Kia orientiert sich an Mercedes

14.9.2018, 15:43 Uhr
Kia orientiert sich an Mercedes

© Hersteller

Mutig, mutig: Mit dem Topmodell der Ceed-Baureihe stößt Kia selbstbewusst in ein Marktsegment vor, das bislang nur von Mercedes besetzt wird. Der Proceed ist ein Shooting Brake, ein fünftüriges Kombi-Coupé mithin, wie es in vergleichbarer Größe vom Mercedes CLA Shooting Brake verkörpert wird und in den lichten Höhen der Oberklasse vom CLS Shooting Brake.

Der ungewöhnliche Gattungsname rührt noch aus dem Zeitalter der Kutschen her, in England war damit ein Jagdwagen gemeint. Später adaptierten die Automobilhersteller den Begriff, Volvo beispielsweise beim berühmten "Schneewittchensarg" 1800 ES oder Maserati mit dem Quattroporte Shooting Brake.

Bereits auf der Frankfurter IAA im vergangenen September hat Kia eine Konzeptstudie des Proceed vorgestellt, die mit viel Beifall bedacht wurde. Den positiven Reaktionen des Publikums ist es zu danken, dass nun - im slowakischen Zilina - die Serienproduktion erfolgt.

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Mix aus Kombi und Coupé

Einen Kombi gibt es vom Ceed zwar schon, er nennt sich Sportwagon. Der Proceed tritt indes ungleich eleganter und sportlicher auf, mit coupéhaft abgeschrägter Dachlinie und einem abgerundeten Heck, dessen augenfälligste Stilelemente die beiden Auspuff-Endrohre, ein schicker Spoiler und ein durchgehendes Leuchtenband sind - der Porsche Panamera lässt grüßen. Kias Shooting Brake misst 4,61 Meter in der Länge, ist aber nur 1,42 Meter flach, ein designtechnischer Kniff, um einen dezidiert sportlichen Auftritt zu generieren.

Ganz klar: Der Proceed fasst eine andere Zielgruppe ins Auge als der Sportwagon. Kunden mit Sinn fürs Lifestylige sollen becirct werden, denen es nicht unbedingt auf üppiges Platzangebot im Fond ankommt, die sich aber viel Platz im Kofferraum wünschen. Im Proceed packt das Gepäckabteil 594 Liter weg, das sind rund 30 Liter weniger als beim Sportswagon, aber - wie Kia stolz betont - 99 Liter mehr als im Mercedes CLA Shooting Brake. Die im Verhältnis 40:20:40 umlegbare Rücksitzlehne schafft Variabilität, ein Gepäckraumtrennsystem auf Schienenbasis hält Ordnung, und praktischerweise gibt es eine elektrische Heckklappe, die sich zuvorkommend öffnet, wenn eine Person - den Autoschlüssel "am Mann" - davor Stellung bezieht. Allerdings fällt die Ladekante verhältnismäßig hoch aus.

Farbige Ziernähte, rote Bremssättel

Die coupéhafte Dachschräge kappt die Kopffreiheit im Fond etwas, wer nicht gerade Gardemaß besitzt, ist aber noch ganz gut untergebracht. Ansonsten erweist sich die Inneneinrichtung als ebenso modern und wertig wie im Ceed-Fünftürer, setzt aber von der sportlichen Anmutung noch eins drauf, denn der Proceed fährt ausschließlich als GT Line oder GT vor, was dann mit Details wie Sportsitzen, unten abgeflachtem Sportlenkrad, farbigen Ziernähten, schwarzem Dachhimmel und roten Bremssätteln einhergeht. Im Cockpit steht ein serienmäßiger Sieben-Zoll-Touchscreen im Mittelpunkt, optional sind acht Zoll erhältlich.

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Top-Benziner mit 204 PS

Diesel-Fans bedient Kias Shooting Brake mit einem 1,6-l-Selbstzünder und 136 PS, als Benziner wird ein 1,4-l-Turbo mit 140 PS tätig. Das Topmodell GT treibt indes eine aufgeladene 204-PS-Maschine an, deren maximales Drehmoment von 265 Nm schon bei 1.400 Touren anliegt. Der Vierzylinder macht eine gute und dem sportlichen Charakter des Wagens angemessene Figur, er reagiert ambitioniert, hängt prima am Gas und dreht munter hoch. Das ehedem eher synthetische Lenkgefühl ist höherer Präzision gewichen, die Fahrwerksabstimmung schafft den Spagat zwischen sportlich und komfortabel sehr zufriedenstellend. Alternativ zum Sechsgang-Schalter nimmt ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe die Schaltarbeit ab. Und im Sportmodus schärft sich auch die Stimmlage der Auspuffanlage mit Abgasklappensystem nach. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp.

Je nach Ausstattung fahren im Proceed elektronische Helfer vom Stauassistenten über den Querverkehrswarner bis hin zum intelligenten Parksystem mit, dem Wohlbefinden der Passagiere dienen, teils optional, Smartphone-Integration, Bluetooth-Freisprechen, belüftete Sitze oder ein Premium-Soundsystem.

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Publikumspremiere feiert der Kia Proceed auf dem Pariser Automobilsalon (4. bis 14. Oktober), zum Händler fährt er Anfang 2019. Preise sind noch nicht bekannt, dürften aber deutlich über denen eines Ceed Sportwagon liegen, der - mit 140-PS-Benziner und in Topversion Platinum - knapp 32.000 Euro kostet.

Mit dem Proceed ist die Ceed-Familie aber noch nicht komplett. Ein viertes Modell ist bereits angekündigt. Unausgesprochen bleibt dabei, wie es aussehen wird; der unbedarfte Betrachter der Produktpalette stellt freilich fest, dass es ein Crossover ist, der hier noch fehlt. Außerdem wird für 2019 ein Mildhybrid-Ceed mit 48-Volt-Bordnetz angekündigt, eine komplett elektrische Variante soll 2020 folgen.

Ulla Ellmer

Kia Proceed in Kürze:

Wann er kommt: Anfang 2019

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes CLA Shooting Brake

Was ihn antreibt: Benziner mit 140 und 204 PS, Diesel mit 136 PS

Was er kostet: Noch nicht bekannt

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