"Forget about Nick": Die aufgezwungene Mitbewohnerin

7.12.2017, 09:00 Uhr

© Warner

Wie viele prominente Vertreter des einstigen "Neuen deutschen Films" – etwa Wim Wenders, Werner Herzog und Volker Schlöndorff – scheint auch Margarethe von Trotta künstlerisch inzwischen ziemlich auf den Hund gekommen zu sein. Vom Bemühen, anspruchsvolles Autorenkino zu bieten, ist bei "Forget about Nick" allerdings ohnehin nichts zu spüren. Offenbar sollen zur Abwechslung mit einer leichten Komödie die Kassen zum Klingeln gebracht werden. Das wird kaum gelingen.

Schauplatz ist New York. Es handelt sich bemerkenswerterweise auch um eine deutsch/US-amerikanische Koproduktion. Jade (Ingrid Bolsø Berdal) bastelt an einer Karriere als Modedesignerin. Doch kaum stellen sich erste Erfolge ein, macht der wohlhabende Gatte Nick (Haluk Biligner) mit ihr Schluss – und das auch noch per Anrufbeantworter. Noch schlimmer scheint freilich, dass Nicks Ex- Frau – oder eher Ex-Ex-Frau – Maria (Katja Riemann) plötzlich in Jades Wohnung einzieht. Laut Ehevertrag steht ihr die Hälfte des Lofts zu, wenn sich der Herr wieder scheiden lässt. Da die zwei Damen auch noch höchst unterschiedliche Charaktere sind, bleibt der Zickenkrieg nicht aus.

Wer nun ungläubig den Kopf schüttelt: Die reichlich konstruiert wirkende Ausgangslage des Zusammenlebens mit einer aufgezwungenen Mitbewohnerin ist nur eines von vielen Problemen, unter denen dieser Film leidet. Noch schlimmer ist die bieder-sterile Inszenierung, die eher an eine dürftige Vorabendserie als an einen Kinofilm erinnert. Die Dialoge hielt man offenbar für spritzig, tatsächlich hört man das Papier lautstark rascheln.

Gelegentlich soll wohl eine wacklige Kamera Authentizität suggerieren – leider vergeblich. Katja Riemann kultiviert wieder mal ihr Image als Kratzbürste. Hauptdarstellerin Ingrid Bolsø Berdal agiert zumindest routiniert, kann aber nicht gegen die zahlreichen Schwächen von Drehbuch und Inszenierung ankämpfen. Auch ein paar Spitzen gegen die Modebranche vermögen dem faden Filmsüppchen keine Schärfe zu verleihen.

Margarethe von Trotta begann ihre filmische Karriere einst als Hauptdarstellerin der in puncto unfreiwillige Komik höchst unterhaltsamen Erotik-Kolportage "Tränen trocknet der Wind …" von Heinz Gerhard Schier. Wesentlich mehr Anerkennung erlangte sie als Regisseurin. "Die bleierne Zeit" und "Rosa Luxemburg" dürften ihre bekanntesten Werke sein. Ihr 2012 gedrehter "Hannah Arendt" war immerhin noch diskussionswürdig.

Doch da schafft auch vorweihnachtliche Gnädigkeit keine Abhilfe: Mit "Forget about Nick" hat sie sich nun wirklich keinen Gefallen getan. Und dem Publikum genauso wenig. (D/110 Min.)

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