Frauen dominieren häufig den Autokauf

28.9.2014, 06:00 Uhr
Frauen dominieren häufig den Autokauf

© Foto: Mark Johnston

Ferdinand Dudenhöffer ist Professor an der Universität Duisburg-Essen und hat als Automobilexperte mit einer Studie das Verhältnis von Frauen zu ihren Autos untersucht. Sein Ergebnis: „51,2 Prozent der Deutschen sind Frauen, aber nur 33,4 Prozent aller Pkw-Neuwagen der Privatkäufer sind auf Frauen zugelassen.“ Auf den ersten Blick ist dies auch im Kreis Neumarkt der Fall: Hier haben 28,8 Prozent der zugelassenen Pkw Besitzerinnen, in 60,5 Prozent der Fälle sind es männliche Halter. Bei dem Rest dürfte es sich um betriebliche oder institutionelle Eigentümer handeln.

Hieb- und stichfeste Schlüsse könne man aus diesen Zahlen jedoch nicht ziehen, protestierte sogleich Klaus Heschke, Ehemann und Pressesprecher des baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes: „Dass Frauen nicht als Halterinnen eingetragen sind, sagt gar nichts.“ Im Gegenteil: „Den Mann möchte ich sehen, der einen Autokauf nicht mit Frau oder Freundin abspricht.“ Auch die Satander-Bank als Fahrzeugfinanzierer sieht dies so: Laut der Vertriebsleiterin Marion Johl-Roesing „beeinflussen Frauen 75 Prozent aller Autokauf-Entscheidungen“.

Tatsächlich ist es auch so, dass die Hoffnungen der Autohersteller und -händler auf den Frauen ruhen, sagt Klaus Heschke. „Viele Frauen haben den Führerschein, aber im Moment noch kein eigenes Auto, weil sie das des Ehemanns oder Lebensgefährten mitbenutzen.“ Damit sind sie potenzielle Kundinnen: „Es gibt die Prognose, dass der Pkw-Besitz bei Männern und Frauen langfristig gleich sein wird.“ Wenn tatsächlich einmal so viele Frauen wie Männer ein Fahrzeug halten, dann müsste die Zahl der weiblichen Halterinnen allein im Kreis Neumarkt um 25 000 wachsen.

Nur was wollen Frauen? Die männliche Sicht der Dinge: „Mit einem Anteil von 52 Prozent weibliche Käufer ist Mini die Marke, die am stärksten Frauen anspricht. Frauen scheinen kompaktere Autos zu mögen, die aber durchaus chic, dynamisch sein und Premiumpreise haben dürfen“, sagt Professor Dr. Dudenhöffer.

Wenn’s um die weibliche Sicht geht, ist Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau und Auto der Hochschule Niederrhein, die erste Adresse. Erkenntnis einer Studie vom Juli 2011: „Es ist ein Vorurteil, das längst überholt ist, Frauen hätten kein Interesse an großen, schnellen Autos. Technik und Ausstattung seien ihnen gleichgültig, ebenso die Marke. Sie interessieren sich sehr wohl für Leistung, Komfort und Ausstattung ihrer Wagen.“

Aktuelles Beispiel SUV: „Deren rasante Entwicklung hat von weiblichen Neuwagen-Käufern besonders profitiert. Während das Volumen der Neuzulassungen im gesamten SUV-Marktsegment im vergangenen Jahr fast doppelt so groß war wie 2008, kauften die weiblichen Ersthalter 2013 insgesamt 2,3 Mal so viele SUV wie fünf Jahre zuvor.“

Großer Markt winkt

Von wegen Mädels mögen nur Mini. Und die ARAL-Studie, die alle zwei Jahre die aktuellen Trends erfasst, sagt für den Handel auch Erfreuliches voraus: 26 Prozent der Befragten haben Lust auf ein neues Auto. Wobei gilt: Getragen wird dieser Trend überwiegend von den Frauen, denn ihr Anteil steigt bei der aktuellen Erhebung von 23 auf jetzt 26 Prozent. Bei den Männern sinkt das Kaufinteresse an einem Neu-, Jahres- oder Gebrauchtwagen dagegen leicht von 28 auf 26 Prozent.

In den beiden untersuchten Alterssegmenten sind es vor allem die jüngeren Autofahrer im Alter zwischen 18 und 39 Jahren, die sich für ein anderes Auto erwärmen können: Hier liegt der Anteil unverändert bei 30 Prozent.

Her mit den 25 000 Autokäuferinnen, die sich für den Kreis Neumarkt als potenzielle Kundinnen für Neu- und Gebrauchtwagen hochrechnen lassen? Nun ja, die erhoffte wachsende weibliche Lust am eigenen Auto hat aus Händlersicht einen kleinen Haken: „Frauen verhandeln härter“, bestätigt Klaus Heschke eine Aussage der ARAL-Studie, aber „Rabattvorstellungen von im Schnitt 14 Prozent gibt eine seriöse Kalkulation beim Händler nicht her“.

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