"Berlin Rebel High School": Weder Direktor noch Hierarchie

11.5.2017, 08:00 Uhr

© Neue Visionen

An seine Zeit in der Regelschule hat Alex nur schlechte Erinnerungen: Der Stoff überforderte ihn, die Mitschüler mobbten den sensiblen Jungen. Mehrfach hat er die Schule gewechselt, doch Freude am Lernen kam nie auf. Bis er an die Berliner "Schule für Erwachsene" kam. Die sieht schon äußerlich gar nicht wie eine typische Schule aus, sondern eher wie ein verwahrlostes Jugendzentrum. Graffiti an den Wänden und eine Mensa, in der die Schüler selber kochen.

Denn Eigenverantwortung wird hier groß geschrieben: In der "SFE" gibt es keinen Direktor und keine Hierarchien – Lehrer und Schüler bestimmen den Kurs der Schule gemeinsam in basisdemokratischen Vollversammlungen. Alex lässt sich auf das Schulexperiment ein – auch, weil die SFE die einzige Schule in Deutschland ist, die Menschen über einundzwanzig überhaupt noch aufnimmt.

Der Dokumentarfilm "Berlin Rebel High School" begleitet einen Jahrgang durch die drei Schuljahre, in denen sich die jungen Erwachsenen auf das Abitur vorbereiten. Die Schüler sind dabei ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft: Von der Punkerin über den engagierten Lernbegeisterten bis hin zum Migrantenkind. Doch alle durchleben ähnliche Gefühle von Freude, Engagement und Frust. Daneben lässt Regisseur Alexander Kleider auch die Lehrer der Schule zu Wort kommen, die hier jede Menge Herzblut investieren für einen Stundenlohn von gerade einmal 12,50 Euro...

Sympathisches Konzept

Die Protagonisten sind klug ausgesucht und wachsen einem schnell ans Herz. Auch das Schulkonzept, das antiautoritär ist, aber gerade deswegen versucht, die Schüler zu Selbstdisziplin und Engagement zu erziehen, wirkt sympathisch. Dabei ergreift der Film zwar deutlich Partei für die Reformschule, zeigt aber auch die schwierigen Phasen für alle Beteiligten. Die SFE ist kein pädagogisches Paradies – sondern ein Ort, an dem versucht wird, die unvermeidbaren Probleme durch gemeinsames Nachdenken und Handeln zu lösen. So entsteht ein kluger und flott montierter Film, der zum Nachdenken einlädt – nicht nur über die Art, wie wir Schule verstehen, sondern über unsere Gesellschaft an sich. Sehenswert! (D/97 Minuten)

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