"Das krumme Haus": Eine verdächtige Familie

29.11.2018, 09:00 Uhr

© Fox

Ein toter Wirtschaftsmagnat, ein riesiges Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert und viele verdächtige Familienangehörige: Das sind die Zutaten für den Agatha-Christie-Krimi "Das krumme Haus". Es ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von 1949.

Nach dem Tod von Wirtschaftsmagnat Aristide Leonides engagiert seine Enkelin Sophia den Privatdetektiv Charles Hayward – bevor sich Scotland Yard einschaltet und womöglich dunkle Familiengeheimnisse aufdeckt. Sophia ist überzeugt, dass ihr Großvater von einem Familienmitglied getötet wurde. Hayward übernimmt den Fall nur widerwillig, denn vor Jahren waren Sophia und er ein Paar. Auf dem imposanten Leonides-Anwesen befragt er die Angehörigen, die in dem riesigen Herrenhaus alle unter einem Dach leben.

Viele verdächtigen Leonides’ junge zweite Ehefrau Brenda (Christina Hendricks), den Wirtschaftsmagnaten getötet zu haben. Angeblich hatte sie eine Affäre. Oder war es sein Sohn Philip, der den Familienbetrieb übernehmen musste, obwohl er lieber als Autor Karriere machen wollte? Ein von ihm geschriebenes Theaterstück für seine Frau, die gescheiterte Schauspielerin Magda (Gillian Anderson), wollte das Familienoberhaupt zu Lebzeiten nicht einmal lesen.

Bei seinen Befragungen stellt Hayward fest, dass auch die jüngste Enkelin Josephine ihren Opa nicht leiden konnte. Lady Edith De Haviland (Glenn Close), Schwester von Leonides verstorbener erster Frau, ist Josephine besonders ans Herz gewachsen. Auch sie hatte für den alten Mann nicht viel übrig. Und sie geht mit Gewehr und Gift gegen Maulwürfe vor – etwa auch gegen Menschen?

Wie viele Agatha-Christie-Verfilmungen hat auch "Das krumme Haus" zahlreiche mysteriöse, verdächtige Charaktere und eine angenehm nostalgische Optik. Doch es mangelt an dem Kinogefühl früherer Adaptionen: In Kenneth Branaghs stargespicktem "Mord im Orient-Express" glänzten u. a. Johnny Depp, Penélope Cruz und Judi Dench. In den Poirot-Krimis der 70er und 80er lieferte sich Peter Ustinov vor traumhafter Kulisse herrliche Dialoge mit David Niven, Angela Lansbury und Bette Davis.

Da kann Gilles Paquet-Brenners Film nicht mithalten. Glenn Close ist als Lady Edith köstlich, genau wie Gillian Anderson als frustrierte Magda. Doch abgesehen von einem großen Abendessen mit giftigen Dialogen, das zu den Höhepunkten des Films gehört, knistert es zu wenig. Die 50er-Jahre-Optik hat Charme. Die klar erkennbaren Studioaufnahmen und die Außenaufnahmen wirken im Vergleich zur opulenten Optik früherer Verfilmungen jedoch eher wie eine routinierte Fernsehproduktion. Kein großes Kino, aber immerhin nette Krimi-Unterhaltung. (GB/115 Min.)

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