"Maria by Callas": Glanz und Elend einer Ikone

17.5.2018, 08:00 Uhr

© Prokino Filmverleih

Zweifellos: Dieser Film ist aus Fanperspektive entstanden. Und doch ist er mehr als eine euphorische Huldigung. Denn der 33-jährige französische Fotograf Tom Volf hat Schätze aus den Archiven gefördert und sorgsam nachbearbeitet, die bislang in Privathaushalten oder Sendern schlummerten. Darunter ein TV-Interview mit dem britischen Starjournalisten David Frost, in dem die Diva 1970 sehr reflektiert und klug über ihr Leben und ihre Karriere spricht.

Und hier fällt auch der Satz "Da sind zwei Menschen in mir, Maria und die Callas...". Letztere wurde eindeutig Opfer eines Medien-Klischees, das sie als launische, angriffslustige "Tigerin" zeichnete. Aber ist über Maria Callas nicht längst schon alles gesagt, gezeigt und geschrieben?

1923 in New York geboren, 1937 mit der Familie nach Griechenland übergesiedelt, von einer überehrgeizigen Mutter in den Sängerberuf getrieben, wo sie erst als rundliche Anfängerin zu den vokalen Sternen greift (etwa als Brünnhilde in "Walküre"), dann nach einer harten Abmagerungskur zum Schönheitsideal aufsteigt und zur Belcanto-Ikone mutiert. Darauf die Scheidung von ihrem sehr viel älteren Ehemann, dem der Ruhm als ihr Manager zu Kopf steigt, kurz danach die unerfüllte Liebe zum griechischen Großreeder Aristoteles Onassis, der sie Jahre später am Telefon abblitzen lässt und ihr kalt mitteilt, er werde Jacky Kennedy heiraten. Und anschließend die späten Jahre voller Einsamkeit und gescheiterter Comeback-Versuche bis zum plötzlichen Tod 1977 in ihrer Pariser Wohnung.

Der Film, der Flughafenszenen, Augenblicke hinter und auf der Bühne, Urlaubsmomente und Konzertmitschnitte bündelt, offenbart auch, wie stoisch und klug die Künstlerin im Grunde mit dem Medienhype um ihre Person umgegangen ist, wie sehr es ihr um Authentizität ging und wie sachlich sie über Opfer sprach, die ihr das Sängerdasein abverlangte — etwa den Verzicht auf eine eigene Familie.

Ganz große Emotionen

Volfs dominierendes Stilmittel: Er lässt allein die Sängerin selbst zu Wort kommen, etwa in den intensiven Briefen, die sie mit ihrer Gesangslehrerin und lebenslangen Vertrauten Elvira de Hidalgo austauschte (gelesen von Eva Matthes), und verzichtet auf Kommentare Dritter. Und auch in den Tondokumenten wird noch einmal deutlich, welch außergewöhnliche Gestalterin die Callas war: Kleinste Gefühlsnuancen und die ganz großen Emotionen – das alles beherrschte sie in einmalig fesselnder Intensität. (F/113 Minuten)

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