Felix Finkbeiner aus Oberbayern macht den Politikern Beine

17.9.2011, 12:00 Uhr
Felix Finkbeiner aus Oberbayern macht den Politikern Beine

© Weigert

Da war der Schüler aus Pähl am Ammersee gerade neun Jahre alt! Sein Ziel: Weltweit eine Milliarde Bäume zum Schutz des Klimas pflanzen lassen. Gestern stellte der 13-Jährige sein Projekt, das auf die Kraft der Kinder setzt, beim „Stifter-Tag“ vor.

Auf einem Schulhof würde der Bub gar nicht weiter auffallen. Jeans-Hose, T-Shirt, schwarze Jacke und Turnschuhe. Ein ganz normaler 13-Jähriger. Und eben doch nicht.

Ein einfacher Satz am Ende eines Referats in der 4. Klasse der „Munich International School“ über den Klimawandel sollte sein junges Leben nachhaltig verändern. „Lasst uns in jedem Land eine Million Bäume pflanzen“, appellierte er da in kleinem Rahmen an seine Mitschüler. Vier Jahre, viele Vorträge im In- und Ausland und über drei Millionen gepflanzte Bäume später hielt Felix Finkbeiner Anfang 2011 vor der Uno-Vollversammlung in New York eine weltweit viel beachtete Rede.

Darin beklagte der Jugendliche die großen Krisen dieser Welt: die Armut, vor allem unter den Kindern, und die Klimakatastrophe. Gestern fügte er in Nürnberg noch als dritte Krise das Finanzsystem hinzu. „Die Erwachsenen wissen alles über diese Krisen. Sie wissen auch, welche Lösungen es gibt. Aber wir Kinder verstehen nicht, weshalb so wenig passiert“, schrieb er den verblüfften Uno-Diplomaten und gestern den anwesenden Honoratioren und Stiftern im Heilig-Geist-Saal ins Stammbuch.

Kinder werden aktiv

Vermutlich habe es mit der Wahrnehmung der Zukunft zu tun, sagte er in New York. Die meisten Erwachsenen hätten noch 20, 30 oder 40 Jahre zu leben, „doch wir Kinder werden das Jahr 2100 erleben“. Er ermahnte die Erwachsenen, sich nicht hinter den Zweiflern der Klimakrise zu verstecken. Finkbeiner: „Wir Kinder sind die Mehrheit in dieser Welt, wir machen den Unterschied aus und müssen unsere Zukunft in die eigenen Hände nehmen.“ Wie, das erklärte der Schüler gestern den erwachsenen Zuhörern in Nürnberg anhand eines Drei-Punkte-Plans.

Um – erstens – mehr „Klimagerechtigkeit“ auf der Erde zu schaffen, müsse der CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2050 auf Null gesenkt werden. Der Schüler: „Die Technik ist bereits vorhanden.“ Umgerechnet auf bald zehn Milliarden Menschen bedeute dies, dass bis dahin jede Person im Jahr nur noch 1,5 Tonnen CO2 verursachen dürfe. Bei einem Amerikaner liege der Wert aber bei 20 Tonnen, bei einem Europäer bei zehn und bei einem Afrikaner bei 0,5 Tonnen. „Wer mehr ausstößt, muss dafür bezahlen“, fordert er. Das Geld müsse – zweitens – dafür hergenommen werden, die Armut zu bekämpfen.

„Erste Weltpartei“

Außerdem will er – drittens – über seine Initiative weltweit eine Milliarde Bäume pflanzen lassen. Sie sollen weiteres CO2 binden. Sein Vorbild: Die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, die 30 Millionen Bäume mit Mitstreiterinnen gesetzt hat. Felix: „Reden allein reicht nicht. Startet mit dem Pflanzen.“ Mittlerweile sind es vier Millionen Planet-Bäume, die in der Erde sind. Über eine Million allein in Deutschland. Knapp drei Millionen weitere sind versprochen.

„Wir sind bereits Kinder in 100 Ländern“, betonte er. Der Drei-Punkte-Plan sei an alle Regierungs-Chefs der Welt verschickt worden. „Wir haben nur elf Antworten bekommen“, ärgerte sich der redegewaltige Teenager. Daher werde der Plan nun noch einmal verschickt. Aber damit nicht genug. „Wenn wir 18 Jahre alt sind“, und das klang wie eine ernst gemeinte Drohung an alle Politiker auf diesem Globus, „dann gründen wir die erste Weltpartei.“ Im Saal hatte gestern keiner Zweifel, dass Felix Finkbeiner dies umsetzt.

Felix‘ Uno-Rede und Infos unter: www.plant-for-the-planet.org