Bestes Thriller-Handwerk: Der Science-Fiction-Film "Life"

22.3.2017, 19:00 Uhr
Bestes Thriller-Handwerk: Der Science-Fiction-Film

© Sony

Ein Raumschiff, eine Besatzung, ein Alien — "Life" bleibt bei den Grundzutaten und versucht daraus ein Maximum an Spannungsmomenten, aber auch eine originäre Atmosphäre zu kreieren. Die Internationale Raumstation (ISS), die seit November 2000 um die Erde kreist, dient als Ort für diesen Science-Fiction-Film, der um Realismus bemüht ist. In einer brillanten Eingangssequenz von Kameramann Seamus McGarvey wird der Zuschauer in die Welt der Schwerelosigkeit entführt und die Raumstation als Arbeitsplatz vorgestellt.

Die Untersuchung der Bodenproben vom Mars befördern einen Einzeller hervor. Die Crew-Mitglieder reagieren unterschiedlich auf das zügig heranwachsende Wesen. Der Biologe Hugh (Ariyon Bakare) entwickelt ein fast schon väterliche Beziehung zu dem Zellgebilde. Die Quarantäne-Offizierin Miranda (Rebecca Ferguson) behält bei aller Faszination die Sicherheitsvorschriften im Auge. Der Mediziner David (Jake Gyllenhaal) weitet seinen ärztlichen Humanismus auf die außerirdische Lebensform aus, während der Bordtechniker Rory (Ryan Reynolds) dem neuen Passagier mit großer Skepsis entgegentritt.

Regisseur Espinosa hat für seine Weltraum-Crew ein durchaus prominentes Ensemble zusammengestellt, aber der eigentliche Star des Filmes ist das kleine, glitschige Wesen. Die Designer haben hier auf sämtliche humanoiden Details verzichtet und dennoch wird dieser mickrige, extrem wendige und hochelastische Oktopus zu einer enorm effizienten Schreckgestalt.

Vom langsamen Aufbau über den Ausbruch der Gewalt bis zum finalen Twist liefert "Life" bestes Thriller-Handwerk. Aus dem engen Setting, dem übersichtlichen Personalbestand und den im Grunde vorhersehbaren Genre-Vorgaben holt Espinosa ein Höchstmaß an Spannung heraus. Was dem Film hingegen fehlt, ist eine tragfähige Subtext-Basis. Mit intellektuell ausgereiften Science-Fiction-Werken wie zuletzt "Arrival", die im Zukunftsszenario gesellschaftliche Gegenwart reflektieren, hat "Life" wenig zu tun. Die Ängste, die hier projiziert und ausgelebt werden, bleiben ohne sozialen oder politischen Kontext — sind aber deshalb nicht weniger wirkungsvoll (USA/104 Min.).

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