"ACT! Wer bin ich?": Kulturarbeit in der Konfliktzone

22.6.2017, 09:47 Uhr

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Viele erinnern sich bestimmt noch an die Diskussionen um die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln vor rund zehn Jahren. Die Rektorin ging an die Öffentlichkeit, weil die Gewalt an der Schule einfach nicht mehr in den Griff zu bekommen war. Ein Vorgang, der es bis in die "Tagesschau" schaffte.

Die im Mittelpunkt des Films stehende Pädagogin Maike Plath war siebzehn Jahre lang Lehrerin an einer Neuköllner "Problemschule". Als sie merkt, dass sie die Schüler mit herkömmlichem Unterricht in keiner Weise erreicht, setzt sie auf Theater. Doch kann man diese Jugendlichen damit erreichen? Jugendliche, die sich eher für Gangsta-Rap interessieren und für die Theater versnobte, uninteressante Hochkultur ist – wenn nicht gleich ein Fremdwort.

Plath gelingt es mit einem partizipativen Ansatz. Die Stücke werden mit den Schülern gemeinsam entwickelt. Sie können damit ihre Probleme zum Ausdruck bringen, über ihr eigenes Leben reflektieren. Doch das ungewöhnliche Konzept stößt schließlich auf massiven Widerstand im Schulbetrieb. Man verlangt von Plath "Dienst nach Vorschrift", sie reicht die Kündigung ein. Heute setzt die Theaterpädagogin ihr Konzept auf freischaffender Basis mit Neuköllner Jugendlichen um.

Formal ist "ACT! – Wer bin ich?" recht konventionell geraten und stellenweise etwas mühsam auf abendfüllende Länge gedehnt. Insgesamt liefert der Film jedoch einen interessanten Einblick in Plaths Arbeit – und in die Welt von Jugendlichen, die von der Gesellschaft oft vorschnell als "aussichtslose Fälle" abgestempelt werden. Das starre Schulsystem ist daran nicht unschuldig. "Ob ich gut in der Schule war? Ich hätte gut sein können", bemerkt ein schon etwas älterer Protagonist treffend im Rückblick. (D/87 Min.)

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