Eine Woche ohne Smartphone: Verzweiflung an Tag 1

15.8.2016, 17:42 Uhr
Eva Orttenburger gibt für eine Woche ihr Smartphone ab - und muss nun für die Uhrzeit wieder auf den Wecker schauen.

© Björn Bischoff Eva Orttenburger gibt für eine Woche ihr Smartphone ab - und muss nun für die Uhrzeit wieder auf den Wecker schauen.

Alles begann letzten Freitag: Ich saß mit meinen Arbeitskollegen in der Pressekantine und schaufelte mir eine Gabel Nudeln nach der anderen in den Mund. Als der Vorschlag zu einem Selbsttest für eine der nächsten Ausgaben aufkam, wurde ich hellhörig. Die Idee: eine Woche ohne Smartphone. Alle schauten mich plötzlich an, während ich gerade angestrengt auf WhatsApp rumtippte. Reingeritten. Ich hatte den "Job" - und auch keinen Appetit mehr. Eine Woche. Ohne Smartphone. Kann ich die Gabel gegen eine Schaufel für mein Grab eintauschen?

An dieser Stelle fragt sich der ein oder andere Leser zurecht, warum allein die Vorstellung so schlimm für mich ist. Es ist so: Mein Smartphone ist viel mehr als nur ein Kommunikationsmittel. Es ist mein ständiger Begleiter. Kleine Kinder können nicht ohne ihre Eltern und ich kann nicht ohne mein Smartphone.

Es weckt mich morgens mit seinem mehr oder weniger sanftem Wecker-Gebimmel, es ist die Verbindung zu meiner Familie und all meinen Freunden, es heitert mich unterwegs mit Musik auf, es sorgt bei Langeweile für Unterhaltung, es sagt mir immer, was es Neues gibt. Es geht einfach nicht ohne. Niemals. Das dachte ich bis zu diesem Montag, als mein geliebtes Smartphone für eine Woche in einem dunklen Schrank in der Redaktion verschwand.

Erste Entzugserscheinungen

Ich informierte meine Freunde am Montagmorgen mit einem kurzen Facebook-Post über meine schicksalshafte Lage. "Naja, wird schon nicht so schlimm werden", war meine Tagesdevise. Drei Stunden später fühlte ich mich leer und irgendwie unvollständig. Bei der Arbeit schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Wie gern würde ich schnell auf den Home-Button tippen, um zu sehen, wer mir auf WhatsApp geschrieben hat. Oder kurz durch Instagram scrollen und mir ein paar Bilder ansehen. Ich habe ständig das Gefühl, etwas zu verpassen.

In meiner Pause muss ich einen Wecker besorgen. Bislang hat mich ja mein Smartphone morgens wachgerüttelt. Verzweifelt frage ich meinen Chef, wo es denn in Nürnberg so ein Teil zu kaufen gibt. Er schlägt mir ein Kaufhaus in der Innenstadt vor. Ich mache mich auf dem Weg - ohne Smartphone. Der erste Griff in die Hosentasche vor dem Redaktionsgebäude. Kein Handy da. Ich warte an der roten Ampel, immer noch keins da. Insgesamt 17 Mal wollte ich auf meiner Wecker-Kauf-Tour aufs Smartphone schauen. Was für eine erbärmliche Bilanz.

In einem Anflug aus Langeweile und Verzweiflung greife ich zu Block und Stift. Ein Masterplan für den Abend muss her. Ich notiere mir:
- Sudoku-Rätselheft für die Zugfahrt kaufen.
- Auf dem Heimweg durch die Stadt Ausschau nach einer Telefonzelle halten (Nein, ich habe kein Festnetztelefon!)
- Alle Menschen mit Smartphone böse anschauen.
- Den Feierabend-Fokus auf den Fernseher legen. Der ist ja noch da. Alles wird gut.

3 Kommentare