"In My Room": Letzter Mensch auf Erden

8.11.2018, 09:00 Uhr

© Pandora Film/dpa

Wohl jedem ging dieser Gedanke schon mal durch den Kopf: Was würde ich machen, wenn ich plötzlich der letzte Mensch auf Erden wäre? Für Armin (Hans Löw), die Hauptfigur von "In My Room", wird diese Horrorvorstellung - vielleicht ist es auch nicht für jeden eine - Realität.

Es beginnt mit wackligen Aufnahmen von Politikern im Bundestag. Die wichtigen Gesprächsteile fehlen jedoch. Armin hat sie versehentlich nicht aufgenommen. Er arbeitet als Kameramann fürs Fernsehen, scheint für seinen Beruf aber keine sonderliche Begabung zu besitzen. Offenbar handelt es sich nicht um ein einmaliges Missgeschick. Finanziell geht es ihm schlecht, das Geld reicht nicht mal für einen Kaffee. Auch sonst läuft es in Armins Leben nicht eben rund: Einen schon sicher geglaubten One-Night-Stand versemmelt er durch eine ungeschickte Bemerkung.

Ein Besuch des Vaters (Michael Wittenborn) in der Provinz hat auch keine aufheiternde Wirkung, im Gegenteil: Die Großmutter (Ruth Bickelhaupt) liegt im Sterben. Doch als Armin den Vater wieder verlässt, ändert sich plötzlich alles. Alle Menschen sind auf einmal verschwunden. Er findet auch keine Leichen - bis auf die der Großmutter, die wahrscheinlich schon vor der nicht näher definierten Katastrophe verstarb. Nur Tiere haben offenbar überlebt. Nach anfänglichem Schock arrangiert sich Armin mit der Situation. Doch dann gibt es Anzeichen, dass er doch nicht alleine auf der Erde ist...

Regisseur Ulrich Köhler, der seine Spielfilme stets in recht großem Zeitabstand inszenierte, wurde bei "Bungalow" und "Montag kommen die Fenster" zunächst das Etikett der Berliner Schule angeheftet. In diese ohnehin etwas aus der Mode gekommene Schublade wird er mittlerweile eher selten gesteckt. Einem klaren, unspektakulären Inszenierungsstil, der als eines der Kennzeichen dieser Schule gilt, bleibt er allerdings auch bei diesem experimentellen Endzeit-Drama treu.

Der zweistündige Film "In My Room" ist in der ersten Hälfte ein starkes Stück Kino. Die trostlose Lage der Hauptfigur, ihre Einsamkeit und Ziellosigkeit, wird nicht zuletzt durch den facettenreich spielenden Hans Löw und die geschickte Kameraführung mit hoher Intensität vermittelt. Die innere Einsamkeit, die durch die totale Entvölkerung sichtbar wird, ist zunächst packend dargestellt. Leider gestaltet sich die zweite Hälfte dann aber recht zäh, da sie arm an Ideen und interessanten Handlungsverläufen ist. Bedauerlich auch, dass der reizvolle Ansatz eines Films, der sich nach der Einleitung zum Ein-Personen-Stück wandelt, nicht durchgehalten wird. (D/I/120 Min.)

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