Auftritt Arona: Das kleine SUV von Seat kommt

20.10.2017, 17:16 Uhr
Auftritt Arona: Das kleine SUV von Seat kommt

© Hersteller

Gibt es eigentlich noch automobile Neuheiten, die nicht aus der Ecke der SUVs kommen? Fast könnte man meinen: Nein! Auch Seat hat im letzten Jahr seinen ersten Hochbeiner vorgestellt, den Ateca. Dass man von ihm gar nicht genug für die Schlange stehenden Kunden herbeischaffen kann, zeigt exemplarisch auf, warum die Autohersteller ein SUV nach dem anderen abfeuern.

Andererseits hat Seat unlängst auch einen fabelhaften Kleinwagen in Dienst genommen, den neuen Ibiza. Von ihm wird jetzt ein SUV abgeleitet, das - wie der Polo - auf der MQB-A0-Plattform des Volkswagen-Konzerns steht. Das Segment kompakter SUVs sei "am Durchfliegen", sagt Seat-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer, "die Kunden fragen nach ihnen".

Kompaktes Leichtgewicht

Anhand des Arona lässt es sich bestens erklären, warum es so unsinnig ist, wenn manchem Öko-Fundamentalisten bei der bloßen Nennung der Buchstaben S-U-V der Blutdruck in bedrohliche Höhen steigt. Mit 4,14 Metern ist der Arona ein sehr kompakter Geselle, nur zehn Zentimeter länger als der Ibiza und zwölf Zentimeter kürzer als ein Golf. 1165 Kilo Leergewicht führen Vorwürfe von wegen adipösem Dickschiff ad absurdum. Und Allradantrieb gibt es sowieso nicht. Wie andere kompakte SUVs ist auch der Arona letztlich nichts anderes als ein hochgesetzter Kleinwagen, der aber praktischer ist, weil er mehr Platz, bequemeren Einstieg und eine angenehmere Sitzposition bietet.

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Formal hält sich der Arona zurück, bleibt sachlich und zieht scharfe Kanten organisch-weichen Rundungen vor. Es ist die optionale Zweifarblackierung, die schließlich eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die modischen Zeitläufte generiert, Kunden bietet sich die Wahl unter 68 verschiedenen Farbkombinationen. Beim Package haben die Spanier gute Arbeit geleistet und aus den verfügbaren Abmessungen das Maximum an Platz für Passagiere und Gepäck herausgeholt. Hinten geht es zwar etwas knapp zu, dennoch müssen größere Mitfahrer nicht komplett kapitulieren, und als Familienkutsche ist der Arona ohnehin nicht gedacht. Das Gepäckabteil mit seinem doppelten Ladeboden schlägt mit 400 Litern Fassungsvermögen sogar den Golf.

Alexa fährt mit

Etwas uninspiriert wirkt die Hartplastik-Landschaft am Armaturenträger. Alles gut erreichbar, alles ergonomisch angeordnet und übersichtlich, alles tipptopp verarbeitet - trotzdem hätte es ergänzend zur Funktionalität noch eine Prise Charme sein dürfen. Zumindest lassen sich auch hier die Möglichkeiten einer bunten Farbpalette nutzen, das wirkt dann doch freundlicher als das triste Schwarz. Und im nächsten Jahr rüstet der Arona digital auf, dann wird optional ein volldigitales Kombiinstrument erhältlich sein. Dass der Spanier das Smartphone kabellos lädt und einbindet, bedarf eigentlich keiner Erwähnung mehr, sondern ist bei neuen Automobilen inzwischen weitestgehend Standard. Schon eher von Interesse ist der Hinweis, dass ab 2018 Alexa mitfährt, der Sprachsteuerungsdienst von Amazon. "Wir glauben, dass Sprachsteuerung in Zukunft den Hauptbeitrag leisten wird, um Ablenkung im Straßenverkehr zu vermeiden", sagt der Leiter Gesamtfahrzeugentwicklung, Sven Schawe, dazu.

Drei Benziner und ein Diesel zum Start

Zum Marktstart packt Seat dem Arona zunächst den Einliter-Dreizylinder mit 95 oder 115 PS unter die Haube. Während die schwächere Leistungsstufe nur in der Kombi mit manuellem Fünfganggetriebe zu haben ist, kommt im stärkeren Modell entweder eine Sechsgangschaltung oder ein 7-G-DSG zum Einsatz. Anzunehmen ist wohl, dass die meisten Käufer eine Partnerschaft mit dem 115-PS-Dreizylinder eingehen, eine ebenso vernünftige wie ordentliche Form der Motorisierung. Das kleine Triebwerk hängt gut am Gas, treibt den Arona quirlig durch die Stadt und bleibt mit 5,0 l Normmix auch vertretbar sparsam.

