Mit dem Stelvio will Alfa hoch hinaus

26.3.2017, 10:59 Uhr
Mit dem Stelvio will Alfa hoch hinaus

© Hersteller

Es gibt nur noch wenige Hersteller, die nicht im SUV-Segment wildern - die Gewinnchancen des immer noch boomenden Softroader-Markts will sich keiner entgehen lassen. Nicht vertreten war bislang allerdings Alfa Romeo, was weniger daran lag, dass die Italiener ihrer Marke kein SUV zutrauten, als vielmehr an der aus finanziellen Gründen etwas ins Stocken geratenen Modelloffensive. Doch seit letztem Jahr soll es mit der Fiat-Tochter aufwärtsgehen: Erst legte sie mit der schicken Limousine Giulia vor und jetzt macht sie sich auf, mit dem Stelvio einen Teil des lukrativen SUV-Kuchens abzugreifen.

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Sinnliche Rundungen im Stile der Giulia

Rein optisch ist der nach dem kurvenreichen Stilfser Joch benannte Stelvio auf jeden Fall ein Gewinn. Die Designer haben es geschafft, die klassisch-schöne Alfa-Formensprache auf den Hochbeiner zu übertragen, der mit ähnlich sinnlichen Rundungen wie die Giulia punkten kann und für erfreuliche Abwechslung auf der Straße sorgen wird. Unter dem schmucken Blechkleid verbirgt sich dazu ein ordentliches Platzangebot: In dem 4,70-Meter-SUV fühlen sich auch Großgewachsene nicht nur auf den langstreckentauglichen Plätzen in der ersten Reihe wohl, sondern reisen auch im geräumigen Fond ausgesprochen kommod; mit 525 Litern ist auch der Kofferraum ausreichend groß dimensioniert. Getrübt wird das Wohlfühlambiente leider durch eine nur mittelmäßige Verarbeitungsqualität und ein nicht mehr wirklich zeitgemäßes Infotainmentsystem - hier müssen die Verantwortlichen spätestens beim Facelift nachlegen!

Die Verwandtschaft zwischen Giulia und Stelvio zeigt sich auch unterm Blech: beide teilen sich die gleiche Technik-Plattform. Das bedeutet, dass auch das SUV unter Normalbedingungen mit Heckantrieb fährt, erst bei Bedarf werden bis zu sechzig Prozent des Drehmoments an die Vorderachse geschickt. Quell der Kraft wird in der Regel ein Vierzylinder-Diesel sein, der ab 47.500 Euro beim Händler steht. Mit seinen 210 PS und bärigen 470 Newtonmeter Drehmoment kann er der selbsterklärten Konkurrenz in Form des BMW X3 durchaus in die Quere kommen: Will der Münchner die 6,6 Sekunden für den 0-auf-100-Sprint toppen, muss er schon mit Sechszylinder vorfahren. Auch die 215 km/h Höchstgeschwindigkeit des Alfas sind wettbewerbsfähig, und der Normverbrauch von 4,8 Liter gehen ebenfalls in Ordnung.

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Spontan im Sportmodus

In Sachen Laufruhe haben die Italiener dagegen etwas Nachholbedarf, und bei der Motor-Getriebe-Abstimmung ist auch noch Luft nach oben: manchmal brauchen die beiden Bauteile ein bisschen Zeit, um sich zu arrangieren. Deutlich spontaner reagiert die serienmäßige Achtgang-Automatik im Sportmodus, der lässt sich allerdings für den Gangwechsler nicht separat aktivieren, sondern nur im Gesamtpaket: Auch Lenkung, Gaspedalkennlinie und die Dämpfer werden dann gestrafft. Das ist nett, aber gar nicht nötig, denn schon das geschmeidige Standard-Setup überzeugt: Der gut 1,7 Tonnen schwere Alfa präsentiert sich dank der verwindungssteifen Karosserie ausgesprochen agil und handlich und animiert mit seiner präzisen Lenkung zur lustvollen Kurvenhatz.

Neben dem starken Selbstzünder wartet ein 280-PS-Turbo-Benziner (ab 49.000 Euro) beim Händler auf Kundschaft. In Kürze will Alfa noch eine 200-PS-Variante des Ottos nachlegen und auch eine Diesel-Version mit 180 PS steht in den Startlöchern. Die kann dann auch nur mit Heckantrieb geordert werden, alle anderen Stelvios fahren serienmäßig mit Allrad vor. Etwas später schieben die Italiener noch das Topmodell nach, den Quadrifoglio Verde, der mit 510 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment eine klare Ansage macht.

Michael Gebhardt

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