Der Diesel hat noch Zukunft

22.10.2018, 15:03 Uhr
Der Diesel hat noch Zukunft

© Hersteller

Alle wollen dem Diesel an den Kragen. Ein Auslaufmodell sei er, so wird geunkt, eine aussterbende Art des Antriebs, kurz, umwelttechnisches Teufelszeug.

Die Wirklichkeit könnte aber ganz anders aussehen. Denn der Diesel wird noch gebraucht. Im Bemühen, die Emissionen des klimaschädlichen CO2 zurückzufahren, wird es nicht ohne Selbstzünder gehen. Grund: Der CO2-Ausstoß ist an den Verbrauch gekoppelt. Je höher dieser liegt, desto mehr Kohlendioxid wird emittiert. Weil der Diesel aber bekanntermaßen weniger Kraftstoff konsumiert als ein Benziner, hat er hier die besseren Karten.

Weniger Diesel, mehr CO2

Was die Abkehr vom Diesel für die CO2-Bilanz bedeutet, lässt sich bereits aus der Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) ablesen. Im September 2018 lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Neuwagen bei 132,2 g/km, das bedeutet einen Anstieg um 3,2 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2017.

Auch der dezidiert ökologisch orientierte Verkehrsclub von Deutschland (VCD) sieht im Diesel nicht pauschal das Schmuddelkind. In seiner alljährlichen Auto-Umweltliste empfiehlt der VCD nach eigener Aussage "nur Autos, die sauber und sparsam sind und auch in den kommenden Jahren noch in jeder deutschen Innenstadt fahren dürfen". Insgesamt erteilt der Club 62 Empfehlungen, unter den Kandidaten befinden sich Hybride (Mild- und Plug-in-Hybride), ein Erdgasfahrzeug, Elektroautos, Benziner - und immerhin 22 Diesel.

Dabei gibt es allerdings eine Einschränkung: Die als vergleichsweise umweltfreundlich geadelten Selbstzünder tun alle der neuen und strengen Abgasnorm Euro 6d-Temp Genüge und bekämpfen die Stickoxide mit einem SCR-Katalysator. Deshalb sind sie nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch auf der Straße sauber. Als sparsamster Diesel profilierte sich der Peugeot 208 Active Blue HDi 100 Stop&Start, der laut WLTP-Messverfahren nur 4,2 l/100 km verbraucht. Weitere Selbstzünder auf der Positivliste sind beispielsweise der BMW Active Tourer 216d 6-Gang Manuell, Der Citroen C4 Cactus Feel BlueHDi 100 SST, der Dacia Lodgy Blue dCi 95, der Kia Ceed 1.6 CRDi 115, der Mini Countryman One D, der Peugeot 308 Access BlueHDi 100/130, der Renault Mégane Blue dCi 115 oder die Volvos V40 D2 und V60 D3.

Geringer Wertverlust

Vom Kauf eines Diesels, der noch nicht nach Euro 6d-Temp zertifiziert ist, rät der VCD dringend ab. Der Erwerb eines modernen Selbstzünders kann hingegen eine echte Investition sein - nicht nur, was die Umwelt-Sitten betrifft. Die Restwertstudie von "Focus Online" und des Prognose-Instituts "Bähr & Foss" sagt Euro-6d-Temp-Dieseln für die nächsten fünf Jahre einen verhältnismäßig geringen Wertverlust voraus. Weil derzeit vorzugsweise Benziner gekauft werden, könnten sich saubere Selbstzünder tatsächlich zu raren und deshalb gefragten Objekten auf dem Gebrauchtwagenmarkt entwickeln.

ule

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