"Maria Magdalena": Verfangen im Bibel-Kitsch

15.3.2018, 09:00 Uhr

© Universal

Maria Magdalena ist eine der schillerndsten Figuren der Bibel. Von Papst Gregor I. wurde sie im Jahr 591 als von Jesus bekehrte Sünderin dargestellt. Inzwischen hat sie aber auch Papst Franziskus als "Apostola Apostolorum" (Apostelin der Apostel) und als Erstverkünderin der Auferstehung gewürdigt. Dennoch hält sich das Bild von Magdalena als Hure und Sünderin bis heute in der Öffentlichkeit.

Garth Davis versucht nun, ihr ein angemessenes filmisches Denkmal zu setzten. Er zeigt seine Titelfigur (Rooney Mara) als Frau, der ihr Selbstbewusstsein zum Verhängnis wird. Die Familie hält sie für besessen und traktiert sie mit einem rüden Austreibungsritual. Kurze Zeit später lernt sie Jesus kennen und schließt sich ihm und seinen Jüngern an. Nun folgen die bekannten Stationen: Predigten, Verrat, Kreuzigung, Auferstehung.

Es ist nicht verwunderlich, dass Filme über Jesus eine lange Tradition haben, die bereits im Jahr 1905 beginnt. Anfangs beschränkte man sich weitgehend auf eine biedere Bebilderung der Bibel. Pier Paolo Pasolinis "Das 1. Evangelium – Matthäus" brachte 1964 erstmals einen neuen, realistischen Ton ein. Seinerzeit höchst umstritten, gilt der Film längst als anerkanntes Meisterwerk. Einige folgende Streifen werden noch heute von manchen Christen als pure Blasphemie empfunden. Dazu gehören die Monty-Python-Komödie "Das Leben des Brian", Herbert Achterbuschs "Das Gespenst" oder "Die letzte Versuchung Christi" von Martin Scorsese.

Auch von einem Jesus-Film aus der Sicht Maria Magdalenas durfte man Provokantes erwarten – oder befürchten, je nach Gusto. Doch Proteste sind nicht mal aus den USA mit ihren einflussreichen Fundamentalisten-Gruppen überliefert. Kein Wunder: Garth Davis ist sichtlich bemüht, den Fundis nicht auf die Füße zu treten.

Farbloser Jesus

Das macht "Maria Magdalena" zu einer recht banalen Angelegenheit. Der Film bietet platten Bibel-Kitsch mit Joaquin Phoenix als bemerkenswert farblos und unpassend großväterlich wirkendem Jesus-Darsteller. Bis heute aktuelle Elemente wie die Darstellung patriarchaler Strukturen, sozialer und militärischer Unterdrückung werden aufgegriffen, aber viel zu wenig herausgearbeitet.

Was bleibt, ist eine einfallslose Verklärung Maria Magdalenas statt einer neuen Sicht. Im Vergleich dazu war "Die Passion Christi" von Mel Gibson – der letzte Jesus-Film, der viel Aufsehen erregte – bei aller Kritikwürdigkeit zumindest kraftvoller inszeniert. Und er bot erheblich mehr Diskussionsstoff. (GB/130 Min.)

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