"Die Maske": Der größte Jesus der Welt

14.3.2019, 09:00 Uhr

© Grandfilm

Jacek (super: Mateusz Kosciukiewicz) liebt seinen Hund, die Musik der amerikanischen Rockband Metallica (die hier auch üppig den Soundtrack bestückt) und vor allem seine Verlobte Dagmara (Małgorzata Gorol). Im Gegensatz zu den Schweinebauern in seinem Heimatdorf hat der stolze hübsche junge Mann Zukunftspläne und sich die Lebensfreude noch nicht aus dem Gesicht gesoffen. Doch dann verunglückt Jacek - ironischerweise auf der Baustelle der größten Jesus-Statue der Welt, die ausgerechnet hier im Nirgendwo errichtet werden soll. Den Ärzten gelingt es, sein Gesicht wieder herzustellen, doch nicht nur das Sprechen muss er neu lernen. Zurück im Dorf zeigen die Menschen um Jacek herum ihr wahres Gesicht - und verwehren ihm die Rückkehr in sein altes Leben. Wenn unser Held jetzt nichts unternimmt, bleibt ihm nur noch die Rolle des Dorftrottels...

Regisseurin Małgorzata Szumowska ist eine kritische Chronistin ihres Heimatlandes, wie sie schon in der Vergangenheit mit Filmen wie "Body" und "Im Namen des..." bewiesen hat. Auch in ihrem jüngsten Beitrag leuchtet sie schonungslos die rustikale Tristesse in der polnischen Diaspora aus. Wo die Menschen in ihrem primitiven Glauben gefangen sind und Frömmelei auf Rassismus, Homophobie und harte Alkoholika trifft, wo der Festtagsbraten noch eigenhändig hinterm Haus erschlagen wird, der Discoabend im Gemeindezentrum das Wochenhighlight ist und der Pfarrer im Beichtstuhl ganz genau wissen will, wie es um die Keuschheit seiner jungen weiblichen Schäflein bestellt ist, finden Szumowska und ihr Kameramann Michał Englert starke Bilder, die schärfetechnisch ordentlich verfremdet wurden (Tilt-Shift-Verfahren). Geredet wird wenig, und wenn, dann wird entweder gestritten oder irgendwer will was von irgendwem.

"Die Maske" startet und endet stark. Leider ist Małgorzata Szumowska zwischendurch nicht nur an ihrer Geschichte interessiert. Ihr geht es darum, der polnischen Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und sie vorzuführen - was in "Die Maske" mit reichlich bitterem Humor, mitunter aber auch ganz schön hochnäsig erledigt wird. Dass es die monströse Jesus-Statue im Film - "noch höher als die in Rio" - tatsächlich gibt, zählt zu den Meta-Gags in dieser fiesen Satire. Dem Riesen-Erlöser aus Beton gehört dann auch der Schlussgag, der zusammen mit der schrägen Eröffnungssequenz zu den Höhepunkten des Films zählt. Sehenswert. (PL/91 Min.; Premiere der deutschen Synchronfassung heute um 19.30 Uhr im Casablanca Kino in Nürnberg)

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