"Familienarzt" nimmt Abschied nach 5000 Geburten

25.10.2014, 13:55 Uhr

© Scholz

Nathrat, der ursprünglich aus dem Badischen stammt, kann längst als wirklich alteingesessener Laufer Arzt bezeichnet werden. Am Krankenhaus war er zuletzt der dienstälteste Mediziner unter allen Kollegen. Und in seiner Praxis in der Nürnberger Straße behandelte er im vergangenen Jahrzehnt sogar Frauen aus bis zu drei Generationen – „ich war für manche ein echter Familienarzt“, sagt der 67-Jährige. In der Schwangerschaft begleitete er oftmals nach der Mutter auch die Tochter auf dem Weg zur Geburt. 5000 Kinder brachte er mit zur Welt, davon knapp 800 im Geburtshaus.

In Lauf begann er nach ersten Stationen in Offenburg und Freiburg im Februar 1980 – in einer Gemeinschaftspraxis an der Heldenwiese mit Dr. Maron und am Kreiskrankenhaus. Bis dahin hatte es an der Simonshofer Straße lediglich eine Geburtshilfe gegeben. Nathrat führte gynäkologische Operationen ein. Gebärmutterentfernungen oder Bauchspiegelungen waren ab sofort möglich in Lauf. Dabei nutzte der Frauenarzt damals schon möglichst selten das Skalpell, heute ist die Endoskopie Standard. Als Belegarzt habe er sich immer gut unterstützt gefühlt, lobt Nathrat die frühere und heutige Krankenhausleitung.

Worte des Lobes für den Frauenarzt

Aber die Wertschätzung ist alles andere als einseitig. Wer mit dem Gynäkologen zusammengearbeitet hat, ist voll des Lobes. Allen voran die Hebammen des Geburtshauses, das Nathrat quasi mit gegründet hat. Zumindest entschied er sich 2005 dafür, sich gemeinsam mit Veronika Lembke-Bräunig und Ina Russner auf die Suche nach ausreichend großen Räumen für eine unmittelbare Nachbarschaft der Hebammen- und Frauenarztpraxis zu machen.

„Es war schon hauptsächlich die Sache der Hebammen“, erläutert Nathrat rückblickend. Das Trio kannte sich bereits vom Laufer Krankenhaus, die Frauen wollten sich nicht damit abfinden, dass in den Kliniken die persönliche Betreuung bis einschließlich Geburt abgelöst wurde durch Dienstwechsel. Die Bindung von Mutter und Kind zur Hebamme müsse Priorität haben, meinten sie. Außerdem, und das war Nathrats größter Beweggrund, als Arzt im Hintergrund bereitzustehen: „Viele Frauen wollen diese intime Atmosphäre und zugleich die Sicherheit in Richtung Klinik.“

Hebamme Ina Russner, die seit 1995 mit ihm zusammengearbeitet hat, seit neun Jahren im Geburtshaus, beschreibt die Kooperation als großartig, er sei bei Risikogeburten zu jeder Stunde absolut verlässlich und flexibel gewesen, im Team habe man sich ohne Worte perfekt verstanden. Man habe nicht nur Wand an Wand gearbeitet, der gemeinsame Herztonwehenschreiber war immer das Verbindungszimmer.

Seit diesem Monat ist der aus Ungarn stammende Zsolt Macsari in die Fußstapfen Nathrats getreten. Krankenhausgeschäftsführer Michael Hitzschke lobt ihn als „erfahrenen Gynäkologen“. Studiert hat der 39-jährige Humanmedizin in Debrecen. Seine Ausbildung zum Frauenarzt absolvierte er in Gyula und Szeged. Seit 2011 arbeitet er in Deutschland, die ganze Zeit am DRK Krankenhaus Neustrelitz. Seine Schwerpunkte sind: ambulante OP, Bauchspiegelungen, Inkontinenztherapie, ambulante Chemotherapie, Sonographie und Brustsonographie. Angesprochen auf das Geburtshaus sagt Macsari: „Wenn ich helfen kann, werde ich das tun.“

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