"Aus nächster Distanz": Vertraute Fremde

9.8.2018, 08:00 Uhr

© NFP

Die Mossad-Agentin Naomi (Neta Riskin) wird nach einer längerer Auszeit in den Dienst zurückbeordert. Sie muss nach Hamburg reisen, um eine libanesische Informantin zu beschützen, die dort vom israelischen Geheimdienst in einer angeblich sicheren Wohnung untergebracht ist. Wie eine Mumie sieht Mona (Golshifteh Farahani) aus, wenn sie aus dem Schatten des verdunkelten Wohnzimmers heraustritt. Ihr Gesicht wurde operiert, damit sie nicht wiedererkannt werden kann.

Im Libanon war Mona die Geliebte eines hohen Führungsoffiziers der Hisbollah, die nun alles tut, um der Überläuferin auf die Spur zu kommen. "Respektiere, aber misstraue den Juden" habe ihr Vater immer zu ihr gesagt, erzählt Mona. Zwei Wochen lang, bis ihr Gesicht verheilt ist, sind die beiden Frauen auf engstem Raum miteinander konfrontiert und beginnen sich langsam zueinander vorzutasten.

Bei der überstürzten Flucht aus dem Libanon musste Mona ihren Sohn zurücklassen, nun fürchtet sie um dessen Leben. Naomi hat ihren Mann vor einigen Jahren im Einsatz verloren und versucht gerade, durch künstliche Befruchtung schwanger zu werden. Derweil ist ein Kommando der Hisbollah in Hamburg angekommen und auch von Seiten der israelischen und deutschen Geheimdienste wird Monas Sicherheit zunehmend infrage gestellt.

Der israelische Regisseur Eran Riklis hat sich mit Filmen wie "Die syrische Braut" (2004) und "Lemon Tree" (2008) wiederholt direkt an die Konfrontationspunkte des Nahost-Konfliktes begeben und die politische Folgewirkungen anhand ganz intimer, persönlicher Geschichten beispielhaft aufgezeigt. In seinem neuen Film nutzt er nun das Genre des Geheimdienst-Thrillers, um eine Israelin und eine Libanesin innerhalb eines klaustrophobischen Bedrohungsszenarios miteinander in Dialog zu bringen.

Nur vordergründig spannend

Aber diese Mischung aus Suspense, Intimität und Weltpolitik will hier nicht wirklich aufgehen. Die Spionage-Story weist zu viele vordergründige Spannungsmomente und Plot-Löcher auf, im ungelenken Wechsel zwischen Außen- und Innenwelten geht die atmosphärische Dichte verloren und die Annäherung der beiden Frauen leidet deutlich unter den Geschlechterstereotypen, mit denen weibliche Versöhnungsfähigkeiten in Szene gesetzt werden. (D/F/93 Min.)

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