"Die Hannas": Szenen einer Zweisamkeit

17.8.2017, 08:30 Uhr

© W-film/tellfilm/dpa

Wie nett! Kleine Rituale sind wichtig für jede Zweisamkeit, und mag diese hier in der Außensicht ein wenig eingerostet wirken, so spricht es dennoch nicht für die Freunde des symbiotischen Paars, wenn diese schon Wetten laufen haben, wer von den beiden sich am Ende von wem trennen wird. Tatsächlich wird die Beziehung der Hannas auf eine harte Probe gestellt, als Hans und Anna zeitgleich Affären mit den Chaos-Schwestern Kim (Julia Becker) und Nico (Ines Marie Westernströer) starten...

Regisseurin Julia C. Kaiser, auch für das Drehbuch zuständig, scheucht ihr hoch motiviertes Stammpersonal (viele der Schauspieler waren schon in ihrem letzten Spielfilm "Das Floß!" dabei) durch diese unkonventionelle Liebesgeschichte. Der Film folgt seinem ganz eigenen Rhythmus, man muss dranbleiben bei diesem Bilderrausch (starke Kamera: Dominik Berg), zumal die Story erst nach und nach auffächert. Dann jedoch lernen wir etwas über vorzügliches Konfliktmanagement, wie man lässig via Kurztext kommuniziert und warum "Stop" kein gutes Saveword beim Sex ist.

Lustvoll vernuscheln, verseufzen und verschluchzen die Schauspieler ihre Dialoge, die im jungen deutschen Film obligatorische Berlin-Hippness schwebt über allem, und sogar der gute alte Split Screen wird zur Feier des Tages aus der Mottenkiste gezerrt. Dazwischen werden surreale Verfremdungen und symbolschwangere Witze eingestreut, die auch nur die Regisseurin lustig findet.

Trotzdem: Als Anti-Mainstream-Kino sind "Die Hannas" schon okay. Zwar wird nicht so recht klar, wo diese freche, nicht immer ganz ausbalancierte Tragikomödie hin will, und zumindest ein kleiner Twist in der Geschichte wäre schon schön gewesen, aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel, und der ist in diesem Fall durchaus kurzweilig. Kann man gut gucken. (D/102 Min.)

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