Lexus LS 500h: Luxusliner mit Hybrid-Kompetenz

8.12.2017, 10:40 Uhr
Lexus LS 500h: Luxusliner mit Hybrid-Kompetenz

© Hersteller

Das Sultanat Oman dürfte für Heiko Twellmann, Chef von Lexus Deutschland, ein Märchen aus 1001 Verkaufsträumen sein. Ein Lexus nach dem anderen cruist über die breit ausgebauten Straßen der Hauptstadt Maskat, im Luxussegment hält Toyotas Edel-Tochter einen Marktanteil von 50 Prozent. Auch in den USA, wo Lexus seit Jahren in der J.D.-Power-Kundenzufriedenheitsstudie triumphiert, zählt die Marke fest zur Auto-Elite, mit einem Marktanteil von 15,4 Prozent sortiert sie sich nur ganz knapp hinter Mercedes (15,8) und noch vor BMW (14,6) ein. In Deutschland dagegen konnte man zuletzt zwar auf ein Plus von knapp 33 Prozent verweisen. Dahinter stehen aber nur 2798 in diesem Jahr verkaufte Fahrzeuge. "Das ist noch immer keine Zahl, bei der die Sektkorken knallen", sagt Twellmann offen.

Dass sich Lexus bei uns schwer tut, hat natürlich damit zu tun, dass man sich hier in der Höhle der Löwen befindet, in der Heimat der Top-Player Mercedes, BMW und Audi mithin. Gegen deren Oberklasse-Stars S-Klasse, 7er und A8 tritt nun die brandneu aufgelegte fünfte Generation des Flaggschiffs LS an, die sich im Lexus-Paradies Oman erstmals vorgestellt. LS steht für Luxury-Sedan (zu deutsch: Luxuslimousine), als Basis dient die neue Premium-Heckantriebsplattform GA-L (Global Architecture Luxury) des Hauses.

Dramatische Effekte beim Design

Während S-Klasse & Co. designtechnisch die eher sachliche Schiene fahren, setzt der LS auf dramatische Effekte. Der auf 5,24 Meter Länge gewachsene Luxusliner zeigt eine sportlich-coupéhafte Silhouette, der opulente, von Z-förmig-zackigen Scheinwerfern eingerahmte Kühlergrill wirkt nachdrücklich respekteinflößend, das Heck ist dagegen deutlich ruhiger gestaltet.

Lexus LS 500h: Luxusliner mit Hybrid-Kompetenz

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Standesgemäß nobel ist die Innenarchitektur geraten, Verarbeitungsqualität und Materialauswahl bewegen sich auf Top-Niveau. Um das zu beschreiben, was ausstattungstechnisch möglich ist, zitiert Lexus eifrig aus dem japanischen Wörterbuch: Omotenashi-Gastfreundschaft (die sich unter anderem darin manifestiert, dass die Luftfederung die Limousine beim Entriegeln zuvorkommend anhebt und sich gleichzeitig das äußere Polsterkissen öffnet, beides erleichtert den Passagieren den Zustieg), ferner Takumi-Handwerkskunst, Shiatsu-Massagefunktionen der Sitze, Kiriko-Glas, Origami-Faltkunst. Die beiden letzteren Posten sind im Ausstattungspaket "Japanische Tradition" (15.200 Euro) zusammengefasst und dekorieren den Innenraum mit facettenreicher Glas-Ornamentik und handgefalteten Textilelementen, deren aufwendige Fertigung pro Fahrzeug eine Woche in Anspruch nimmt.

Luxuriöse Atmosphäre an Bord

Das Ergebnis ist eine ausgesprochen luxuriöse Atmosphäre, die sich von der eher technokratisch-kühl interpretierten Noblesse der deutschen Oberklasselimousinen aber deutlich abhebt. Zu diesem Eindruck trägt auch das konservativere Cockpit mit den eleganten horizontalen Metalllamellen und dem 12,3-Zoll-Zentraldisplay bei, dessen Funktionen nicht per "Touch" oder Dreh-Drückregler angesteuert werden, sondern per Fingerwischer über ein großes Touchpad. Auch die bis zu 28 Verstellmöglichkeiten und diversen Massage-, Belüftungs- und Heizfunktionen der Sitze gilt es so zu erspüren, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Wie in chauffeurstauglichen Luxuslinern üblich, ist auch beim Lexus LS der beste Platz derjenige hinten rechts, er lässt sich als Ottomane in Relax-Position bringen, der Vordersitz gleitet dann platzspendend nach vorne. Trotzdem will kein so feudales Raumgefühl aufkommen wie in der S-Klasse. Eine Langversion, wie es sie vom Mercedes, vom 7er BMW und vom Audi A8 gibt, plant Lexus nicht.

Auch antriebstechnisch geht das Flaggschiff der Japaner eigene Wege. Ein Diesel kommt nicht unter die Haube, und auch vom Achtzylinder hat man sich verabschiedet, er fällt den weltweit zunehmend rigiden Abgasvorschriften zum Opfer. Der LS übt somit Selbstbeschränkung auf einen V6, der als Biturbo im LS 500 aber satte 418 PS leistet. Lexus geht freilich davon aus, dass sich das Gros der Kunden für die Hybridvariante LS 500h entscheidet, die wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb zu haben ist. Deren 3,5-l-V6 setzt 299 PS und 350 Nm frei, ergänzend werden zwei Elektromotoren mit 179 PS tätig. Insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 359 PS, die von einer Zehngangautomatik verwaltet werden, im M-Modus lässt es sich auch via Schaltwippen durch die Gänge flippern.

