Der Diesel für die Steckdose

15.3.2018, 22:47 Uhr
Im Spätsommer gehen Mercedes C- und E-Klasse (auch als T-Modell) als Plug-in-Dieselhybride an den Start.

© Hersteller Im Spätsommer gehen Mercedes C- und E-Klasse (auch als T-Modell) als Plug-in-Dieselhybride an den Start.

Kann es noch eine Zukunft für den Diesel geben? Die Meinungen unter den Automobilherstellern gehen da auseinander. In Europa nicht, meint beispielsweise Toyota, und hat angekündigt, in der Alten Welt auf Modelle mit Kennzeichen D zu verzichten. Den auf dem Genfer Salon (bis 18. März 2018) gezeigten neuen Auris wird es in zwei Hybridvarianten geben, aber nicht mehr mit Selbstzünder. Bei Porsche ist aktuell kein Modell mit Diesel konfigurierbar. Und auch Sergio Marchionne, Chef von Fiat-Chrysler Automobiles (FCA) treiben Gedanken an einen Diesel-Ausstieg beim Pkw um, der innerhalb der nächsten vier Jahre erfolgen könnte. Allerdings sind die Hintergründe hier spezieller Natur: Die Italo-Amerikaner hoffen, in den USA Strafzahlungen wegen möglicher Diesel-Abgasmanipulationen vermeiden zu können. Außerdem dürften FCA die hohen Kosten für moderne und aufwendige Abgasnachbehandlungssysteme zu hoch sein.

Diesel: Attraktiv für die Langstrecke

Dagegen halten die meisten anderen Hersteller dem Diesel zumindest in den größeren Klassen die Treue. "Ein moderner Diesel der Norm Euro 6d Temp fährt sparsam, effizient und stößt wenig CO2 aus", sagt beispielsweise Markus Schrick, Chef von Hyundai Motors Deutschland. Und Michael Kelz, Topingenieur bei Mercedes, weist auf die Attraktivität des Diesels für Flottenkunden hin, die meist Langstreckenfahrer sind. Von dramatischen Rückgängen der D-Verkaufszahlen könne hier nicht die Rede sein.

Der Diesel für die Steckdose

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Elektrische Reichweite von 50 km

Im Spätsommer 2018 wollen die Schwaben einen spartechnisch besonders aussichtsreichen Weg befahren: Sie spannen in C- und E-Klasse einen Diesel- mit einem Elektromotor zusammen. Beim C 300 de und beim E 300 de erfährt etwa der neue Zweiliter-Vierzylinder-Diesel mit dem internen Kürzel OM 654 Verstärkung durch eine 122-PS-Elektromaschine, die rein elektrische Reichweite soll 50 km betragen. An einer Wallbox soll die Lithium-Ionen-Batterie (13,5 kWh) binnen zwei Stunden wieder vollständig geladen sein, an der Haushaltssteckdose dauert der Vorgang sieben Stunden.

Michael Kelz verspricht sich viel vom Plug-in-Dieselhybrid. Noch einmal betont er den hohen Anteil an Vielfahrern unter der Kundschaft, die auf der Langstrecke die Vorzüge des sparsamen Diesel-Antriebs nutzen könnten und auf den kurzen Wegen in die Stadt den lokal emissionsfreien Elektroantrieb. Das Drehmoment steigt durch die elektrische Unterstützung auf mächtige 700 Nm; außerdem versorgt das 48-V-Bordnetz neben Antriebskomponenten auch den elektrischen Kältemittelverdichter und den Hochvolt-Zuheizer, was eine angenehme Vorklimatisierung des Innenraums ermöglicht.

Auch Volvo und Peugeot haben es versucht

Mercedes ist indes nicht der erste Hersteller, der sich am Dieselhybrid versucht. Peugeot hat dies beim verblichenen 508 RXH getan (der allerdings kein Plug-in war), Volvo beim zur Ablöse anstehenden V60 D6 TwinEngine, von Audi gibt es den Q7 e-tron 3.0 TDI quattro.

Einerseits scheint die Technologie der Königsweg zur ultimativen Sparsamkeit zu sein, kombiniert sie doch die Effizienz eines Diesels mit dem Nullverbrauch an Kraftstoff eines Elektromotors. Andererseits ist der Plug-in-Dieselhybrid aber auch eine verhältnismäßig teure Angelegenheit. Plug-in-Hybride, die ja zwei Antriebstechnologien kombinieren, sind schon an sich kostspielig. Besteht nun eine Komponente aus einem Diesel, der bekanntlich teurer ist als ein Benziner, steigen die Kosten in Bereiche, die Fragen nach der Rentabilität aufwerfen. Dies um so mehr, als Fahrzeuge dieser Art für wichtige Märkte nicht in Frage kommen - China beispielsweise lässt den Diesel völlig links liegen. Man darf also gespannt sein, wie sich die neuen Diesel-Hybride von Mercedes schlagen. Preise haben die Schwaben übrigens noch nicht kommuniziert.

ule

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