Wie "grün" sind Elektroautos wirklich?

31.8.2017, 20:01 Uhr
Wie

© General Motors/ampnet

Die Diesel-Debatte hat dem Thema Elektromobilität neuen Schwung verliehen. Befürworter und Gegner schenken sich dabei nichts. Je nach Standpunkt werfen die einen den anderen vor, als gestrige Umweltverpester oder aber als weltfremde Öko-Freaks zu agieren.

Auch bei weniger emotionaler Betrachtung kann man freilich zu dem Schluss gelangen, dass die Elektromobilität nach aktuellem Stand noch nicht der ultimative Heilsbringer ist. Das fängt damit an, dass E-Autos bekanntermaßen nur "lokal emissionsfrei" fahren. Was heißt das? Ganz einfach: Die Emissionen entstehen anderswo, dort, wo der Strom produziert wird. Kommt er aus regenerativen Energiequellen (Wind-, Solarstrom etc.), ist alles gut. Nicht aber, wenn das Elektroauto Kohlestrom zapft. Und das ist häufig der Fall: 2016 haben Braun- und Steinkohle sowie die unerwünschte Kernenergie über 53 Prozent am deutschen Strommix ausgemacht (Quelle: www.stromauskunft.de). Rechnet man da noch den fossilen Energieträger Erdgas hinzu, kommt man auf über 65 Prozent.

Nach acht Jahren lohnt ein Tesla

Eine Studie des schwedischen Umweltministeriums hat sich unlängst mit der CO2-Bilanz von Elektroautos beschäftigt und ist dabei zu ökologisch wenig ermutigenden Ergebnissen gelangt. Um unseren Wunsch nach hohen Reichweiten zufriedenzustellen, bedarf es immer größerer Batterien für die E-Mobile. Laut Studie führt das dazu, dass bei der Herstellung des Akkus für ein Tesla Model S mit 85 kWh rund 17 Tonnen an CO2-Emissionen anfallen. Um das einzuordnen: Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 in Deutschland hat 2016 bei 9,1 Tonnen gelegen. Um einen konventionellen Benziner tatsächlich in der Ökobilanz zu übertrumpfen, so sagt die schwedische Studie, müsse dieses Tesla Model S erst einmal acht Jahre lang gefahren werden.

Seltene Erden für die Batterien

Nicht vergessen werden darf zudem, dass für die Lithium-Ionen-Batterien Seltene Erden benötigt werden, die teils unter äußerst inhumanen Bedingungen in Entwicklungsländern gewonnen werden. Schon kaufen chinesische Firmen in großem Stil afrikanische Ländereien auf, um dort nach dem kostbaren Material zu suchen. Auch hinter der Entsorgung künftiger Berge von Altbatterien steht noch ein großes Fragezeichen.

Fachleute leiten daraus zwei Forderungen ab. Zum einen muss unser Reichweitenhunger womöglich bescheidener ausfallen, damit es mit kleineren Batterien getan ist. Und zum anderen gilt es, den Anteil fossiler Energien bei der Stromerzeugung stark zu reduzieren. Dann können Elektroautos uns tatsächlich aus der Abgasmisere fahren.

Ulla Ellmer

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