Superblitzer statt Starenkasten

31.10.2017, 09:08 Uhr
Superblitzer statt Starenkasten

© Vitronic

Der rote Flash vom Straßenrand fährt Autofahrern durch Mark und Bein. Kein Wunder: Wer solcherart vom Blitz getroffen wird, weiß, dass jetzt Unheil droht. Wegen Überfahrens einer roten Ampel. Oder wegen eines Tempoverstoßes. Die Rechenmaschine im Hirn rattert: Wie war doch gleich das Speedlimit? Und wie hoch lag ich drüber? Gibt's Punkte – oder ist jetzt gar der Schein weg?

Abgesehen von mobilen Gerätschaften zur Geschwindigkeitsmessung waren es bislang die stationären "Starenkästen", die Verkehrssünder überführt haben. Die grauen Dinger mit dem wachsamen Auge haben aber zunehmend ausgedient. "Die Zeit der alten Blitzergeneration ist vorbei", sagen Experten der Arag-Rechtsschutzversicherung. "Jetzt wird Hightech geknipst".

Auf die Ringe kommt es an

Immer häufiger ersetzen Blitzersäulen die bisher eingesetzte Technik. Rund 800 Stück gibt es in Deutschland bereits, auch in Nürnberg stehen schon welche, zum Beispiel an der "Schöller-Kreuzung" oder an der Kreuzung Frankenstraße/Pillenreuther Straße. Im Vergleich zu den Starenkästen machen die Superblitzer reichere Beute und kommen ungehorsame Fahrzeuglenker summa summarum also teurer zu stehen. Grund: Die Säulen können mehr. Sie sind in der Lage, bis zu vier Fahrspuren gleichzeitig im Auge zu behalten – und das in beide Fahrtrichtungen. An der Anzahl der Ringe lässt sich das Überwachungspotenzial ablesen: Vier Ringe bedeuten, dass in beide Richtungen geblitzt wird. Bei drei Ringen hat die Säule nur eine Fahrtrichtung im Visier.

Oben in der Säule sitzt der eigentliche Blitzer, weiter unten ist die Messeinrichtung installiert. Dieses Laser-Messsystem sendet Lichtimpulse aus, die von den Fahrzeugen reflektiert werden. Daraus kann der Hightech-Blitzer die gefahrene Geschwindigkeit errechnen. Auslesen lassen sich die Daten per USB-Stick. Oder sie werden via SIM-Karte an die zuständige Behörde verschickt, wobei ein Verschlüsselungsverfahren zum Einsatz gelangt.

Nicht nur stationär, sondern auch mobil können sich die Laserblitzer auf Lauer legen. Dann werden sie auf dem sattsam bekannten Dreibein installiert.

Blitzer-App: Bußgeld droht

Allerdings haben Gerichte auch schon Zweifel an der Messgenauigkeit der Superblitzer geäußert, in Einzelfällen (z. B. AG Mannheim, 21 OWi 509 Js 35740/15) sind Bußgeldverfahren eingestellt worden. Dennoch mag die Verlockung groß sein, sich per Blitzer-App vor Tempofallen warnen zu lassen. Deren Nutzung ist aber während der Fahrt verboten, die Gesetzeslage ist hier die gleiche wie im Falle klassischer Radarwarner. Einen Autofahrer, der bei einer Polizeikontrolle mit eingeschaltetem Smartphone und aktivierter Blitzer-App erwischt worden war, hat das Oberlandesgericht Rostock (OLG Rostock, Az. 21 Ss OWi 38/17) zu 75 Euro Bußgeld verurteilt.

upr

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