Volvo V60: Schöner Schwede, große Klappe

14.1.2019, 16:50 Uhr
Volvo V60: Schöner Schwede, große Klappe

© Hersteller

Wie er aussieht: Mit 4,76 Metern Länge ist der V60 stattlich dimensioniert und überflügelt die genannten Konkurrenten um etliche Zentimeter. Dass der Schweden-Kombi zu den attraktivsten Vertretern seiner Gattung gehört, geht auf das Konto einer klaren Linienführung, ist aber auch Details wie den aufrecht stehenden Rückleuchten und der auffälligen Leuchtengrafik des Tagfahrlichts zuzuschreiben.

Wie er eingerichtet ist: Auch an innerer Schönheit mangelt es nicht. Wie üblich interpretiert Volvo das Thema "Premium" in skandinavisch reduzierter Kühle. Heißt: Stilsicher ausgewählte Edel-Materialien, lichtes Ambiente, bequeme, mit winzigen Schweden-Fläggchen dekorierte Sitze, kaum noch haptische Bedienelemente, selbst die Klimaanlage wird über den hochkant installierten Touchscreen angesteuert. Der Umgang mit dem Infotainment erfordert allerdings einige Einarbeitungszeit, denn das System gehört nicht unbedingt zu den intuitivsten.

Konterkariert wird die elegante, optional über ein großes Panoramadach erhellte Innenarchitektur von einem schwarzen Block hinter dem Innenspiegel, ohne den es aber nicht geht, da er die Kameraaugen und die Sensoren der nach vorne tätigen Assistenzsysteme beherbergt.

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Wie viel Platz er hat: Den Passagieren wird ein großzügiges Raumangebot zuteil, das mit Einschränkungen auch für die Rückbank gilt. Ellbogen- und Kopffreiheit sind tadellos, größer gewachsene Fond-Mitfahrer touchieren mit dem Haupthaar allerdings den Dachhimmel, und der mittlere Sitzplatz ist wie so häufig nur als Notbehelf einzuordnen.

Von buchstäblich großem Nutzwert gibt sich der 529 bis 1441 Liter voluminöse Kofferraum, der dank der niedrigen Ladekante (Vorteil gegenüber SUVs) und der weit aufschwingenden Heckklappe gut zugänglich ist. Empfehlenswert, wenn auch kostspielig: Das Laderaum-Paket "Pro" (je nach Ausstattungsvariante 1350 bzw. 1400 Euro), das unter anderem eine elektrische Heckklappenautomatik, ein Befestigungssystem und die vom Gepäckabteil aus elektrisch umlegbaren Kopfstützen und Rücksitzlehnen umfasst.

Was ihn antreibt: Motorseitig hat Volvo konsequent alles, was mehr als vier Zylinder hat, aus dem Modellprogramm komplimentiert. Die Diesel aber durften bleiben, auch beim V60. Der kleinere von zweien ist der D3 mit zwei Litern Hubraum und 110 kW/150 PS. Wir fanden: Der reicht, zumindest für die üblichen Anforderungen des Alltags und zumindest für Kunden, die keine Ambitionen als Sportfahrer hegen. Brav und unaufgeregt beschleunigt der D3 bis auf eine Spitze von 205 km/h, den Spurt von 0 auf 100 km/h hakt er in 9,9 Sekunden ab, und der Arbeit eines SCR-Kats in Kooperation mit AdBlue verdankt er die derzeit optimale Einstufung nach Euro 6d-Temp. Etwas effektiver könnte man sich aber die Geräuschdämmung wünschen. Dafür bereitet die sanft schaltende Achtgang-Automatik Freude, in die jedoch 2200 Euro zu investieren sind.

Volvo V60: Schöner Schwede, große Klappe

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Wie er sich fährt: Der V60 D3 ist kein Sportwagen, wobei ihn Familienväter und -mütter auch kaum mit grüngesichtigen Kindern auf dem Rücksitz um die Kurven scheuchen dürften. Dem Bestimmungszweck gemäß ist die Fahrwerksabstimmung klar auf Komfort gepolt. Und ausstattungsabhängig fährt umfangreiches Sicherheitspersonal mit, hier hat die Marke schließlich einen Ruf zu verlieren. Das City-Safety-System erkennt neben Fußgängern und Radler auch Wildtiere; wenn ein Fahrzeug auf der eigenen Spur entgegenkommt und ein Crash unvermeidlich ist, regelt eine weitere Notbremsfunktion das Tempo stark herab, um die Schwere des Aufpralls zu mindern. Der "Pilot Assist II" wiederum ermöglicht bis 130 km/h teilautonomes Fahren. Als Option stellt die Aufpreisliste Allradantrieb bereit.

Was er verbraucht: Beim Kraftstoffkonsum kamen wir im Schnitt mit 5,8 l/100 km davon, für einen 1,8-Tonner ist das kein kritikwürdiger Wert.

Was er bietet: Das Basismodell nennt sich schlicht "V60" und ist bereits ziemlich umfangreich ausgestattet. An Assistenzsystemen liefert Volvo unter anderem den Aufmerksamkeitswarner, den Berganfahrassistenten, das City-Safety-System, einen Tempomaten, einen Spurhalteassistenten, die Verkehrszeichenerkennung und Schutzsysteme beim unbeabsichtigten Überfahren der Mittellinie bzw. Verlassen der Fahrbahn mit. Hinzu kommen beispielsweise Keyless-Start, LED-Scheinwerfer, Regensensor, Zweizonen-Klimaautomatik, Infotainment mit Bluetooth-Freisprechen, Internetradio und Sprachsteuerung sowie Leichtmetallräder. Aber selbst beim besonders luxuriösen "Inscription" bleibt natürlich noch Raum für Zusatzinvestment, von Automatik über das erstklassige Harman/Kardon-Soundsystem und digitalen Radioempfang bis hin zur Surround-View-Kamera war unser Testwagen mit Extras im Gegenwert von knapp 23.000 Euro ausgestattet.

Volvo V60: Schöner Schwede, große Klappe

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Was er kostet: In der Basisausstattung kommt der Volvo V60 D3 auf mindestens 37.500 Euro. Topmodell ist der sportliche "R-Design" ab 44.950 Euro.

Was wir meinen: Der Volvo V60 ist ein edler Familienkombi, der mit markentypisch hohem Sicherheitsniveau, guten Fahreigenschaften und einem langstreckenfreundlichen, sauberen Diesel punktet. Verbesserungswürdig erschien uns die Bedienstruktur des Infotainments. Und preislich sortiert sich der V60 in den teuren Sphären des Premiumsegments ein - das müssen sich Familien erst einmal leisten können.

Ulla Ellmer

Die Daten des Volvo V60 D3

Hubraum 1969 ccm, Zylinder 4, Leistung 110 kW/150 PS bei 3750/min, max. Drehmoment 320 Nm bei 1750 bis 3000/min, Spitze 205 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,9 sec, Normverbrauch (WLTP) innerorts 5,3, außerorts 3,9, kombiniert 4,4 l D pro 100 km, Testverbrauch 5,8 l D/100 km, CO2-Emission 117 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse A+, Länge 4,76 m, Breite 2,04 m (mit Außenspiegeln), Höhe 1,43 m, Kofferraum 529 bis 1441 l, Kraftstofftank 55 l, AdBlue-Tank 11,5 l, Leergewicht 1796 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2190 kg, Zuladung 394 kg, Anhängelast 1600 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). Achtgangautomatik, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 13 (KH), 20 (TK), 23 (VK). Preis ab 37.500 Euro (manuelles Sechsganggetriebe) bzw. ab 39.700 Euro (Achtgangautomatik).

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