Neuer Mazda 3: Mister Cool

21.2.2019, 09:09 Uhr
Neuer Mazda 3: Mister Cool

© Hersteller

Es ist bei Mazda nicht viel anders als bei anderen Herstellern: Die SUVs dominieren das Verkaufsranking. Nach CX-5 und CX-3 spielt der 3er auf dem deutschen Markt erst die dritte Geige.

Im Kompaktsegment sticht der Japaner aber als Mister Cool heraus. Lange Motorhaube, markanter Kühlergrill, schicke Leuchtengrafik und eine elegant abgeschrägte Dachlinie – einmal mehr beweist Mazda, dass man schöne Autos zu bauen versteht. Von "minimalistischer Ästhetik" spricht der europäische Designchef Jo Stenuit mit Hinblick auf das Eliminieren überflüssiger Sicken und Kanten. Nur das rundliche Heck des 3er polarisiert.

Länger als der Golf

Im Lebensraum von VW Golf & Co. kann der auf einer völlig neuen Plattform erbaute Mazda 3 zudem als buchstäbliche Größe durchgehen: Auf 4,46 Meter Länge streckt er sich und übertrifft seinen Wolfsburger Konkurrenten somit um ganze 20 Zentimeter. Dem Trend entsprechend fährt der 3er ausschließlich als Fünftürer vor, ein Dreitürer wird ebensowenig angeboten wie ein Kombi. Für die begrenzte Schar der Limousinen-Fans ergänzt in der zweiten Jahreshälfte aber eine Stufenheckvariante das Programm.

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Leider bedeuten die üppigen Außenmaße nicht, dass im Passagierbereich fürstliche Platzverhältnisse vorherrschen. Hier offenbart sich die Kehrseite des schönen Designs: Die Dachschräge schränkt die Kopffreiheit im Fond ein, auch der breiten C-Säule und der kleinen Seitenfenster wegen hat der rückwärtige Aufenthaltsbereich etwas Höhlenartiges, länger reisen möchte man dort hinten nicht. Und der Kofferraum ist mit 358 Litern eher mäßig dimensioniert, zudem fällt die Ladekante recht hoch aus.

Flurbereinigung am Armaturenträger

Die Schokoladen-Plätze befinden sich zweifelsfrei vorne. Von bequemen, vielfach verstellbaren und der menschlichen Anatomie angepassten Sitzen aus blicken Fahrer und Beifahrer auf den flurbereinigten und optisch beruhigten Armaturenträger, erfreuen sich an guter Ergonomie und wertiger Materialauswahl. Das nunmehr auf 8,8 Zoll vergrößerte Zentraldisplay lässt sich über einen Dreh-Drück-Regler bedienen, nicht nach dem Touch-Prinzip. Ein volldigitales Kombiinstrument hinterm Lenkrad gibt es nicht, man habe auf visuelle Unruhe verzichten wollen, sagt Produktmanager Kota Beppo dazu. Stattdessen bekommt der neue 3er serienmäßig ein Head-Up-Display, und zwar ein "echtes", das die Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert und nicht auf eine Plexiglasfläche.

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Dass sich die Smartphone-Inhalte via Android Auto und Apple Car Play auf dem Zentraldisplay spiegeln lassen, mag heute als digitale Selbstverständlichkeit gelten, ist bei Mazda aber noch nicht lange so. Als Neuheit fährt auch der Aufmerksamkeitsassistent mit, der via Infrarot-Kamera und –LED den Fahrer im Auge behält und anhand der Mimik Anzeichen von Müdigkeit detektiert.

Angesichts der sportlichen Karosserie setzt sich der Fahrer durchaus erwartungsfroh hinters Lenkrad. Und tatsächlich gibt es keine Enttäuschung, was die fahrtechnischen Talente des 3ers betrifft. Die gleichermaßen sensible wie präzise Lenkung und das krisenfest abgestimmte Fahrwerk geraten auch bei flotter Kurvenfahrt nicht in Verlegenheit, mit ruppigem Fahrbahnbelag und Querfugen tut sich der Mazda 3 nicht schwer, er ist zwar eher straff ausgelegt, behelligt aber nicht mit übertriebener Härte.