Lexus LS 500h: Luxusliner mit Hybrid-Kompetenz

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Die Kooperation innerhalb dieses Hybridsystems geht vorbildlich sanft und unmerklich vonstatten, beide Antriebswelten greifen als eingespieltes Team perfekt ineinander. In 5,4 Sekunden sprintet der 2,2-Tonner von 0 auf 100 km/h, die Topspeed wird bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Und doch bleiben Zweifel, ob die anspruchsvolle Kundschaft im Segment die gelassene Überlegenheit eines V8 nicht doch vermissen wird. Das mag gerade für Russland, die USA oder den Mittleren Osten gelten, wo Benzin wenig kostet und der Status eines Achtzylinders dafür viel zählt. Und auf deutschen Straßen, wo kein Tempolimit ambitionierten Vorwärtsdrang einbremst, könnte es sich als Manko erweisen, dass der LS 500h zwar ein wunderbar leiser, relaxter und - dank Luftfederung und adaptiv variabler Dämpfung - elegant komfortabler Cruiser ist, beim fordernden Tritt aufs Gaspedal aber einiges von seiner Noblesse einbüßt. Dann wirkt er plötzlich leicht angestrengt und verliert auch akustisch die kultivierte Contenance eines Gentlemans.

Unterstützung durch elektrische Kräfte

Den technischen Daten ist ein Verbrauchsmix von 6,2 l/100 km (Heckantrieb) bzw. 7.0 l/100 km (Allradantrieb) zu entnehmen; in der Praxis erweist sich das freilich als unrealistisch, selbst bei verhaltener Fahrweise blieben wir laut Bordcomputer nicht unter zehn Litern. Wissen muss man dabei, dass der Japaner ein Vollhybrid ist (aber ohne 48-V-Bordnetz), kein Plug-in-Hybrid mit Stromanschluss, rein elektrisch fahren kann er nur sehr kurzfristig, die elektrischen Kräfte sind vielmehr dazu da, den Verbrenner in bestimmten Fahrsituationen zu unterstützen. Eine Version mit Stecker, lässt Lexus wissen, sei derzeit auch nicht avisiert, bei Bedarf könne man aber reagieren.

Wie es sich für einen Vertreter der Oberklasse ziemt, beschäftigt der LC 500 umfangreich aufgestelltes elektronisches Dienstpersonal, von der 360-Grad-Kamera mit Seiten-Abstandswarner und Kurvenlicht über den Querverkehrswarner und das Pre-Crash-Safety-System mit Fußgängerschutz und aktiver Lenkunterstützung bis hin zum Spurhalteassistenten mit Spurführungsfunktion, der teilautonomes Fahren auf Level 2 ermöglicht. Ferngesteuert ein- und ausparken wie die noble Konkurrenz kann der Lexus indes nicht.

Lexus LS 500h: Luxusliner mit Hybrid-Kompetenz

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Überaus opulent ist die Ausstattung geraten. Schon das Basismodell bringt serienmäßig beheizbare Außenspiegel, elektrisches Glasschiebedach, die Adaptivdämpfer, Fahrmodusregler, diverse Assistenzsysteme, Navi, Pioneer-Audiosystem mit zwölf Lautsprechern, Rückfahrkamera, Zwei-Zonen-Klimaautomatik und ein schlüsselloses Zugangssystem mit. In der Executive Line sind zusätzlich beispielsweise ein elektrischer Kofferraumdeckel, Matrix-LED-Scheinwerfer mit Allwetterlicht, Kreuzungs- und Spurhalte-Assistent, Mark-Levinson-Audiosystem, das Pre-Crash-Safety-System und Vier-Zonen-Klimaautomatik obligatorisch. Und das Topmodell Luxury Line verwöhnt mit der Ottomane hinten rechts und ihrer 7-Programm-Massagefunktion, vor allem aber den Möglichkeiten exklusiver Updates mit besonders edler Leder- und Holzausstattung sowie dem bereits zitierten Package "Japanische Tradition".

Preise ab 93.300 Euro

Das Preisspektrum beginnt bei 93.300 Euro für den heckgetriebenen LS 500h und reicht über dessen allradgetriebene Version (ab 96.600 Euro) bis hin zum LS 500 mit Allrad ab 105.900 Euro.

Die Verkaufserwartungen im Land der deutschen Premium-Elite schätzt Lexus realistisch ein. 120 Einheiten sollen 2018 verkauft werden, das ist nicht mehr als ein Nadelstich ins Fleisch von S-Klasse & Co. Um das einzuordnen: Selbst vom Brennstoffzellen-Exoten Mirai hat die Mutter Toyota laut Heiko Twellmann in diesem Jahr 100 Fahrzeuge an den Kunden gebracht. Dem LS kommt freilich noch eine andere Mission zu, von seiner Strahlkraft als luxuriöser Technologie- und Imageträger soll auch die restliche Modellpalette profitieren - und Deutschland vielleicht doch noch zum Lexus-Paradies machen.

Ulla Ellmer

Lexus LS 500 in Kürze:

Wann er kommt: Am 20. Januar 2018

Wen er ins Visier nimmt: Mercedes S-Klasse, 7er BMW, Audi A8

Was ihn antreibt: V6-Biturbo mit 418 PS, Hybridantrieb mit 359 PS Systemleistung

Was er kostet: Ab 93.300 Euro

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