"Alita: Battle Angel": Rachefeldzug gegen das Böse

14.2.2019, 09:00 Uhr

© Fox

Hoch oben in den Wolken schwebt die Stadt Zalem. Es ist die letzte Himmelsstadt, die nach einem alles vernichtenden Krieg im 23. Jahrhundert übrig geblieben ist. Ab und zu öffnet sich an der Unterseite des Riesenraumschiffes eine Schleuse, aus der Schrott und Abfall auf eine Müllhalde fallen. Dort am Boden in den Ruinen einer untergegangenen Zivilisation existiert eine ganz andere Stadt: Iron City. Menschen aller Hautfarben und Sprachen sowie Cyborgs in verschiedensten Größen und Formen leben in dem abgewrackten Metropolis auf engstem Raum zusammen. Sie schuften in Fabriken, um die unsichtbaren Eliten in Zalem zu versorgen, in der vagen Hoffnung, es selbst nach oben in die Himmelsstadt zu schaffen.

Ähnlich wie "Die Tribute von Panem" ist auch Robert Rodriguez’ "Alita: Battle Angel" in einer dystopischen Welt angesiedelt, in der die soziale Kluft zwischen Arm und Reich fest in die Gesellschaft einbetoniert ist. Oben am Himmel Zalem, unten auf der verbrannten Erde Iron City: Die Zukunft ist hier von einer monströsen Gentrifizierung geprägt und damit eine überspitzte, radikalisierte Version der gesellschaftlichen Gegenwart. Als der Cyber-Chirurg Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) auf einer Müllhalde Kopf und Rumpf einer Cyborg-Frau findet, erweckt er das Wesen mit einer neuen Ganzkörperprothese zum Leben. Schon bald ahnt er, dass in dieser Alita (Rosa Salazar) besondere Kräfte und ein nuklear betriebenes Hi-Tech-Herz schlummern. Aus jahrhundertelangem Dornröschenschlaf erwacht, kann sich die Patientin an ihr früheres Leben nicht erinnern und lernt die neue Welt mit jugendlichem Abenteuer-Elan kennen.

Leben zwischen Ruinen

Fantastisch sieht diese Iron City aus, die Rodriguez mit dem digitalen Tuschekasten herbeizaubert. Zwischen den stählernen Ruinen der Vergangenheit hat sich mit unorganisiertem Improvisationstalent eine chaotische Multi-Kulti-Tech-Metropole etabliert, in der Roboterwesen und buntes Menschenvolk wild durcheinander wuseln. Schon bald wird die jugendliche Cyborg-Heldin von ihrer Vergangenheit eingeholt. In dem Mädchen erwachen der Elan und die Kampfkraft jener Kriegerin, die sie in ihrem früheren Leben einmal war.

Als zartgliedrige Amazone mit riesiegen Bambiaugen ist Alita den Manga-Comics von Yukito Kishiro entsprungen. Rodriguez, der das Regie-Zepter von James Cameron (weiterhin für Buch und Produktion verantwortlich) übernahm, extrahiert daraus eine klassische Superheldinnen-Geschichte, die vor allem durch ihr schlüssiges dystopisches Setting funktioniert. Die Himmelsstadt Zalem fungiert als plastische Metapher auf den amerikanischen Traum. Eine Mauer muss um Zalem nicht herum gebaut werden. Die Stadt in den Wolken ist nur noch durch wenige, gut bewachte Versorgungsleitungen mit dem profanen Erdenleben verbunden und hat die eigene Abschottung zum obersten Paradigma erklärt.

Auf dem soliden Subtext-Fundament ruht hier ein handfestes Fantasy-Spektakel, das mit spektakulären Actioneinlagen punktet und durch gestalterische Fantasie und Tiefe überzeugt. Das offene Ende ruft förmlich nach einer Fortsetzung, der man hier ausnahmsweise mit Spannung entgegensieht. (USA/RA/CDN/122 Min.)

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