Freiwillige Feuerwehr: Wenn Papa mit Blaulicht ausrückt

27.9.2014, 11:00 Uhr
Freiwillige Feuerwehr: Wenn Papa mit Blaulicht ausrückt

© Foto: Hans Winckler

Geht den Feuerwehren der Nachwuchs aus, oder, warum Herr Marx nimmt man jetzt speziell Menschen zwischen 20 und 40 Jahren für das ehrenamtliche Engagement im Brandschutz ins Visier?

Dieter Marx: Eine vom Landesfeuerwehrverband in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage hat gezeigt, dass in dieser Gruppe erhebliches Potential steckt. Das hat nichts damit zu tun, dass wir aktuell nicht genügend Jugendliche hätten, sondern ist vielmehr vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu sehen. Wir müssen schließlich über das Jahr 2025 hinaussehen. Und Fakt ist, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen abnehmen wird.

 

Frauen und Männer in dieser Altersgruppe sind oft schon ehrenamtlich aktiv. Wie leicht oder schwer haben es die Feuerwehren, Menschen für den Dienst, der ja kommunale Pflichtaufgabe ist, zu gewinnen?

Marx: Mit den Fahrzeugen und der Technik übt die Feuerwehr speziell auf Kinder und Jugendliche schon einen gewissen Reiz aus. Beispielsweise hat die Feuerwehr Kirchfarrnbach jüngst ein neues Fahrzeug bekommen, und danach hat es jetzt 13 Frauen und fünf Jugendliche als Neuaufnahmen gegeben, nachdem zuvor jahrelang Stillstand zu verzeichnen war. Wenn wir unsere Anwärter fragen, was sie antreibt, zur Feuerwehr zu kommen, fällt immer wieder der Satz: ,Weil wir helfen wollen.‘ Außerdem macht sich das Engagement bei der Feuerwehr auch bei der Bewerbung gut.

 

Wenn man sich mit Feuerwehrleuten oder Bürgermeistern unterhält, hört man aber durchaus, dass immer mehr Arbeitgeber dem Engagement bei der Feuerwehr kritisch gegenüber stehen, weil die Leute untertags fehlen.

Marx: Das ist richtig. Wenn es brennt, ist das meistens kein Thema. Aber, obwohl sie den Zeitausfall geltend machen können, haben Arbeitgeber durchaus ein Problem, wenn es beispielsweise um Einsätze wie Absperrungen, Türöffnungen, die Beseitigung von Ölspuren oder Tragehilfen für das BRK geht. Man kann die Firmen nicht zwingen, die Leute freizustellen. Wichtig ist deshalb, dass der öffentliche Dienst mit gutem Beispiel vorangeht und bei Mitarbeitern das Engagement in der Feuerwehr unterstützt.

 

Welche Rolle spielen denn die von Ihnen genannten Einsätze?

Marx: Man muss ganz klar sagen, da stoßen einige Feuerwehren langsam aber sicher an ihre Grenzen. Ob Ölspur, Wespen oder das Öffnen einer Haustür, entscheidend ist immer, ob Gefahr im Verzug ist, wobei auch das ein dehnbarer Begriff ist. Trifft das nicht zu, handelt es sich um rein freiwillige Leistungen.

 

Was versprechen Sie sich von der Kampagne?

Marx: Schon einiges. In den vergangenen Jahren haben die Werbeaktionen durchaus Früchte getragen.

 

Können Sie das an Zahlen festmachen?

Marx: Wir hatten zum Stichtag 1. Januar 2014 im Landkreis insgesamt 2184 Dienstleistende bei der Feuerwehr und sind damit ganz gut aufgestellt. In den einzelnen Gruppen — Männer, Jungs, Frauen und Mädchen — schwankt es, aber das gleicht sich immer wieder aus. Vor zwölf Jahren waren es genau so viele. Zwischendurch hat es insgesamt einen leichten Rückgang gegeben. Aber den konnten wir wettmachen. Inzwischen stagniert die Zahl.

Wie wird die Kampagne in der Öffentlichkeit sichtbar?

Marx: Jeder Feuerwehrkreisverband hat ein so genanntes Bauzaun-Banner bekommen. Plakatiert wird auch in 500 Netto-Märkten in ganz Bayern. Jede Feuerwehr hat zudem eine CD mit Werbematerial erhalten, damit kann man individuelle Flyer mit dem eigenen Emblem und Bildern erstellen und beispielsweise am Tag der offenen Tür unter die Leute bringen. Im Landkreis bekommen die Haushalte, entsprechende Werbung, die von den Jugendfeuerwehren verteilt wird, in den Briefkasten. Auf Youtube steht außerdem ein Videoclip, der sehr gut geklickt wird.

 

Wenn man über die Kinder an die Eltern kommen möchte, müsste man in Kindertagesstätten und Schulen ansetzen. Was passiert da?

Marx: In Grundschulen steht seit einiger Zeit das Thema Brandschutz im Lehrplan. Feuerwehrleute gehen in die Schulen. Das ist im Landkreis gang und gäbe. Die Kinder dürfen die Feuerwehr auch besuchen und einmal im Auto mitfahren. Das ist natürlich eine große Sache.

 

Spielt nicht ohnehin eine große Rolle, ob der Opa oder der Vater schon bei der Feuerwehr sind?

Marx: Im ländlich geprägten Raum auf jeden Fall. Wenn ich mir die Wehren in Wilhermsdorf oder Meiersberg-Dippoldsberg ansehe, die hatten zuletzt 15 beziehungsweise 17 Neuaufnahmen. Die Kameraden in Städten wie Zirndorf, Oberasbach und Stein tun sich bei der Mitgliederwerbung sicherlich schwerer. Viele Bürger sind da aus Nürnberg oder Fürth zugezogen, die meinen dann oft, wenn es brennt, kommt eben die Berufsfeuerwehr. Im Landkreis ist das aber eine ehrenamtliche Tätigkeit.

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