Freiwilliger Gewässerschutz in Weißenburg-Gunzenhausen

23.2.2016, 16:58 Uhr
Freiwilliger Gewässerschutz in Weißenburg-Gunzenhausen

© Martin Lettenmeier

Vordergründig ging es an diesem Abend um das Ziel der Europäischen Union, die Oberflächengewässer wie Seen und Flüsse und das Grundwasser in einen guten Zustand zu versetzten, wie der Leiter des Landwirtschaftsamts Hans Walter ankündigte. Doch „grundsätzlich geht es um unser aller Wasser und das unserer Kinder und Enkelkinder“, mahnte der Behördenleiter. Wasser habe ein langes Gedächtnis. „Was wir heute tun und was wir heute nicht tun, wirkt erst in einiger Zeit“, betonte Walter. Er lobte die positiven Veränderungen in der Landwirtschaft bei dem Einsatz von Spritzmitteln und der Ausbringung von Düngern. Doch er forderte auch: „Es muss sich noch etwas verbessern und es kann sich noch etwas verbessern“.

Zu viele Nährstoffe

Wie es um die Gewässer im Landkreis steht, erfuhren die Landwirte vom stellvertretenden Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ansbach. Michael Müller erläuterte die aktuellen Statistiken und Analysen: Bezüglich der Nährstoffbelastung befinden sich im Bereich Mittelfranken neun Prozent der Gewässer in einem guten, 66 Prozent in einem mäßigen und 21 Prozent in einem unbefriedigenden Zustand. Daraus folgert der Wasserexperte: „Man sieht, dass hier Handlungsbedarf besteht und wir im Bereich der Nährstoffe zu Verbesserungen kommen müssen.“

Doch woher kommen die Belastungen des Oberflächenwassers und des Grundwassers? Maria Stichlmair, die Leiterin der Gruppe Landwirtschaft und Forsten an der Regierung von Mittelfranken, konnte die Bauern nicht schonen. Auch sie zeigte Analysen über den Eintrag der Nährstoffe: „Was die Nitratbelastung der Gewässer angeht, liegt der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen deutlich über dem Ziel, und das Grundwasser im Landkreis erfüllt nicht das Ziel der Qualitätsrichtlinie“, sagte die Expertin.

Wie kommt es zu dieser Nitratbelastung? Ein starker Faktor sei der Bodenabtrag. Bei Starkregen, wie er in Zeiten des Klimawandels immer wieder vorkommen werde, werde bei offenen Böden viel Erdreich weggeschwemmt. „Es ist nicht gerade wenig, was da wirklich – im wahrsten Sinne des Wortes — den Bach hinuntergeht“, erklärte Maria Stichlmair. Schon ein Starkregen im Jahr könne hier die Nährstoffbelastung des ganzen Jahres ins Wasser spülen. Hier forderte die Vertreterin der Regierung von Mittelfranken ganz deutlich, einen Grünstreifen um die Risikofelder anzulegen: „Bodenschutz ist Gewässerschutz!“ Mit einem Grünstreifen auf dem Feld entlang des Flusses, Baches oder wasserführenden Grabens, der gleichzeitig die Abstandsfläche für den Pflanzenschutz ist, „schlägt der Landwirt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe“. Die Vertreterin der Regierung drängte darauf, dass sich die Landwirte freiwillig für die Gewässerrandstreifen entscheiden sollen. Bayern sei das einzige Bundesland, das dies noch nicht vorschreibe. Gerade hätten SPD und Grüne im Landtag wieder einen Vorstoß in diese Richtung gemacht. Der bayerische Staat fördere außerdem dieses freiwillige Engagement.

Wichtig ist für die Fachberaterin, die Böden das ganze Jahr mit Früchten und vor allem im Herbst und Winter mit Zwischenfrüchten zu bedecken. „Je mehr Bodenbedeckung, umso geringer ist der Abtrag und umso größer ist die Wasseraufnahmefähigkeit“, betonte Stichlmair. Die Erfahrungen der extremen Trockenheit des letzten Jahres zeigen: Der bewachsene Boden kann mehr Feuchtigkeit halten.

Sehr am Herzen lag Stichlmair der Pflanzenschutz: Sie bat die Landwirte, in der Karstregion auf das Herbizid Terbuthylazin zu verzichten. Es wird vorwiegend im Maisanbau eingesetzt.

„Was Pflanzenschutzmittel im Grundwasser angeht, leben wir nicht auf der Insel der Glückseligen”, sagte die Mitarbeiterin der Regierung von Mittelfranken. „Wir können nicht warten, bis die Mittel im Grundwasser sind und dann erst das Sanieren anfangen“, machte sie deutlich.

Staatliche Angebote

Als besonders ärgerlich empfindet es die Expertin, wenn das Pflanzenschutzmittel bei der Reinigung der Geräte oder durch den falschen Umgang mit Resten ins Oberflächenwasser gelangt. Pflanzenschutzmittel ließen sich nicht mehr aus dem Oberflächengewässer entfernen und würden auch in der Kläranlage nicht abgebaut. Nur ein vorsichtiger und angemessener Umgang beuge einem kompletten Verbot dieses Herbizids in der Landwirtschaft vor.

Richard Ernst, Referent beim AELF Weißenburg, stellte die staatlichen Angebote Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) und Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) vor. Über elf Millionen Euro Fördermittel stehen hierfür bereit. Ernst betreut und berät die Landwirte bei der Antragstellung. 327 Maßnahmen bei 244 Bauern zeigen, dass der Landkreis führend in Bayern sei. Der Grünstreifen an Gewässern sei dabei eine der bevorzugten geförderten Aktionen, so Ernst. „Manchmal fühle ich mich wie der Pfarrer in der Kirche, der immer wieder dasselbe predigt“, sagte der Berater.

„Tun Sie etwas für den Geldbeutel und die Natur“, forderte der Fachmann vom Landwirtschaftsamt. Die Zukunft sieht er nicht ganz so rosig: „Ich bin nicht ganz so optimistisch, dass über freiwillige Maßnahmen das Ziel erreicht werden kann.“ Und weiter: „Manchmal ist es wirklich so, dass fünf kaputtmachen, was 95 versuchen, richtig zu machen“.

Ob diese fünf unter den rund 70 Landwirten bei der gut besuchten Veranstaltung im Wachsteiner Gasthaus Oster zu finden sind, glaubte Hans Walter nicht. Der Leiter des Landwirtschaftsamts lobte die Bauern für ihre Bereitschaft, zuzuhören, und für ihren Einsatz zur Reinhaltung des Wassers.

Er forderte sie auf, die Botschaft an ihre Kollegen weiterzugeben: Freiwillig oder gesetzlicher Zwang! Die Landwirte im Landkreis hätten es noch selbst in der Hand.

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