Culture-Clash-Komödie: "Ein Dorf sieht schwarz"

20.4.2017, 08:00 Uhr
Culture-Clash-Komödie:

© Prokino

"Das hier ist nicht Frankreich, das ist Provinz, es regnet ständig, hier ist tote Hose": Gerade noch hat der Bürgermeister von Marly-Gomont versucht, dem frisch gebackenen Arzt Seyolo Zantoko (Marc Zinga) die Niederlassung auf dem Land madig zu machen. Dahinter steckt natürlich etwas anderes: Seyolo stammt aus Zaire. Und einen Schwarzen hat es in Marly-Gomont noch nie gegeben.

Andererseits sucht Maître Ramoullu (Jean-Benoït Ugeux) schon seit Jahren verzweifelt nach einem Dorfarzt. Und Seyolo, der für sein Studium in Lille hart gearbeitet hat, ist fest entschlossen, nicht in seine Heimat zurückzukehren, wo er Leibarzt von Präsident Mobutu werden könnte. Er, der als Waisenjunge aufwuchs, will französischer Staatsbürger werden und seinen zwei kleinen Kindern den bestmöglichen Weg in die Zukunft ebnen. "Nur durch Bildung kann man was werden, vor allem wenn man schwarz ist", prägt er ihnen ein, als Ehefrau Anne mit Tochter Sivi und Sohn Kamini in Marly-Gomont ankommt.

Regisseur Julien Rambaldi inszeniert den Zusammenprall der Kulturen zunächst mit viel Witz: Die Ankunft im strömenden Regen, Annes Irritation über den komischen Dialekt der Sch’tis, der Besuch ihrer Freunde just an dem Tag, an dem das Dorf der Toten des Ersten Weltkriegs gedenkt. Weniger lustig sind die Verbal-Attacken gegen die Kinder auf dem Schulhof oder die übertrieben hysterisch inszenierten Reaktionen, wenn sich doch einmal eine Patientin in die Praxis des Arztes verirrt.

Rambaldi zeigt aber auch, dass hinter dem Rassismus vor allem die Angst vor dem Unbekannten steckt, wenn zwei Kulturen aufeinander treffen. Nach und nach gelingt es Seyolo – als Mensch und Arzt – die Dorfbewohner für sich einzunehmen. Zugleich aber wird er in einen schmutzigen Wahlkampf hineingezogen, bei dem Ramoullus Konkurrent um das Amt des Bürgermeisters mit falschen Anschuldigungen gegen Seyolo hausieren geht. Dieser scheinheilige Jean-Marc Lavigne (Jonathan Lambert) erinnert nicht nur vom Namen her an Jean-Marie Le Pen, und wie Populismus auch heute funktioniert, das wird hier zum kleinen Lehrstück.

Doch Seyolos Geschichte ging gut aus, mit seiner Familie lebte er bis zu seinem Tod 2009 in Marly-Gomont. Und so setzt auch der Film am Ende ganz auf Versöhnung – inklusive eines siegreichen Fußballspiels, bei dem die Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß endgültig aufgehoben sind. (F/96 Min.)

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