Mercedes G: Komplett neu und doch der Alte

11.5.2018, 09:52 Uhr
Mercedes G: Komplett neu und doch der Alte

© Hersteller

Seit 39 Jahren gibt es die Mercedes G-Klasse. Ein Urgestein im Segment der echten Geländewagen. Sie ist eine Ikone, die zwar nicht viel zu tun hat mit den modernen SUVs, aber dennoch technisch immer auf der Höhe der Konkurrenz war. Das gilt nun ab sofort auch für die "dienstälteste" Baureihe der Marke mit dem Stern. "Jedes Teil, jede Schraube kam auf den Prüfstand", betont Gunnar Güthenke, Leiter der Geländewagen-Baureihe.

Die neue G-Klasse kommt in diesen Wochen auf den Markt und zeigt sich äußerlich wenig verändert: Immer noch hat sie das kantige Design und Details wie die aufgesetzten Blinker auf den Radhäusern und Türgriffe mit Chrom-Druckknopf. Unter dem Blechkleid wurden die guten Gene weiterentwickelt, wozu die kaum zu übertreffende Geländefähigkeit zählt. Die Karosserie kann mit erhöhter Steifigkeit aufwarten, die Verbindungen zwischen Fahrwerk und Antriebsstrang mit dem verstärkten Leiterrahmen wurden deutlich verbessert. Zudem legt Mercedes die Messlatte in vielen anderen Bereichen noch ein Stück höher. Besonders in Sachen Leistung auf und abseits der Straße, aber auch beim Komfort und bei der Vernetzung.

Mercedes G: Komplett neu und doch der Alte

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Um den Zeitgeist ging es nie

Zum Erfolg der G-Klasse (vor allem noch in 2017) trug in den vielen Jahrzehnten bei, dass sie immer wieder den Erfordernissen angepasst wurde. Dabei ging es nicht um den jeweiligen Zeitgeist, sondern um die Bewahrung der ursprünglichen Charakteristik des Geländewagens. Die Klarheit der Karosserie blieb so erhalten, wie es sich die Kunden offenbar wünschen. Deshalb werden auch die außen liegenden Türscharniere und die aufliegende Motorhaube in der neuen Generation fortgeführt.

Die über Jahrzehnte hinweg technisch immer weiterentwickelte, aber optisch kaum veränderte Offroad-Ikone vollzieht mit dem jüngsten Update den Sprung in eine neue Ära – technisch wie formal. Jetzt mit 4,82 Meter umd53 Millimeter länger geworden, außerdem 64 Millimeter breiter, wirkt die neue G-Klasse noch bulliger, auf der Straße ebenso wie im Gelände. Die jetzt vorgestellte Generation erscheint mehr denn je wie aus einem Guss. Sämtliche Flächen sind straffer gezeichnet und stärker gespannt, die Oberflächenqualität wurde noch einmal angehoben. Daraus resultieren schmalere, präzisere Fugen und harmonischere Übergänge. Zudem wurden die Radläufe und der Stoßfänger stärker in die Karosserie integriert.

Seit fast 40 Jahren ein besonderer Look

Beim Blick zurück wird aber immer wieder deutlich, dass sich seit 1979 das Äußere der G-Klasse nicht wesentlich verändert hat. Viele Elemente erfüllen heute wie damals ganz bestimmte Funktionen und verleihen der G-Klasse ihr einzigartiges Aussehen. So vernimmt man auch bei der neuen G-Klasse das charakteristische Schließgeräusch, es finden sich die markanten Türgriffe, die robuste Außenschutzleiste, das exponierte Ersatzrad an der Hecktür und die augenfälligen Blinker. In Verbindung mit der kantigen Silhouette verleihen diese außergewöhnlichen Details dem Offroader seinen besonderen Look.

In ersten Fahrtests bewies der neue "G" nicht nur seine überragenden Geländegängigkeit, sondern zeigte sich auch agil wie nie zuvor. Nur beim Einlenken in scharfen Kurven spürt der Fahrer das hohe Gewicht des Autos - immerhin knapp zweieinhalb Tonnen. Diesen Eindruck kann auch die neue Direktlenkung, die die Rückmeldung verbessern soll, nicht verbergen. Um es endgültig zu beurteilen, müsste man den G 500 länger fahren und die adaptiven Verstellmöglichkeiten ausprobieren beziehungsweise die individuelle Fahrcharakteristik einstellen. Ob sportlich oder komfortabel, das kann der Fahrer bestimmen, per Fingertipp ändert sich das Ansprechverhalten von Motor, Getriebe, Lenkung, Dämpfung und Abgasklappen.

Mercedes G: Komplett neu und doch der Alte

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Im Gelände bewähren sich die sechs Millimeter mehr Bodenfreiheit, die besseren Böschungs- und Rampenwinkel sowie die Schräglage; und nicht zuletzt bei Flussdurchfahrten die zehn Zentimeter mehr Watttiefe. Die neuen Achsen ermöglichen auch mehr Federweg, was zu gesteigertem Fahrkomfort genauso führt wie zu sicherem Bodenkontakt der Räder. Laut Mercedes-Manager Güthenke ist der "G" im Übrigen das "einzige Serienfahrzeug mit drei hundertprozentigen Differenzialsperren und Geländeuntersetzung".

Sechsstelliger Einstiegspreis für den Vierliter-V8

Zur Markteinführung im Juni kommt die G-Klasse zum Einstiegspreis von 107.041 Euro und bleibt damit auf dem Niveau der Vorgängerversion. Für dieses Geld gibt es den G 500 mit Vierliter-V8 und 310 kW/422 PS sowie 610 Newtonmetern, Verbrauch laut genormtem Mix 11,5 bis 12,1 l/100 km, CO2-Ausstoß ab 263 g/km. Das Angebot umfasst zahlreiche neue Features wie die Scheinwerfer in LED-Technik, aktuelle Fahrerassistenzsysteme, das hochwertige Interieur mit Ledersitzen und das neue Fahrwerk. Für den anspruchsvollen Kunden bieten Optionen wie das Exklusiv-Interieur Plus mit Leder an den Türinnenverkleidungen noch mehr Exklusivität. Für den 430 kW/585 PS starken AMG G 63 wird ein Preis von rund 148.000 Euro aufgerufen. Der AMG-Anteil machte übrigens ein Drittel aus, zeitweise sogar rund die Hälfte. Ein 110 kW/150 PS-Diesel folgt im Laufe des Jahres.

Der Kunde, der heute meist in den USA, Deutschland und China zuhause ist, weiß, dass er einen Luxus-Geländewagen erwirbt, der längst eine Design-Ikone ist.

Ingo Reuss

Mercedes G-Klasse in Kürze:

Wann sie kommt: Markteinführung im Juni

Wen sie ins Visier nimmt: Früher den Land Rover Defender, heute letztlich nur den ungleich billigeren Toyota Land Cruiser

Was sie antreibt: Vierliter-V8 mit 422 und (AMG G 63) 585 PS

Was sie kostet: Ab 107.041 Euro

Was noch folgt: Diesel mit 150 PS, eine elektrifizierte Version

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