. Gerne genutzt wird die Fläche von den Schülern in der Pause zum Spielen oder auch ganz einfach als Rückzugsgebiet. Die Konrektorin hielte es für problematisch, das hat sie wiederum der Bürgermeisterin schriftlich mitgeteilt, wenn die Schüler von der Stadt das Signal erhielten, „dass Parkplätze wichtiger sind als die Bedürfnisse der Kinder“.

Kinder schrieben Briefe

Die sind entsetzt darüber, was mit dem von ihnen so titulierten „Naturschutzgebiet“ passieren soll und haben das die Bürgermeisterin in zum Teil mit bunten Bildern verzierten Briefen wissen lassen. „Ich bin traurig, bitte kein Parkplatz“, bringt ein Erstklässler seine Gemütslage auf den Punkt. „Ich mag den Ort sehr zum Malen“, schreibt ein anderer. Ein Drittklässler entwirft für die Bürgermeisterin folgendes Szenario: „Stellen Sie sich mal vor, es gibt einen Spielplatz, wo Sie ganz oft hingehen. Und wenn Sie dann noch mal hingehen, steht ein Parkplatz da.“ Auch die Oberasbacher Ortsgruppe des Bundes Naturschutz setzte sich schriftlich für den Erhalt des grünen Fleckchens ein und spricht mit Blick auf das Vorhaben der Stadt von einer „rückwärts gewandten Verkehrspolitik“.

Viele Argumente, die bei der Bürgermeisterin auf offene Ohren stießen. Birgit Huber habe sich viel Zeit genommen, berichtet Elke Wilhelm, und den Kindern den Zusammenhang zwischen dem auf dem Schulgelände geplanten Vorhaben und der Situation im Ortszentrum erläutert. Bekanntlich wird im Juli mit dem Abriss der maroden städtischen Tiefgarage an der Vorderen Hochstraße begonnen, der Neubau soll im Mai 2017 beendet sein. Für das benachbarte Rathaus braucht die Kommune laut Baurecht einen Nachweis für 46 Stellplätze. Auch die Akquirierung von Fördermitteln spielt eine Rolle. Bis August muss die neue Parkfläche vorhanden sein, die jetzt woanders entstehen könnte.

Das Bauamt hat sich inzwischen auf die Suche nach alternativen Lösungen gemacht und ist gleich in der Nachbarschaft der Schule fündig geworden. Am Montag bekommen die Stadträte drei Vorschläge präsentiert. Die Varianten 1 und 2 sehen Parkflächen auf dem alten Bauhofgelände neben dem Jugendhaus vor. Außerdem soll der Verkehrsübungsplatz vor der Mittelschule, sofern der Unterbau für die Last der Autos ausreichend dimensioniert ist, herangezogen werden.

Die von Bauamt und Bürgermeisterin favorisierte Variante 3 würde die Stellplätze komplett auf das Gelände des ehemaligen Bauhofs verlagern. Noch unklar ist aber, ob nach dem notwendigen Abbruch der dort befindlichen Gebäude, die die Stadt derzeit zu Lagerzwecken nutzt, überhaupt Baurecht besteht. Auf jeden Fall braucht die Kommune neuen Stauraum. Den würde eine Leichtbauhalle bieten, die andernorts entstehen müsste. Mit geschätzten Kosten von 360 000 Euro wäre diese Lösung zwar rund 136 000 Euro teurer als die anderen beiden Vorschläge. Jedoch sieht das Bauamt hier den größten Mehrwert, zudem, heißt es, könnten mit Blick auf die Schulen Nutzungskonflikte vermieden werden.

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