"Downsizing": Im Land der Zwerge ist das Leben nicht leicht

18.1.2018, 09:00 Uhr

© Paramount

Wer nur knapp 13 Zentimeter groß ist, braucht wenig Platz, produziert kaum Müll, schont die Ressourcen. In einem Labor in Norwegen gelingt Wissenschaftlern der Durchbruch, ihre Erfindung des "Downsizing" soll den Planeten vor dem Kollaps retten. Zehn Jahre später sind überall auf der Welt Miniatur-Kolonien entstanden, in den USA propagiert der Konzern Leisureland, dessen Immobilien-Showroom einem bunten Freizeitpark gleicht, das Leben als Winzling als großartige Möglichkeit, aller wirtschaftlichen Sorgen ledig zu sein.

Verheißungsvolles Leisureland

Genau das – der Umweltgedanke ist bei der Kommerzialisierung des Verfahrens längst in den Hintergrund getreten – reizt den Ergotherapeuten Paul Safranek (hervorragend besetzt als braver Durchschnittstyp: Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig). Sie entschließen sich zur unumkehrbaren Prozedur. In Leisureland wäre das Vermögen des Paares plötzlich 12,5 Millionen Dollar wert. "Mit Downsizing rettest du dich vor allem selbst", bringt es Pauls bereits geschrumpfter Freund auf den Punkt.

Fesselt der Film in dieser ersten halben Stunde mit verblüffenden Spezialeffekten, die das Science-Fiction-Szenario fast real erscheinen lassen, so wird der Prozess der Umwandlung zum leisen Horrortrip. Alle Körperhaare und Zahnimplantate müssen zuvor entfernt werden, die riesige Schrumpfstation, auf der das passiert, erinnert an ein industrielles Massenversuchslabor oder sogar ein gigantisches Leichenschauhaus. Und wenn die narkotisierten Mini-Menschen mit kleinen Metall-Schäufelchen von ihren nun viel zu großen Liegen gehoben werden, ist das gleichermaßen grotesk wie schauerlich. Dass Pauls Frau in letzter Minute gekniffen hat, ist für den Zuschauer nur allzu verständlich, für ihren Mann, der sich unverhofft allein in der neuen Welt wiederfindet, aber natürlich eine Katastrophe.

Exakt bis zu diesem Punkt ist "Downsizing" ein packender, tricktechnisch großartig gemachter Film, der durchaus ernste, gesellschaftskritische Fragen aufwirft. Mit einiger Spannung verfolgt man anfangs auch, wie sich der desorientierte Paul ohne seine geliebte Audrey in dieser keineswegs paradiesischen Miniaturwelt zurechtfinden muss.

Doch dann hebt Regisseur Payne zu einem Wirrwarr von Handlungssträngen an, bei dem er alle interessanten Aspekte, die sein Ausgangskonzept birgt, über Bord wirft. Stattdessen taucht Christoph Waltz als serbischer Partylöwe auf (Satire); eine vietnamesische Dissidentin (toll: Hong Chau), die zwangsgeschrumpft wurde, führt Paul in die Slums jenseits der Schutzmauer, wo sie sich als guter Engel um die Ärmsten kümmert (Sozialdrama mit vorhersehbar folgender Liebesgeschichte). Der Gipfel ist eine Reise zur Ur-Kolonie in Norwegen, wo sich die Geschichte auf groteske Weise ins Esoterische versteigt.

Das alles ist dann so grob gestrickt und konventionell erzählt, dass "Downsizing" sich nach fesselndem Beginn am Ende selber schrumpft. (N/USA/135 Min.)

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