"Destroyer": Nichts mehr zu verlieren

14.3.2019, 09:00 Uhr

© Concorde

Dieser Frau sieht man auf 100 Meter an, dass in ihrem Leben etwas extrem schief gelaufen ist. Erin Bell ist Cop beim Los Angeles Police Department, und so wie Nicole Kidman in dieser Rolle daherschlurft, blass, rotgeränderte Augen, ungepflegtes schmutzig graues Haar, erinnert sie an die abgehalfterten, oft vom Schicksal geschlagenen männlichen Detectives aus klassischen Gangsterfilmen.

Ihre Kollegen sind längst am Tatort, wo ein Unbekannter mit mehreren Schüssen getötet wurde. Bell klemmt sich jedoch verbissen im Alleingang hinter den Fall. Nicht von ungefähr: Der Mord hat ganz offensichtlich mit einem Gangsterboss zu tun, in dessen auf Raubüberfälle spezialisierte Truppe Bell vor mehr als 15 Jahren als Undercover-Ermittlerin eingeschleust wurde. Damals ist etwas gründlich aus dem Ruder gelaufen...

Während die Polizistin die aktuelle Fahndung taff und zielstrebig vorantreibt, erhellen sich durch Rückblenden nach und nach die vergangenen Ereignisse. Dieses gegenläufige Muster sieht man in Krimi-Dramen öfter. Doch die Frage "Was war damals los?" ist auch hier ein Garant für Spannung.

Schnell wird klar, dass Regisseurin Kusama und ihre Drehbuchschreiber nicht in erster Linie die Aufklärung eines Mordes im Blick haben. Vielmehr geht es ihnen um die gebrochene und doch knallharte und zähe Figur der Erin Bell. Wie ist diese Frau, deren Gesicht die Kamera immer wieder nah heranholt und damit neben den verhärmten Zügen auch Verletzlichkeit offenbart, zu der geworden, die sie ist? Wieso hat sie den Draht zu ihrer 16-jährigen Tochter verloren, warum ist ihre Ehe gescheitert? Auch wenn man die Protagonistin nicht unbedingt sympathisch findet, interessiert man sich doch immer mehr für ihr Schicksal.

Das Thema Schuld spielt dabei eine tragende Rolle, denn auch Bell hat keine weiße Weste, sondern den Lauf ihrer Geschichte entscheidend mitbestimmt. Kidman spielt sie entsprechend facettenreich. Es gibt zwar ein paar Längen und Ungereimtheiten sowie einige stereotype Figuren in dem sonst handwerklich gut gemachten, atmosphärisch dichten und dramaturgisch zwischen Spannung, Action und melodramatischen Szenen ausgewogenen Film. Doch dafür entschädigt die Hauptdarstellerin - und spätestens das überraschende Ende. (USA/123 Min.)

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