"Candelaria": Wie man die Liebe im Alter neu entfacht

5.7.2018, 08:00 Uhr

© DCM

Die titelgebende Candelaria (Veronica Lynn) ist eine fesche hellhäutige Kubanerin Mitte 70, die mit ihrem schwarzen Ehemann Victor Hugo (Alden Knight) alles unternimmt, um in der Großen Krise während der Wirtschaftsblockade der USA und nach Auflösung der Sowjetunion nicht zu verhungern. Sie singt in einer Kneipenband, arbeitet in einer Hotelwäscherei und näht zuhause Kleider. Er liest in einer Zigarrenfabrik den Arbeitern aus der Zeitung vor und schmuggelt jedes Mal ein paar teure Havannas für einen Schwarzhändler durch die Kontrolle.

Ein eher brummiger Haushalt, der sich von Reis und Karottenpampe ernährt, während eine Handvoll Hühnerküken durch die brüchige Altbauwohnung tippelt. Candelaria liebt ihre angehenden Hühnchen abgöttisch, Victor sieht in ihnen werdende Mahlzeiten. Ein Running Gag der knurrenden Mägen, bis Candelaria eine Videokamera in der schmutzigen Hotelbettwäsche findet und klauen kann, weil alle auf der Straße gegen die von Fidel schöngeschwätzte Hungerwirtschaft protestieren. Kaum ist die Kamera in den eigenen vier Wänden, streift diesen Schauplatz der Entbehrung ein Lichtstrahl: Candelaria filmt sich als singende Verführerin, und im Handumdrehen ist auch Victor von den Möglichkeiten der Technik fasziniert.

Regisseur Hinestroza packt zwei Anliegen in diesen Film, der zum Glück mit der allgegenwärtigen Musik Havannas sparsam, dann aber richtig herzzerreißend umgeht. Zum einen sind es die armen, mutigen, herzlichen Leute, denen er, der aus der ärmsten Ecke Kolumbiens stammt, schon mit dem Film "Choco" 2012 ein Denkmal gesetzt hat. Zum anderen ist es die Filmerei, die ihn schon mit 14 Jahren in ihren Bann zog.

Wie das funktioniert, wie das gerahmte Filmbild einer guterhaltenen Oma mit etwas Pfiffigkeit äußerst sexy wirken kann, das führt er nicht nur vor, er macht es zu jenem schicksalhaften Schlenker des Skripts, der die beiden satt und vor allem wieder einmal rundum glücklich macht. Höchste Zeit für sie. Victor hustet schrecklich und Candelaria wird plötzlich so still.

Das glückliche Ende einer großen Liebe, die fast verkümmert wäre, dargestellt von zwei betagten Akteuren, die so agieren, als ginge es um ihr eigenes Leben, das in den zerbröselnden Resten des alten Havanna ein von Liebe erfülltes Finale erleben wird. (COL/D/N/RA/Kuba/ 88 Min.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare