Daimler-Diesel: Fragen und Antworten

12.6.2018, 17:49 Uhr
Daimler-Diesel: Fragen und Antworten

© Hersteller

Wie lautet der Vorwurf?

Mit VW hat alles seinen Anfang genommen. Und jetzt ist auch Daimler in den Verdacht geraten, bei Dieselmodellen eine unzulässige Software zur Abgasmanipulation eingesetzt zu haben. Ein solches "Defeat Device" würde erkennen, ob sich das Auto auf dem Prüfstand oder auf der Straße befindet. In letzterem Fall würde es die Abgasreinigung zumindest unter bestimmten Bedingungen abschalten. Dies hätte zur Folge, dass die realen Stickoxidemissionen (NOx) sehr viel höher als die im Labor ausgewiesenen sind.

Wie ist die Lage?

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat deutschlandweit einen umfangreichen Rückruf von Diesel-Modellen Marke Mercedes angekündigt. Dieser erfolgt über das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), dem Scheuer quasi als oberster Dienstherr vorsteht.

Wie viele Fahrzeuge sind betroffen?

Deutschlandweit sollen 238.000 Fahrzeuge amtlicherseits in die Werkstätten zurückgerufen werden. In Europa seien 774.000 Mercedes-Fahrzeuge betroffen, heißt es. Für knapp 5.000 Vito-Transporter hat das KBA schon vor zwei Wochen einen Rückruf angeordnet.

Welchen Modellen gilt der Rückruf?

Neben dem Transporter Vito mit 1,6-l-Dieselmotor geht es auch um die Volumenmodelle der C-Klasse und des Geländewagens GLC, je als 220 d.

Was geschieht in der Werkstatt?

Die betroffenen Fahrzeuge bekommen ein Software-Update, über das die beanstandeten Funktionen beseitigt werden. Zudem sollen die Stickoxid-Grenzwerte dann zuverlässig eingehalten werden.

Was sagt Daimler?

Der Hersteller hat angekündigt, mit dem KBA zu kooperieren und sich umgehend um das Software-Update zu kümmern. Ein Großteil der 774.000 europaweit betroffenen Fahrzeuge sei ohnedies schon Teil einer freiwilligen und im Sommer 2017 angekündigten Rückrufaktion, in deren Rahmen rund drei Millionen Mercedes-Modelle ein Software-Update erhalten.

Gleichzeitig bestreitet das Unternehmen, dass die Abschalteinrichtungen illegal sind. Vielmehr handele es sich bei den Funktionen um Teile eines komplexen Abgasreinigungssystems. Wie schon beim Vito will der Stuttgarter Autobauer gegen den Rückruf Widerspruch einlegen und die Frage, ob die verwendeten Abschalteinrichtungen legal oder illegal gewesen seien, in einem Widerspruchsverfahren klären lassen.

Zudem widerspricht Daimler einem Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach europaweit sogar drei und in Deutschland eine Million Fahrzeuge betroffen seien.

Sind Abschalteinrichtungen immer illegal?

Nein. Darauf will letztlich auch Daimler-Chef Dieter Zetsche hinaus. Abschalteinrichtungen können gesetzeskonform eingesetzt werden, beispielsweise um den Motor zu schützen und dessen Lebensdauer zu verlängern.

Welche Konsequenzen drohen?

Verkehrsminister Scheuer hatte ursprünglich ein Ordnungsgeld von 5.000 Euro pro betroffenem Fahrzeug angedroht. So weit war man nicht einmal im Falle VW gegangen. Dieses Ordnungsgeld ist jetzt offensichtlich vom Tisch. Im Raum stehen aber noch die vermutlich millionenteuren Kosten für das Software-Update, schwere Kratzer im glänzenden Lack des Unternehmens und nicht zuletzt die Gefahr einer Klagewelle, die vor allem in den USA anrollen könnte. US-Präsident Donald Trump dürfte sich über die neuen Argumente in seinem Kreuzzug gegen Mercedes & Co. freuen.

ule

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