Mildhybrid und Zylinderabschaltung

Zum Marktstart im März beschränkt sich das Motorenangebot auf einen Benziner und einen Diesel, beide Euro-6d-Temp-konform. Der Skyactiv-G ist ein 90 kW/122 PS starker Zweiliter-Vierzylinder-Sauger, der im Teillastbereich zwei Zylinder in die Pause schickt und mit einem Mildhybrid-System arbeitet, bei dem die über einen riemengetriebenen integrierten Startergenerator (ISG) rekuperierte elektrische Energie in einer 24-Volt-Lithium-Ionen-Batterie gespeichert wird. Damit werden elektrische Verbraucher an Bord versorgt und der Verbrennungsmotor entlastet. Schön leise und kultiviert läuft der Mildhybrid, ein Ausbund an Agilität und Durchzugskraft ist er aber nicht. Als Normverbrauch stellt Mazda 5,1 l/100 km in Aussicht.

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Alternativ steht ein 1,8-l-Diesel mit 85 kW/116 PS zur Wahl (Skyactiv-D), der ebenso wie der Benziner sowohl mit manueller Sechsgangschaltung als auch mit einer Sechsgangautomatik (2000 Euro Aufpreis) zu kombinieren ist.

Skyactiv-X als "Diesotto"

Der interessanteste Antrieb folgt erst in der zweiten Jahreshälfte:Beim Skyactiv-X handelt es sich um einen Benziner mit Kompressionszündung,  der – quasi als "Diesotto" – die Vorzüge eines Ottomotors mit denen eines Diesels vereinen soll. Die Mazda-3-Limousine wird ausschließlich als Skyactiv-X verfügbar sein, für den Fünftürer kündigen die Japaner eine Kombination aus Skyactiv-X und Allradantrieb an.

Kein Kassenmodell

Mut beweist Mazda bei der Ausstattungspolitik und der Preisgestaltung. Eine frugal bestücktes Basisversion zum kosmetisch günstigen Preis wird es nicht geben. Ein solches Kassenmodell kaufe eh keiner, sagt Mazda-Deutschland-Chef Bernhard Kaplan und weist darauf hin, dass "unsere Kunden vorzugsweise die bestausgestatteten Varianten" erwählen.

Und so erscheinen die Einstiegspreise von 22.990 Euro für den Mazda 3 Skyactiv-G M Hybrid und 25.290 Euro für den Skyactiv-D 1.8 nur auf den ersten Blick ambitioniert. Serienmäßig an Bord befinden sich unter anderem schon ein adaptiver Tempomat mit Stauassistenzfunktion, eine Ausparkhilfe, ein Spurwechselassistent und eine Verkehrszeichenerkennung, ein Head-up-Display, ein Audiosystem mit acht Lautsprechern, dazu Navi, Klimaanlage, Apple Car Play/Android Auto, Voll-LED-Scheinwerfer sowie Alufelgen. Auch ausstattungstechnisch stellt der Mazda 3 so manchen Mitbewerber in den Schatten.

Ulla Ellmer

Mazda 3 in Kürze:

Wann er kommt: Bestellbar seit Januar, Markteinführung am 22./23. März

Wen er ins Visier nimmt: VW Golf, Opel Astra, Ford Focus, Kia Ceed, Hyundai i30, Renault Mégane, Peugeot 308 & Co.

Was ihn antreibt: Benziner mit 90 kW/122 PS, Diesel mit 85 kW/116 PS

Was er kostet: Benziner ab 22.990 Euro, Diesel ab 25.290 Euro

Was noch folgt: Limousine und Skyactiv-X-Benziner mit Kompressionszündung, Allradantrieb

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