"Arthur & Claire": Was das Leben doch lebenswert macht

8.3.2018, 08:00 Uhr

© Universum

Eine Tragikomödie über Selbstmord - da braucht es einiges Fingerspitzengefühl. Einerseits lässt sich das Thema nicht mal eben auf die leichte Schulter nehmen, andererseits gilt es, allzu viel Pathos, Kitsch und Rührseligkeit aus der Geschichte rauszuhalten. Und bei all dem soll der Humor nicht zu kurz kommen. Ein Balanceakt, der Miguel Alexandre zunächst sehr gut gelingt. Er hat "Arthur & Claire" nach einem Bühnenstück des österreichischen Dramatikers Stefan Vögel gedreht und die Ereignisse, die eigentlich als Kammerspiel angelegt sind, ins nächtliche Amsterdam verlegt. Dorthin ist der schwer krebskranke Arthur Schlesinger (Hader) gereist, um seinem Leben im Krankenhaus unter der Aufsicht eines befreundeten Arztes (Rainer Bock) ein würdiges, schmerzfreies Ende zu bereiten.

Hader sieht als Arthur zwar nicht gerade todgeweiht aus, höchstens ein bisschen angeschlagen — also so wie immer. Doch er gibt seiner Figur vollkommen glaubhaft diesen abgeklärten Grant eines Mannes mit, der nichts mehr zu gewinnen und zu verlieren hat. Arthur muss nicht mehr nett sein zu seinen Mitmenschen. Und genau aus dieser Haltung heraus entsteht der trockene, beiläufige Humor, für den man den Hader so schätzt.

Dass Arthurs letzte Nacht anders verläuft als geplant, liegt auf der Hand. Im Hotelzimmer findet er keine Ruhe, weil der Deathmetal-Sound im Nebenzimmer dröhnt, wo sich die junge Niederländerin Claire (Hannah Hoekstra) ebenfalls aus dem Leben verabschieden will. Den Selbstmordversuch vereitelt Arthur entschlossen, indem er die todbringenden Pillen der Kanalisation übereignet.

Nach einigem Streit, Hin-und-Her, und austro-niederländischen Sprachverwirrungen ("Holländisch klingt wie Halsentzündung") werden die beiden zum Dreamteam, das sich in der pittoresken Grachten-Atmosphäre Amsterdams schließlich mit den Dingen des Lebens beschäftigt, statt sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen.

Das ungleiche Paar — sie aufbrausend und impulsiv, er stoisch und gelassen — geht essen und tanzen, raucht einen Joint im Coffee-Shop. So wie sie sich nach und nach ihre Geschichten erzählen, erfährt auch der Zuschauer Genaueres über ihr Schicksal. Tiefschürfende Gespräche über den Sinn des Daseins sind da nicht zu erwarten, das würde auch nicht recht in eine Tragikomödie passen. Aber man schaut den beiden eine ganze Weile gern, mitunter auch gerührt zu, wie sie zwischen Nachdenklichkeit, Schmerz und Heiterkeit eine enge Beziehung zueinander aufbauen.

Auf dramaturgische Höhepunkte steuert der Film allerdings nicht zu. Miguel Alexandre setzt ganz auf Dialogwitz, ein bisschen Drama und die Chemie zwischen seinen beiden Hauptdarstellern. Das trägt über weite Strecken. Doch der Regisseur will niemandem weh tun. Deshalb lenkt er die feinfühlig inszenierte Geschichte schließlich in eher märchenhafte Gefilde. Anfangs ist man noch gespannt, wie er seine Story zu Ende bringen wird. Soviel sei verraten: Eine echte Überraschung ist in "Arthur & Claire" nicht vorgesehen. (D/A/NL/98 Min.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare