Der Golf gibt sich Gas

28.8.2018, 15:15 Uhr
Der Golf gibt sich Gas

© ule

Warum eigentlich nicht Erdgas? Noch immer konnten die Berührungsängste gegenüber dieser Antriebsart nicht wirklich abgebaut werden. Dabei sind sie kaum nachvollziehbar. Gerade gegenüber dem Diesel ist CNG - nicht zu verwechseln mit LPG, Autogas also! - eine durchaus probate Alternative. Erdgas gilt als der sauberste fossile Energieträger und emittiert vergleichsweise wenig CO2. Stickoxide sind praktisch kein Thema, von Fahrverboten werden die Erdgasfahrzeuge also nicht aufgehalten. Zudem profitieren CNG-Modelle von steuerlichen Vergünstigungen und verursachen niedrigere Kraftstoffkosten als Benziner oder Diesel.

In Deutschland gibt es derzeit rund 900 Erdgastankstellen. Auch regeneratives "e-Gas", gewonnen aus Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft beziehungsweise aus Biomasse, kommt als Kraftstoff infrage.

Im vom Diesel-Skandal gebeutelten Volkswagen-Konzern hat man sich jetzt vorgenommen, unter der Kundschaft endlich die angemessene Zuneigung zum CNG-Antrieb zu erwecken. Tatsächlich können die "Er-Fahrungen" mit einem Golf TGI überzeugen. Angetrieben von einem 81 kW/110 PS starken 1,4-l-Vierzylinder fährt er sich recht lebendig, von einem kleinen "Trägheits-Moment" beim Beschleunigen einmal abgesehen. Die Kooperation mit dem 7-Gang-DSG funktioniert prima, das Fahrverhalten bleibt Golf-typisch präzise und untadelig. Daran ändern auch die beiden Erdgasflaschen (15 kg) unterm Ladeboden nichts. Schon relevanter ist, dass sich das Kofferraumvolumen im Vergleich zum Normal-Golf von 380 auf schmale 291 Liter reduziert.

Anfänger haben schnell den Bogen raus

Der schnelle Tankvorgang wiederum geht denkbar einfach vonstatten und ist kein Hexenwerk, Anfängern assistiert das Personal an der Tankstelle gerne, und schon beim zweiten Mal hat der CNG-Neuling den Bogen raus. Ein Kilo Erdgas kostet etwa 1,10 Euro, bei einem Durchschnittsverbrauch von 4,5 kg/100 km errechnen sich somit Kraftstoffkosten von knapp fünf Euro. Der Golf TGI fährt bivalent, das heißt, dass die Kraftstoffzufuhr automatisch und unmerklich auf Benzin umschaltet, sobald die CNG-Vorräte aufgebraucht sind.

Der Golf gibt sich Gas

© Hersteller

Dies ist im Falle des 15-kg-Tanks allerdings schon nach rund 330 Kilometern der Fall. Wenn man sich schon für ein Erdgas-Auto entscheidet, möchte man freilich deutlich länger mit CNG unterwegs sein, vor allem dann, wenn die nächste Erdgastankstelle nicht um der nächsten Ecke zu finden ist, sondern einen Umweg erfordert. Deshalb stellt VW den Golf TGI zum Jahresende auf ein anderes, konsequenter auf Gas gepoltes Konzept um. Anstelle des erwähnten bivalenten Systems kommt ein sogenanntes "quasi-monovalentes" zum Einsatz. Statt zwei werden dann drei Erdgas-Flaschen mit einem Fassungsvermögen von 18,5 kg verbaut, dafür reduziert sich der Benzintank von 50 auf ca. zwölf Liter. Im NEFZ-Zyklus kommt der TGI Bluemotion somit auf eine CNG-Reichweite von 500 km, dazu addieren sich weitere 190 km im Benzinbetrieb. Der Erdgasverbrauch soll bei 3,4 kg/100 km liegen.

Gleichzeitig erfolgt eine Umstellung auf den neuen Erdgasmotor 1.5 TGI evo. Er bringt 96 kW/130 PS und ein Drehmoment von 200 Nm auf den Prüfstand und arbeitet zum Wohle des Verbrauchs mit hoher Verdichtung und dem sogenannten Miller-Brennverfahren.

Der Golf gibt sich Gas

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Aufschlag ca. 3.500 Euro

Was der neue Golf 1.5 TGI Bluemotion kosten wird, ist noch unklar. Sicher ist nur, dass es ihn auch als Kombi "Variant" geben wird. Und dass - wie bislang - ein Aufschlag zum vergleichbar starken TSI-Benziner fällig wird, beim schon nicht mehr erhältlichen Vorgänger (ab rund 24.000 Euro) hat er ungefähr 3.500 Euro betragen. Auch die Topausstattung "Highline" wird dem TGI weiterhin vorenthalten bleiben, ebenso wie - sehr zum Unmut vieler Kunden - das volldigitale Active Info Display. Hier vertröstet VW auf den Golf VIII - bei dem die Berührungsängste in Sachen Erdgas dann schon weiter abgebaut sein könnten.

Ulla Ellmer

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