"Camino a La Paz": Unterwegs vom anderen lernen

7.6.2018, 09:00 Uhr

© imFilm Verleih

Eigentlich ist Sebastián ein rechter Tagedieb vor dem Herrn und entsprechend knapp bei Kasse. Doch als er in Buenos Aires frisch verheiratet mit seiner Liebsten zusammenzieht und per Zufall zu einem Job als Taxifahrer kommt, nimmt er seine Verantwortung zunehmend ernst. Eines Tages bekommt er ein ungewöhnliches Angebot: Mit seinem Peugeot 505 soll er den alten, schwer kranken Moslem Jalil von der argentinischen Hauptstadt ins 3000 Kilometer entfernte La Paz in Bolivien chauffieren. Nach einigem Zögern schlägt Sebastián ein, schließlich kann er das stolze Honorar gut gebrauchen. . .

Zwei grundverschiedene Typen machen sich gemeinsam auf einen langen Weg, sie sind dabei aufeinander angewiesen und müssen sich unterwegs irgendwie miteinander arrangieren: Die Ausgangssituation ist nicht neu und das Ende somit ein Stück weit erwartbar. Doch was Regisseur Francisco Varone in seinem zwischen Drama und Komödie ausbalancierten Spielfilm-Debüt macht, hat soviel unprätentiösen Charme, dass man die beiden Männer gern auf ihrer Reise über staubige Landstraßen begleitet.

Das liegt nicht zuletzt an den beiden Hauptdarstellern Rodrigo de La Serna (Sebastián) und Ernesto Suárez (Jalil). Mit authentischem, gelassenem Spiel und von einer ruhigen Kamera in Szene gesetzt, tragen sie in so knappen wie humorvollen Dialogen ihre kleinen Scharmützel aus. Mit dem Dialysegerät auf dem Dach und zum Soundtrack der argentinischen BluesRock-Band Vox Dei meistern sie dramatische Situationen und nehmen einen verletzten Hund ebenso an Bord wie eine Tramperin.

Für Sebastián ist der Trip eine Bildungsreise im doppelten Sinn, er lernt viel über die Welt des streng gläubigen Jalil und weiß am Ende ein bisschen mehr über sich selbst. Ein kleiner Film, der nebenbei für Toleranz wirbt. Sehenswert. (RA/NL/D/94 Min.)

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