Fünf Fragen an... Corinna Barth, Tatau-Studio Coru-Family

7.5.2012, 16:21 Uhr
In Corinna Barths Tatau-Studio ist vieles anders, als anderswo. Der neuseeländische Wachs-Schrumpfkopf ist nur eines von vielen Details, die ins Auge fallen.

© Yvonne Neckermann In Corinna Barths Tatau-Studio ist vieles anders, als anderswo. Der neuseeländische Wachs-Schrumpfkopf ist nur eines von vielen Details, die ins Auge fallen.

Corinna Barth betreibt die Coru-Family - das untypische Tatau-Studio. Dass es bei der 41-Jährigen etwas anders zugeht, als in anderen Tattoo-Studios, merkt man sofort. Corinnas Klienten werden nicht in einem Geschäft tätowiert, sondern in einer farbenfroh eingerichteten Schnieglinger Altbauwohnung empfangen, die nach Räucherstäbchen duftet und mit Kunstgegenständen aus Neuseeland und Polynesien, von Tahiti und Hawaii geschmückt ist - den Herkunftinseln der Tatau-Kunst. 

 

 

"In einer Wohnung ist einfach mehr Ruhe und der Besucher ist vor neugierigen Blicken geschützt", erklärt Corinna das Konzept. "Wir vereinbaren mit dem Kunden einen Termin, nehmen uns einen ganzen Tag Zeit für ihn und behandeln mit ihm in einem Beratungsgespräch seine ganze Existenz - seine Vergangenheit, Gegenwart und seine Ziele", erklärt sie. Gemeinsam mit dem Tätowierer sucht Corinna dann die dazu passenden Zeichen aus und erstellt das Motiv.

Die Künstler kommen extra für die Coru-Family von den fernen Inseln und bleiben immer abwechselnd bis zu drei Monate in Nürnberg. Ab Juni ist nach dem großen Kunden-Ansturm im Vorjahr erneut Poóino Yrondi zu Gast. Der Tahitianer wurde weltweit bekannt, weil sich der Hollywood-Schauspieler und Wrestler Dwayne Johnson alias "The Rock" von ihm tätowieren ließ. Tätowiert wird bei der Coru-Family traditionell mit Stöcken, aber auch mit modernen Maschinen.

Corinna Barth hat ihr Studio vor etwas über zwei Jahren eröffnet. Die gelernte Goldschmiedin mit deutschen, amerikanischen und indianischen Wurzeln hat sich bereits häufig neuen beruflichen Herausforderungen gestellt. Mit 23 Jahren übernahm sie die Geschäftsführung des Piercing-Studios "Der Schlauch" auf der Breiten Gasse. Damit war sie die erste weibliche Piercerin in der Region und die erste dunkelhäutige Unternehmerin in der Nürnberger Innenstadt.

Pionierarbeit leisten

Eines ihrer Anliegen ist die "Pionierarbeit gegen die Ausgrenzung von Minderheiten". Der von ihr gegründete Verein "New Generation of Mother Earth" setzt sich vor allem gegen die gesellschaftlich geduldete Diskriminierung durch Bezeichnungen wie zum Beispiel Mohreneis ein. Zu Corinnas größten Erfolgen gehört, dass der Softeis-Hersteller LunaMil sein entsprechendes Produkt jetzt europaweit "Schokohut" nennt.

 

Nachdem sie es leid war, in Spielwarengeschäften hierzulande immer nur hellhäutige Puppen kaufen zu können - dunkle Puppen gab es nur aus Plastik - entwarf Corinna kurzerhand selbst die dunkelhäutige Melana-Puppe für die Firma Käthe-Kruse.

 

"Auf die Idee mit dem Tatau-Studio bin ich gekommen, weil ich eine Arbeit gesucht habe, in der ich etwas Wirkliches und Ürsprüngliches aufleben lassen, meine vielen Interessen verbinden und bei meinen Kunden Freude und positive Veränderungen bewirken kann", erklärt Corinna. Aktuell schreibt sie das Buch "The Bright and Dark Side of Tattoo", in dem sie die Hintergründe ihrer Arbeit mithilfe von wissenschaftlichen Erkenntnissen, den Überlieferungen der alten Völker und Tatsachenberichten beleuchtet.

 

Mit uns hat Corinna über ihre Arbeit und ihre Lebenseinstellung gesprochen.

Zu den fünf Fragen geht es hier:

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