"Molly’s Game": Die Prinzipien der Poker-Queen

8.3.2018, 08:00 Uhr

© Motion Picture Artwork

Es gibt heute nur noch wenige Drehbuchautoren in Hollywood, die man an ihrem Stil erkennt, egal welcher Regisseur ihre Werke verfilmt. Aaron Sorkin ("West Wing", "Social Network", "Steve Jobs") gehört auf jeden Fall dazu. Seine Dialoge sind keine netten Konversationen, sondern rasante Wortgefechte, die mit ihrer hohen Informationsdichte das Publikum immer wieder an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit bringen.

Es braucht ein wenig Zeit, bis man sich als Zuschauer in das Tempo eingegroovt hat und die Schlagfertigkeit, die Eleganz, die Musikalität der Sprache erkennt. Im amerikanischen Original hat das oft etwas von einem guten Hip-Hop-Song, in der deutschen Synchronisation bleibt meist nur die Schnelligkeit als Markenzeichen erhalten. Nun legt Sorkin mit "Molly’s Game" seine erste eigene Regiearbeit vor.

Von 2003 bis 2011 veranstaltete eine gewisse Molly Bloom in Los Angeles und New York Pokerrunden, in denen Hollywoodstars, Sportler, Banker und Ganoven mit extrem hohen Einsätzen Millionenbeträge verspielten, bis das FBI die Gastgeberin wegen vermeintlicher Kontakte zur russischen Mafia in Haft nahm. Jessica Chastain spielt die Tochter aus gutem, mittelständischen Hause, die das Jura-Studium in den Wind bläst und nach Los Angeles zieht.

Dort wird sie bald als Assistentin von dem Möchtegern-Geschäftsmann Dean Keith (Jeremy Strong) angeheuert, der für ein paar betuchte Promis eine Pokerrunde organisiert.

Molly arbeitet sich schnell in die Materie ein, übernimmt kurzerhand das Spiel und verlagert es vom Hinterzimmer einer Bar in ein Nobelhotel. In einer rasanten Rückblenden-Dramaturgie wird zwischen dem Aufstieg der Poker-Queen und einer Gegenwartserzählung hin- und hergeswitcht, in der Molly sich mit ihrem Anwalt Charly Jeffey (Idris Elba) vor Gericht verantworten muss. Das FBI bietet ihr einen Deal an. Aber Molly hat ihre eigenen moralischen Prinzipien.

Mit Jessica Chastain hat Aaron Sorkin die ideale Hauptdarstellerin gefunden, die nicht nur die Hochgeschwindigkeitsdialoge souverän handhabt, sondern auch hinter der Fassade der kühlen Geschäftsfrau die Intelligenz und Integrität ihrer Figur glaubwürdig herausarbeitet.

Nach ihren Einsätzen in Kathryn Bigelows "Zero Dark Thirty" und John Maddens "Die Erfindung der Wahrheit" überzeugt Chastain auch hier wieder als kompetente Frau, die sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen versteht. Aber so gerne man ihr bei der Arbeit zuschaut — mit 140 Minuten ist "Molly’s Game" deutlich zu lang geraten. Auf so manche Pokerfachsimpelei hätte man gerne verzichtet. (USA/140 Min.)

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