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Weil aber zu vermuten steht, dass leistungsorientierten Kunden 182 km/h Spitze und der 0-100-Sprint in 9,8 Sekunden ein unzufriedenes Seufzen abnötigen, macht Seat dem Arona zusätzlich mit einem 150 PS starken 1,5-l-Vierzylinder Feuer, der dann 205 km/h Spitze schafft und in 8,0 Sekunden von null auf hundert rennt. Außerdem arbeitet er mit automatischer Zylinderabschaltung. Allerdings sind in diesen per Sechsganggetriebe geschalteten Arona TSI Evo in sportlicher FR-Ausstattung mindestens 22.820 Euro zu investieren, während das 95-PS-Modell bereits ab 15.990 Euro und die 115-PS-Variante ab 19.220 Euro anrückt (in besserer Style-Ausstattung).

Erdgas als Alternative

Ohne Diesel geht es nicht, und so zählt ein 1,6-l-TDI in den Leistungsstufen 95 PS (ab 18.290 Euro) und etwas später auch 115 PS (ab 23.520 Euro, Toplevel XCellence) zum Portfolio, die Option DSG gibt es nur für den kleinen Selbstzünder. Ende 2018 folgt außerdem der 90 PS leistende 1.0 TGI, der sich bivalent mit Benzin und Erdgas (CNG) betreiben lässt. "Von ihm erwarten wir uns viel", sagt Seat-Entwicklungsvorstand Matthias Rabe mit Hinblick auf die guten Umwelt-Manieren von Erdgasantrieb und auf dessen günstige Betriebskosten. Auch als besonders sportlichen Cupra kann sich Rabe den Arona gut vorstellen, dezidiert geplant ist eine derartige Version im Augenblick allerdings nicht.

Und wie fährt sich der Arona? Gut! Schnell hat man sich im Cockpit sortiert, die präzise Lenkung vermittelt einen festen Händedruck, bei der Fahrwerksauslegung haben die Ingenieure den Fokus auf Komfort gerichtet, entsprechend folgsam federt der Arona Störquellen im Straßenbelag ab, nur kurze Bodenwellen gibt er etwas trocken an die Insassen weiter. Allradantrieb ist, wie erwähnt, nicht erhältlich, für anspruchsvolleres Gelände ist das kurze SUV also trotz seines rustikalen Aussehens und der erhöhten Bodenfreiheit nicht gemacht.

Verstellbare Dämpfer für den FR

Immerhin aber findet der Fahrer Unterstützung durch eine Reihe an Assistenzsystemen, die vom serienmäßigen Umfeldbeobachtungssystem mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung über einen Ausparkassistenten bis hin zur automatischen Distanzregelung reichen. Der sportliche FR verfügt außerdem optional über ein verstellbares Dämpfersystem.

Die Ausstattungslinien heißen Reference, Style, FR und XCellence, wobei die Basisversion nur eher mäßig ausgestattet ist. Die Style-Linie sollte es mindestens sein, dann sind schon Klimaanlage, Aluräder, farblich abgestimmte Karosserieelemente und Multifunktionslenkrad serienmäßig.

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Der Seat Arona kommt am 4. November in den Handel, ein gutes halbes Jahr, bevor der Bruder VW T-Cross debütiert. Gebaut wird er in Martorell nahe Barcelona, ein Katalane also.

Wie heißt das große Seat-SUV?

Bei Seat ist damit allerdings noch lange nicht "Ende Gelände". 2018 komplettiert man das SUV-Sortiment mit einem großen, bis zu siebensitzigen Modell oberhalb des Ateca, eng verwandt mit VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq. Der Name des künftigen (und in Wolfsburg gebauten) Flaggschiffs sollte eigentlich schon Mitte Oktober bekanntgegeben werden. Wie bei Seat Usus, wird der Name auf eine spanische Region lauten, zur Auswahl stehen Alboran, Aranda und Avila - allerdings auch das katalanische Tarraco. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Verwicklungen wollte sich Seat aber lieber noch nicht auf eine Entscheidung einlassen. Die Benennung seines kleinsten SUVs hatte man hingegen noch unbekümmert durchführen können - Arona ist eine Stadt im Süden Teneriffas.

Ulla Ellmer

Seat Arona in Kürze:

Wann er kommt: Am 4. November 2017

Wen er ins Visier nimmt: Renault Captur, Peugeot 2008, Ford EcoSport, Mazda CX-3, Opel Crossland X, Citroen C3 Aircross, Kia Stonic, Hyundai Kona

Was ihn antreibt: TSI-Benziner mit 95 und 115 PS

Was er kostet: Ab 15.990 Euro

Was noch folgt: TDI-Diesel mit 115 PS, TGI (Benzin und Erdgas) mit 90 PS    

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