Will denn keiner diese Fördergelder?

4.1.2019, 17:21 Uhr
Will denn keiner diese Fördergelder?

© Hersteller

Als im Juli 2016 die "E-Auto-Prämie" eingeführt wurde, da waren die Erwartungen groß: Der Umweltbonus sollte die Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybriden kräftig anheizen. Auf diese Weise, so der Plan, wäre dann auch das hehre Ziel der Bundesregierung zu erreichen, wonach bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf unsere Straßen rollen sollen.

Die Ernüchterung ist groß

Inzwischen aber ist die Ernüchterung groß. Wie die jetzt vorgelegten Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) belegen, mag sich kaum ein Autokunde für ein Elektromobil erwärmen. Seit Einführung der Kaufprämie im Juli 2016 bis zum Jahresende 2018 sind nur 91.498 Anträge beim Bafa eingegangen. Besonders ungut erscheint den E-Auto-Befürwortern, dass die Zahl der Anträge von 2017 (38.874) auf 2018 (44.601) nicht signifikant angestiegen ist.

Auch die Jahresbilanz des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) weist den Elektroautos nur einen winzigen Nischenplatz zu. Von 3,44 Millionen in 2018 zugelassenen Neuwagen waren nur 31.422 (oder 0,9 Prozent) Plug-in-Hybride und 36.062 (oder ein Prozent) reine Elektro-Pkw.

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600 Millionen im Fördertopf

Insgesamt 600 Millionen Euro an Bundesmitteln waren 2016 in den Prämientopf gegeben worden, das sollte für die Förderung von 300.000 Elektroautos und Plug-ins reichen. Es ist indes kaum zu erwarten, dass die Fördergelder bis zum 30. Juni 2019 ausgeschöpft werden, wenn das Bonusprogramm ausläuft. Immerhin müssten dazu in den kommenden zwölf Monaten über 200.000 neue Stromer bzw. Teilzeitstromer bei den Zulassungsstellen vorfahren. Experten rechnen deshalb damit, dass das Förderprogramm über 2019 hinaus verlängert wird.

Allerdings könnte es demnächst durchaus aufwärts gehen mit den Verkaufszahlen der elektrischen Modelle. Grund: Die Markteinführung der ersten deutschen Stromer einer neuen Generation steht unmittelbar bevor. Audi und Mercedes beispielsweise schicken ihre elektrischen Crossover e-tron und EQC an den Start, bei VW läuft Ende des Jahres die Produktion des kompakten I.D. Neo an, der sich in der Größenordnung eines Golf bewegt und ab ca. 30.000 Euro kosten soll. Hinzu kommen weitere alltagstaugliche E-Mobile wie beispielsweise die Kia-Modelle e-Niro und Soul EV.

Privileg für elektrische Dienstwagen

Ein weiterer Anschub ist von der neu geregelten Besteuerung von Dienstwagen zu erwarten. Demnach müssen für einen privat genutzten Dienstwagen nur 0,5 statt ein Prozent vom Listenpreis als geldwerter Vorteil angegeben werden, sofern das Auto ein reines E-Modell oder ein Plug-in-Hybrid ist. Der Antrag auf Förderprämie kann beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt werden. Reine Elektroautos bekommen 4000 Euro, "von außen aufladbare Hybridfahrzeuge", sprich Plug-in-Hybride, 3000 Euro. Bund und Autoindustrie beteiligen sich jeweils zur Hälfte.

Voraussetzung ist allerdings, dass der Anschaffungspreis des Stromers 60.000 Euro nicht überschreitet. Ein Jaguar I-Pace fällt da raus, das Tesla Model S steht nur in der "Base"-Ausstattung auf der Bafa-Liste. Und ein PHEV darf nach dem neuen WLTP-Messzyklus nicht mehr als 50 g/km CO2 emittieren. Das ist eine Vorgabe, die beispielsweise vielen Volvo-Plug-ins oder dem Mini Cooper SE Countryman All4 den förderwürdigen Status gekostet hat.

Ulla Ellmer

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